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Sex in der Schwangerschaft: Ja oder nein?

Sex entspannt, hilft beim Einschlafen und fördert die Bindung zwischen dem Paar. Auch in der Schwangerschaft ist Geschlechtsverkehr definitiv erlaubt und befördert das Liebesleben vielleicht sogar auf ein ganz neues Level. Dennoch gibt es ein paar Dinge zu beachten.

Sex in der Schwangerschaft: Ja oder nein?

Was ist beim Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft zu beachten?

Sex in der Schwangerschaft ist definitiv kein Tabuthema. Während Schwangere viele körperliche, hormonelle und emotionale Veränderungen erleben, muss auch der Partner lernen, sich darauf einzustellen. Eine Schwangerschaft kann sich auf das Sexleben auswirken – sowohl positiv als auch negativ. Es ist wichtig, dass die werdenden Eltern miteinander über ihre sexuellen Bedürfnisse und Gefühle sprechen.

Eine offene Kommunikation schafft Nähe und Sicherheit. Zusätzliche Absicherung schafft ein vertrauensvolles Gespräch mit der behandelnden Gynäkologin beziehungsweise dem behandelnden Gynäkologen.

„Ich habe häufig Paare im Gespräch, bei denen das Liebesleben zum Thema wird. Die eigene Unsicherheit belastet die Zweisamkeit“, bestätigt Priv.-Doz. Dr. Gert Naumann. Als Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe kennt er sich mit den Sorgen und Ängsten seiner Patientinnen bestens aus.

Besonders das zweite Trimester, also die Zeit zwischen der 13. und 28. Schwangerschafts-woche, beschreiben viele Frauen als angenehm und ereignisreich. Viele haben in diesen Wochen ein verstärktes Lustempfinden. Im zweiten Trimester hat sich der Körper der Frau an die Schwangerschaft gewöhnt. Übelkeit und Müdigkeit sind weitestgehend verschwunden. Der Bauchumfang ist noch überschaubar und verursacht noch keine Probleme.

Aber der Bauch wächst weiter – von Woche zu Woche werden große Veränderungen sichtbar.

Im dritten Trimester verspüren Schwangere daher meist wieder weniger Lust auf Geschlechtsverkehr. Nicht nur Bewegungen fallen schwerer – auch Beschwerden wie Rückenschmerzen, Sodbrennen oder Schlafstörungen treten auf.

„An dieser Stelle möchte ich das Thema Hygiene hervorheben. Mangelnde Hygiene kann Infektionen begünstigen. Diese wiederum können vorzeitige Wehen auslösen und zu einer Frühgeburt führen. Bakterien oder Pilze müssen nicht sein. Körperhygiene steht beim Sex in der Schwangerschaft an oberster Stelle“, so Chefarzt Gert Naumann.

Sex in der Schwangerschaft: Starkes Verlangen versus keine Lust

Eine Schwangerschaft verändert die werdenden Eltern. „Beide Partner müssen sich an die neue Situation gewöhnen. Auch der schwankende Hormonhaushalt bringt aufregende Veränderungen mit sich“, weiß Priv. Doz. Dr. Gert Naumann. „Doch den genauen Ablauf einer Schwangerschaft kann man nie vorhersehen. Bei zahlreichen Schwangeren entsteht ein sehr starkes Verlangen auf Geschlechtsverkehr. Andere Frauen klagen dagegen über sexuelle Unlust.“

 

Während der Schwangerschaft produziert der weibliche Körper Schwangerschaftshormone. Diese sorgen für eine stärkere Durchblutung der Geschlechtsorgane. Vaginalbereich und Brustwarzen werden empfindlicher. Aber Achtung: Bei manchen Schwangeren kann diese erhöhte Durchblutung als unangenehm oder schmerzhaft empfunden werden.

 

Sind die ersten zwölf Wochen überstanden, kann der Sex für werdende Mütter also ein ganz besonders intensives Erlebnis sein. „Werdende Väter haben bezüglich des Liebeslebens meist größere Ängste als Frauen. Sie bewegen sich zwischen Faszination und Verunsicherung.“

 

In der letzten Phase der Schwangerschaft steht der Schutz des Babys im Mittelpunkt. Der Körper merkt, dass die Geburt nicht mehr weit entfernt ist. Und auch die werdenden Mütter verspüren ein vermehrtes Verlangen nach Sicherheit und Geborgenheit.

 

Kann Sex dem Baby schaden?

Die größte Sorge beim Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft ist, dem ungeborenen Kind zu schaden. Das ist jedoch ein verbreiteter Mythos, der längst widerlegt wurde. „Das ungeborene Kind ist in der Gebärmutter grundsätzlich gut geschützt – auf ein leidenschaftliches Liebesleben muss während einer Schwangerschaft nicht verzichtet werden“, so der Chefarzt des Helios Klinikums Erfurt. 

