Eine besondere Form dieser Erschöpfung ist das Burnout-Syndrom. Betroffene fühlen sich dauerhaft ausgebrannt und gestresst. Umso wichtiger ist es, nach der Diagnose durch einen Facharzt aktiv zu werden und die richtige Form der Behandlung festzulegen. Welche Anzeichen und Beschwerden auf ein Burnout hindeuten und wie sich die Krankheit von einer Depression unterscheidet, haben wir uns einmal genauer angeschaut.

Modekrankheit Burnout? Von wegen!
Es gibt Tage, an denen uns nur wenig gelingen will. Schnell empfinden wir dann Gefühle und Zustände wie Erschöpfung, Unmut oder Unzufriedenheit. Bei den meisten Menschen legt sich die schlechte Stimmung nach einiger Zeit jedoch wieder und sie verspüren neue Energie. Bei anderen Menschen hingegen können Angst, private Probleme oder Stress am Arbeitsplatz zu chronischer Erschöpfung führen, die sich sowohl körperlich als auch emotional bemerkbar macht.
Burnout-Syndrom: was steckt hinter der "Volkskrankheit"?

Der Begriff Burnout wurde in den 1970er Jahren von Herbert Freudenberger geprägt. Der New Yorker Psychotherapeut litt an starken Erschöpfungssymptomen und beschrieb seinen Zustand als "ausgebrannt". Fortan beschäftigte er sich intensiv mit den Anzeichen und Auswirkungen seiner Beschwerden und machte den Begriff Burnout salonfähig. Mittlerweile gilt das Beschwerdebild als moderne Volkskrankheit. Menschen, die viel arbeiten, großer Belastung ausgesetzt oder überfordert sind, erhalten oftmals die Diagnose Burnout. Allerdings ist der weit verbreitete Erschöpfungszustand bis heute nicht als offizielle Erkrankung anerkannt, sodass der Begriff des Burnout-Syndroms in der Fachwelt stark umstritten ist. Von der Hand zu weisen sind die psychischen Leiden, die dem Burnout zugeschrieben werden, allerdings dennoch nicht. So begünstigt besonders eine nicht intakte Work-Life-Balance die Symptome, die als Ursache für die sogenannte Erschöpfungsdepression gelten.
Ebenso können allerdings auch äußere Umstände und Gegebenheiten zu einer starken emotionalen Belastung führen. So haben Ärzte und Psychotherapeuten besonders im Verlauf des vergangenen Jahres einen Anstieg an vor allem jungen Patienten verzeichnet, die unter Ängsten, Sorgen oder depressiven Stimmungen litten. Die Ursache war in vielen Fällen die Corona-Krise, die bei den Patienten chronischen Stress und erste Anzeichen einer depressiven Phase auslöste. Kein Wunder, schließlich ist besonders die soziale Isolation ein Umstand, der das Leben in unserer Gesellschaft auf eine Art und Weise lahmlegt, wie wir sie in dieser Form noch nicht erlebt haben. Menschen mit einer negativen Einstellung oder einer Prädisposition für mentale Unstabilität erleben Einschränkungen wie diese oftmals noch intensiver und sind demnach auch anfälliger für psychische Leiden.
Burnout & Depression – fließender Übergang
Was auf den ersten Blick in vielen Fällen als Depression bezeichnet wird, bedarf auf den zweiten Blick oftmals einer detaillierteren Diagnose. Denn obwohl sowohl das Burnout-Syndrom als auch die Depression ähnliche Symptome aufweisen, unterscheiden sich beide Krankheitsbilder vor allem in Hinblick auf die jeweiligen Therapie-Formen. Zudem empfinden Menschen, die an einer Depression leiden, im Gegensatz zu Patienten mit Burnout-Syndrom häufig starke Hoffnungslosigkeit und leiden an einem mangelnden Selbstwertgefühl. Der Erschöpfungszustand von Burnout-Betroffenen bezieht sich hingegen meist auf die mentale Überforderung im Berufs- oder auch im Privatleben.
Symptome und Anzeichen bei Burnout
Um insbesondere die Ursache geistiger Erschöpfung definieren zu können, sollten Betroffene professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Handelt es sich bei ihren Beschwerden um Symptome für ein Burnout, können Fachärzte dessen Dimension anhand der folgenden drei Beschwerdebereiche eingrenzen:
- Erschöpfung: Betroffene leiden sowohl an emotionalen als auch an körperlichen Beschwerden wie ständiger Müdigkeit, Erschöpfung und Niedergeschlagenheit sowie Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Problemen.
- Berufliche Entfremdung / Depersonalisierung: Menschen, die ein Burnout haben, empfinden ihre Arbeit über einen längeren Zeitraum hinweg zunehmend als Belastung und entwickeln eine negative, teilweise sogar zynische Einstellung gegenüber ihren Aufgaben sowie Kollegen.
- Abnehmende Leistungsfähigkeit: Burnout-Patienten erleben sowohl berufliche als auch private Tätigkeiten zunehmend als Belastung. Selbst der Haushalt sorgt für Überforderung und Frust, der sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar macht.
Die Ursachen für eine psychische Erkrankung können unterschiedlichster Natur sein. Werfen wir allerdings einen Blick auf die aktuellen Geschehnisse rund um die Bekämpfung der Ausbreitung der Corona-Pandemie, ist anzunehmen, dass viele Menschen zunehmend ein Gefühl von Überforderung und Ungewissheit plagt. Dieser psychische Stress macht sich nicht nur mental, sondern auch körperlich bemerkbar. Magen-Darm-Beschwerden und chronische Kopfschmerzen deuten dann oftmals darauf hin, dass Betroffenen statt mit einer einfachen Krankschreibung viel eher mit einer entsprechenden Behandlung geholfen wäre. Während allerdings ein Burnout-Syndrom in vielen Fällen mit einer Kur oder einer längeren Auszeit behandelt werden kann, hilft es Patienten im Falle einer Depression eher, engmaschig begleitet zu werden und bestenfalls eine Psychotherapie zu absolvieren.
Wann wird aus Überforderung ein Burnout? Maßnahmen für die erste Diagnose

