„Reden Sie mit uns!"
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Patientenservice | Wir haben nachgefragt

Was Patienten wollen

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Kunst als Ausdrucksform

„Reden Sie mit uns!"

Verwirrende Gänge in einem Irrgarten. Viele Fragezeichen, eher gedeckte Farben. Gesichtslose Gestalten. Dunkle Wolken – aber auch helle für die Hoffnung auf Heilung oder Verbesserung. Das entsteht, wenn Patienten mit großem Pinsel und Acryl einen Klinikaufenthalt auf eine Leinwand malen.

Einige unserer Patienten hatten wir zu einem ungewöhnlichen Interview gebeten. Wir wollten wissen: Was erwarten sie von einem Krankenhaus? Was brauchen sie und wie können wir uns besser als bisher auf ihre Bedürfnisse einstellen? Wenn wir uns den Weg eines Patienten von der Diagnostik bis zur Nachsorge ansehen – wo läuft es gut, wo „knirscht" es? Wo werden wir den Erwartungen nicht gerecht? Wir haben sie eingeladen, gemeinsam mit einigen unserer Experten und Kollegen darüber zu diskutieren. Und das nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bildern und Zeichnungen: Unterstützt durch die Kunsttherapeutin Friederike Heitert aus unserer Klinik in Schwerin entstand ein großflächiges Bild, auf dem die Teilnehmer mit Pinsel und Farbe ihre Erfahrungen mit dem System Krankenhaus bannten. Begleitet wurde die Kunstaktion von einem Filmteam, das den Entstehungsprozess und die Diskussionen aufzeichnete.

Die richtigen Informationen sind entscheidend

Eine Gruppe steht in einem Halbkreis vor einer bunten Leinwand.
Kunsttherapeutin Friederike Heitert unterstützt die Gruppe ihre Wünsche auf Leinwand zu bringen | Foto: Helios

„Zufrieden, mit kleineren Problemen und Schwierigkeiten", so beschreibt Patient Robert Bergmann (60) seine Erfahrungen im Krankenhaus. Eine Zusammenfassung, die auch für die übrigen teilnehmenden Patienten gelten kann. Doch was sind Probleme und Schwierigkeiten? Vor allem ein „Sich-verloren-Fühlen" beschrieben die Teilnehmer und berichteten den Klinikexperten offen und persönlich von ihren Ängsten und Erfahrungen als Patienten oder als Angehörige von Patienten.

Schnell stellte sich heraus, dass auch die teilnehmenden Helios Kollegen eigene Erfahrungen als Patienten mitbringen und ganz ähnliche Erfahrungen machten. Heike Fehlberg, mehr als 20 Jahre lang Pflegedirektorin im Helios Klinikum Leezen und heute Projektleiterin, erinnert sich: „Als ich selbst als Patientin in der Klinik war, hatte ich mehr Ängste und Bedenken und häufiger das Gefühl, dass ich nicht richtig informiert war – obwohl ich das System kannte." Eine Erfahrung, die ihr dabei hilft, sich noch stärker in die Perspektive der Patienten zu versetzen.

Wir sind in der Pflege häufig nach der Aufnahme die ersten Ansprechpartner. Erklären dem Patienten, was mit ihm in den nächsten Tagen passiert. Worauf er sich einstellen muss.

Heike Fehlberg, Projektleiterin Bereich Pflege | Helios Klinikum Leezen

„Manchmal kommen auch nach Visiten die Patienten auf uns zu und lassen sich Themen oder die Wirkung von Tabletten nochmal erklären", so ihre Beobachtung. „Denn in der Visite bleiben manchmal Fragezeichen zurück. Die Situation ist für Patienten eher fordernd."

Eine gute Koordination beugt Problemen vor

Eine Frau mit kurzen Haaren und einer roten Schürze malt auf einer Leinwand und schaut dabei in die Kamera
Eine Patientin beim Malen | Foto: Helios

Ein weiteres Thema, das Patienten stark beschäftigt, sind Wartezeiten. Marianne Prehm aus Brandenburg berichtet als Angehörige, aber auch als Patientin von Tagen, an denen sie frühmorgens in die Klinik bestellt wurde und bis zum Mittag auf ihre Untersuchung warten musste. Für sie eine belastende Situation: „Wir wohnen ländlich und haben immer einen Anfahrtsweg. Da steht man für so einen Termin auch schon mal früh um fünf auf und geht dann hungrig in die Klinik, und das alles im Grunde umsonst", berichtet sie. „Vielleicht müsste man aufhören, alle Patienten gleichzumachen und eine etwas bessere Logistik einführen", überlegt sie. Prof. Dr. Rudolf Leuwer, Medizinischer Regionalgeschäftsführer der Region West, kennt das Problem.

„Das sollte so nicht passieren", erklärt er und beschreibt Hintergründe zur Vergabe von Betten und Untersuchungsräumen. „Es erfordert eine gute Koordination und man muss ständig daran arbeiten und Abläufe hinterfragen", so Leuwer. Hinterfragen – das ist definitiv ein Thema für Patientin Margarete Vierjahn. Ihre Zeichnung zeigt zwei Figuren vor einem intensiven, farblich eher freundlichen Hintergrund in Orange und Grün. Zwei, die sich begleiten. „Aber eben auch zwei, die sich unterstützen und füreinander einsetzen", beschreibt sie. Sie setzt sich als Leiterin der Selbsthilfegruppe Adipositaschirurgie im Helios Klinikum Berlin-Buch intensiv für die Belange von Patienten ein – erwartet aber auch von den Patienten, sich nicht zu sehr in eine „Vollversorgungserwartung" zu begeben. „Wenn man in eine Klinik geht, muss man eine positive Grundeinstellung mitbringen und mithelfen, sonst wird man nicht gesund", fordert sie.

Das Wichtigste, was das Krankenhaus zu leisten hat, ist für mich eine ordentliche medizinische Versorgung und eine gute Operation. Und nach der OP will ich mich nicht alleingelassen fühlen. Aber danach bin ich als Patientin selbst gefragt. bekräftigt Vierjahn.

Margarete Vierjahn, Patientin
Eine Gruppe Menschen mittleren Alters steht vor einer bunten Leinwand. Sie tragen Malerschürzen und lächeln in die Kamera.
Die Projektteilnehmer sind stolz auf ihr kreatives Ergebnis | Foto: Helios

Eine Vorstellung, die sie mit Klinikgeschäftsführer Dr. Osman Mersinli von der Helios Klinik in Uelzen teilt. „Für uns ist es zuweilen schwierig, das umzusetzen", erklärt er. „Wir haben beispielsweise ein Programm, bei dem die Patienten, sofern es ihnen möglich ist, ihr Mittagessen in der Cafeteria einnehmen können, statt im Bett zu liegen. Doch wir sind immer wieder überrascht, dass das nicht alle Patienten für eine gute Idee halten", so Mersinli.

„Reden Sie mit uns!", fordert Vierjahn ihn auf. Sie suche immer wieder den Kontakt zur Klinikleitung und spricht auch kritische Themen an. „Bei so vielen Sachen im Umgang mit Patienten hilft das Zaubermittel Kommunikation", so Vierjahn.

Was wollen Patienten? Was macht einen Krankenhausaufenthalt angenehmer? Wir bekommen Antworten von unseren Patienten in einem kreativem Kunstprojekt | Video: Helios