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Cannabis: Fatale Folgen statt innerer Ruhe

Dass die gesundheitlichen Folgen von Cannabis noch immer verharmlost werden, bedauert und kritisiert Dr. Andries Korebrits, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Helios Park-Klinikum Leipzig.

Rolling joints with trimmed cannabis grown in California.

Eigener Konsum wird falsch eingeschätzt

„Mir kann nichts passieren. Ich habe das im Griff.“ Aussagen wie diese sind gängig unter Jugendlichen, die Drogen konsumieren. Ein „Muntermacher“ vor der langen Partynacht, etwas Alkohol bei zu viel Stress und einen Joint zum Feierabend, um den Tag „gemütlich“ ausklingen zu lassen. Niemand kann sagen, dass Ärzt:innen, Psycholog:innen oder Suchtkranke nicht ständig vor der Einnahme und den gesundheitlichen Folgen von Suchtmitteln warnen. Doch das Gesagte verhallt oft ungehört.

Studien belegen inzwischen, dass die Zahl der Jugendlichen, die rauchen und zu viel Alkohol trinken, stagniert, ja sogar leicht rückläufig ist. „Entwarnung stellt sich deshalb aber nicht ein“, betont Dr. Andries Korebrits. Denn gleichzeitig registrieren Expert:innen wieder eine drastische Zunahme des Konsums von Cannabis und stellen fest, dass Jugendliche immer früher zur Flasche greifen.

Cannabis-Konsum hat gravierende Folgen

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig. Ein Grund könnte die seit Jahren geführte Diskussion um die Schädlichkeit von Cannabis sein, so Dr. Korebrits. Immer wieder wird behauptet, dass Cannabis kaum Nebenwirkungen habe und keine Langzeitschäden verursache.

„Das ist aber nur die halbe Wahrheit und mag für einen erwachsenen Menschen bei gelegentlichem Konsum an bis zu fünf Tagen pro Monat zutreffen. Wer hingegen Cannabis täglich konsumiert, muss dauerhaft mit gravierenden Folgen rechnen“, stellt der Mediziner klar.

Langzeitfolgen und Kombination mit anderen Drogen

Beeinträchtigungen des Arbeits- und Kurzzeitgedächtnisses oder Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen lassen sich bei Patient:innen, die mit Suchtproblemen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie vorstellig werden, regelmäßig nachweisen. „Langzeitstudien belegen darüber hinaus, dass ein dauerhafter Konsum von Cannabis mit schulischen und später beruflichen, finanziellen und familiären Problemen einhergeht“, sagt Dr. Korebrits. „Fatal ist darüber hinaus“, fügt er an, „dass Cannabis selten allein konsumiert wird, sondern oftmals in Kombination mit anderen Drogen.“ Nikotin, Alkohol, Amphetamine, Ecstasy, Kokain und andere mehr stehen hierfür Pate. Mit verheerenden Folgen.

Wirkung von Cannabis-Konsum

Cannabis täuscht dem, der es konsumiert, ein „vermeintlich angenehmes Wegtreiben“ vor, erläutert Dr. Korebrits. „Es vermittelt innere Ruhe, nimmt Druck heraus und versetzt in positive Stimmung. Letztendlich führt es den Betreffenden aber zu Schwerfälligkeit, nimmt ihm jeglichen Antrieb, senkt den Leistungswillen und nachweislich den IQ“, betont der Mediziner. Bei hohen Cannabisdosen oder dauerhaftem Konsum kann es darüber hinaus zu psychotischen Reaktionen kommen.

Angesichts dessen, dass sich die Konzentration des Wirkstoffs der Droge Tetrahydrocannabinol (THC) in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter erhöht hat, sind die erwähnten Schädigungen kaum noch zu leugnen. Dieser Anstieg von THC führt im Weiteren zu einem schnelleren Abhängigkeitsverhalten der Konsument:innen.

Cannabis und Coronapandemie

Die Coronapandemie hat besonders jenen Jugendlichen, die eine feste Struktur im Leben brauchen, schwer zugesetzt. „Unser Eindruck ist, dass sich während dieser Zeit der Cannabiskonsum noch einmal erhöht hat“, berichtet Dr. Andries Korebrits aus dem Klinikalltag. Auf der Drogenstation der Kinder- und Jugendpsychiatrie nehme der Cannabiskonsum und -missbrauch seinen Worten zufolge bereits Platz zwei ein. 

Die Beschaffung der Droge sei zudem längst kein Problem mehr. Illegales Dealen auf der Straße oder Shops, die den Wirkstoff als Medikament halb legal verkaufen, bereiten Expert:innen wie ihm große Sorgen. „Auch von einzelnen Politikern wird Cannabis noch immer verharmlost. Da werden viele Irrtümer verbreitet“, sagt er.

Dass im Zuge der Coronakrise die Partyszene zum Erliegen kam, bremst den Cannabis- und anderen Drogenkonsum sicherlich etwas aus. Aufhalten wird es den Missbrauch aber nicht. An dem werden auch zukünftig nur wenige verdienen. Die Zahl der Verlierer aber wird weiter steigen.

Wissenshäppchen: Medizinisches Cannabis

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