 

„Irgendwann kommt die Zeit, in der man das Ungeborene im Bauch spüren kann – seien es Zappeln, Tritte oder andere kleinere Bewegungen. Manche spüren die Bewegungen des Babys beim Orgasmus besonders stark. Das ist aber kein Grund zur Sorge“, sagt der erfahrene Gynäkologe. Das Baby reagiere lediglich auf den schnelleren Herzschlag und den erhöhten Blutdruck der Mutter. „Das Ungeborene spürt es nicht, wenn der Penis in die Scheide eindringt. Eine Verletzung des Babys ist dadurch nicht möglich.“ 

 

Wenn sich eine Partnerin oder ein Partner dabei dennoch unwohl fühlt, sprechen Sie das Thema beim nächsten Arztbesuch an. „Das muss Ihnen nicht peinlich sein. Ihre Offenheit ist die Voraussetzung für eine kompetente Beratung", betont Dr. Gert Naumann.

 

Helios Klinikum Erfurt

Chefarzt | Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Leiter des Gynäkologischen Tumorzentrums

Werdende Väter haben bezüglich des Liebeslebens meist größere Ängste als Frauen. Sie bewegen sich zwischen Faszination und Verunsicherung.

Welche Sex-Stellungen sind in der Schwangerschaft besonders geeignet?

Im Liebesleben ändert sich während einer Schwangerschaft einiges. Woche für Woche wird es schwieriger, eine geeignete Sexstellung zu finden. Gewohnte Stellungen funktionieren schlichtweg nicht mehr – der wachsende Babybauch wird zu einer wahren Herausforderung. 

Die meisten Frauen bevorzugen während der Schwangerschaft eine sitzende Position oder eine Stellung in Seitenlage. Vor allem im letzten Trimester fühlen sich einige Stellungen nicht mehr so gut an wie früher. Beschwerden wie Rückenschmerzen und Gewichtszunahme können die Lust zusätzlich mindern.

 

Muss man während der Schwangerschaft verhüten?

Eine schwangere Frau kann nicht noch einmal schwanger werden. „Ich rate dennoch zum Gebrauch eines Kondoms, um Infektionskrankheiten keine Chance zu geben“, erklärt der Experte. Kondome schützen vor Geschlechtskrankheiten und Infektionen. Dies ist in der Schwangerschaft besonders wichtig, denn eine Infektion kann zu Komplikationen bei der Geburt oder zu einer Frühgeburt führen.

 

Andere Verhütungsmaßnahmen sollten eingestellt werden. Pille, Spirale und andere Verhütungsmittel erfüllen keinen tieferen Zweck mehr. Sogar im Gegenteil – die Anti-Baby-Pille sollte schnellstmöglich abgesetzt werden, um eine unnötige Medikamenteneinnahme zu meiden.

 

Kann Sex Frühwehen oder eine Fehlgeburt auslösen?

Geschlechtsverkehr löst keine Frühwehen aus. Durch Orgasmen und Sperma können allerdings Gebärmutterkontraktionen ausgelöst werden. Das Zusammenziehen der Gebärmutter fühlt sich dann meist intensiver an als sonst. Das liegt auch daran, dass die Gebärmutter hier empfindlicher reagiert.

Besteht bei der Schwangeren generell ein erhöhtes Risiko für Frühwehen, so sollte die Ärztin beziehungsweise der Arzt Auskunft geben können, ob Sex in der Schwangerschaft in Ordnung ist. Ein erhöhtes Risiko für Frühwehen besteht bei Frauen unter 18 und bei Frauen über 35 Jahren. Außerdem können Frühwehen durch den Konsum von Tabakwaren und alkoholischen Getränken begünstigt werden. Dass Geschlechtsverkehr die Einleitung der Wehen begünstigt, ist ein weit verbreitetes Gerücht.

„Generell ist Sex in der Schwangerschaft erlaubt, wenn kein erhöhtes Risiko vorliegt. . Auch Fehlgeburten sind durch Geschlechtsverkehr äußerst unwahrscheinlich. Treten allerdings Blutungen oder andere Beschwerden auf, sollte das Paar für eine gewisse Zeit zurückhaltender sein“, so Naumann.

„Eine Schwangerschaft ist von der Zeugung bis zur Geburt als sehr komplexer Vorgang anzusehen. Manchmal reicht ein verkürzter Gebärmutterhals, ein Problem bei der Einnistung in der Gebärmutter oder eine kleine Infektion aus, um eine Fehlgeburt herbeizuführen.“ Etwa die Hälfte aller Fehlgeburten sind auf Fehlentwicklungen des Fötus zurückzuführen.

Wann ist Sex in der Schwangerschaft verboten?

Chefarzt Naumann betont: „Falls starke Blutungen, Schmerzen oder Krämpfe nach dem Geschlechtsverkehr auftreten, sollte direkt der Gang zur behandelnden Ärztin beziehungsweise zum behandelnden Arzt erfolgen“. Leichte Krämpfe oder Schmierblutungen sind dagegen ganz normal.

Ich rate meinen Patientinnen äußerst selten aus medizinischen Gründen vom Sex in der Schwangerschaft ab. Medizinische Gründe können sein: eine zurückliegende Frühgeburt, auftretende Frühwehen, eine Gebärmutterhalsschwäche, eine geplatzte Fruchtblase, starke vaginale Blutungen, übertragbare Geschlechtskrankheiten des Partners oder eine Mehrlingsschwangerschaft.“

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