Um zu erkennen, ob es sich bei Betroffenen tatsächlich um eine Erschöpfungsdepression handelt, greifen Spezialisten auf verschiedene Hilfsmittel zurück. Besonders weit verbreitet ist die Nutzung des sogenannten Maslach Burnout Inventory (MBI). Der von Christina Maslach und Susan Jackson entwickelte Fragebogen hilft Spezialisten dabei, die psychischen Symptome ihrer Patienten einzuordnen und eine entsprechende Therapie zu verordnen. Dabei werden die drei bereits aufgeführten Dimensionen eines Burnout-Syndroms gemessen und bewertet: die emotionale Erschöpfung, die Depersonalisierung und die reduzierte Leistungsfähigkeit. Der Test dient allerdings in erster Linie dazu, zu ermitteln, inwieweit Betroffene gefährdet sind, an einem Burnout-Syndrom zu erkranken. Für eine erste Einordnung ihres psychischen Leidens bewerten die Patienten, inwieweit bestimmte Aussagen auf sie zutreffen.
Dazu zählen auf der Ebene der mentalen Erschöpfung unter anderem:
- Ich fühle mich müde, wenn ich morgens aufstehe.
- Durch meine Arbeit fühle ich mich ausgebrannt.
- Den ganzen Tag mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten, ist eine Strapaze für mich.
- Meine Arbeit frustriert mich.
Verdacht auf Burnout? So geht's weiter
Den tatsächlichen Grad sowie die Intensität der anhaltenden Erschöpfung auf mentaler und körperlicher Ebene gilt es, mittels weiterer Tests und in Gesprächen mit Fachärzten zu konkretisieren. Dabei werden neben dem Privatleben auch der Arbeitsplatz sowie äußere Umstände wie derzeit die Corona-Krise genauer beleuchtet und in einen Zusammenhang mit den vorliegenden Symptomen gebracht. Spezialisten empfehlen zudem, bei starkem Stress oder anhaltender Unzufriedenheit präventive Angebote wie regelmäßige Burnout-Check ups in Anspruch zu nehmen. So können Betroffene früh handeln und gemeinsam mit ihrem Arzt entscheiden, ob Maßnahmen wie ein Jobwechsel, ein Kur-Aufenthalt oder eine Psychotherapie notwendig sind.
Neben der Bereitschaft, aktiv zu werden und sich helfen zu lassen, müssen Menschen, die an einer Depression oder einem Burnout-Syndrom leiden, jedoch in erster Linie Geduld beweisen. Geduld mit sich, mit ihrem Körper und mit ihrem Geist. Denn um das eigene Leben neu zu ordnen und mentalen Stress zu vermeiden, braucht es in den meisten Fällen vor allem eines: genügend Zeit.