In neun von zehn Fällen aller akuten Rückenschmerzen verschwinden diese wieder von selbst. In fünf bis zehn Prozent der Fälle chronifiziert sich der Rückenschmerz. Dr. med. Andreas Ubl, Oberarzt des neurochirurgischen Wirbelzentrums in der Helios Klinik Bleicherode und zertifizierter Wirbelsäulenchirurg der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft DWG spricht mit uns über die Arten von Rückenschmerzen und gibt Tipps, die gegen akute Rückentücken helfen.

10 Tipps gegen Rückenschmerzen
Rückenschmerzen sind Volkskrankheit Nr. 1: Jeder Dritte in Deutschland hat sie, über 70 Prozent erwischt es einmal im Jahr. Achtzig Prozent der deutschen Bevölkerung hat mindestens eine Episode relevanter Rückenschmerzen in ihrem Leben.
Welche Formen von Rückenschmerzen gibt es?

"Es gibt den akuten und den chronischen Rückenschmerz. Akut bedeutet plötzlich/sofort aufgetretene Schmerzen. Dieser hält maximal sechs Wochen an", so Dr. Andreas Ubl. Subakute Rückenschmerzen können sechs bis zwölf Wochen andauern. Chronisch bedeutet einen anhaltenden Rückenschmerz von mehr als drei Monaten.
Dr. Ubl: "Zudem teilen wir Rückenschmerzen in einen unspezifischen Rückenschmerz ein, was in 95 Prozent der Fälle vorliegt, wobei sich keine organische Ursache für den Schmerz finden lässt. Daneben gibt es den Rückenschmerz ohne und mit Nervenbedrängung. Hierzu zählen zum einen Gelenksblockaden, Bandscheiben- oder Wirbelkörper-Degeneration und zum anderen aber der Bandscheibenvorfall oder Spinalkanalstenose et cetera."
Der akute Rückenschmerz ist eine Warnfunktion und kann zum Beispiel auf eine zugrundeliegende Entzündung oder Verletzung hindeuten.
Chronische Rückenschmerzen können sich zu einem eigenständigen Krankheitsbild entwickeln, wir sprechen dann häufig von einem „Schmerzgedächtnis“. Der Schmerz besteht dann unabhängig von der Ursache und begleitet den Patienten täglich, psychische Belastung dadurch sind nicht unüblich.
![]()
Es gibt den akuten und den chronischen Rückenschmerz. Akut bedeutet plötzlich/sofort aufgetretene Schmerzen. Dieser hält maximal sechs Wochen an.
Welche Ursachen können Rückenschmerzen haben?
Die Ursachen von Rückenschmerzen reichen von Verspannungen, Blockaden, Zerrungen bis hin zu medizinisch diagnostizierbaren Ursachen wie Wirbelbrüche, Bandscheibenvorfälle, arthrotische Veränderungen (wie zum Beispiel Einengungen des Wirbelkanals), Deformierungen an der Wirbelsäule (z. B. Skoliose), Infektionen, Tumorerkrankungen und entzündlich rheumatische Erkrankungen wie beispielsweise Morbus Bechterew.
Die Aussage "Harte Arbeit ein Leben lang“ beschreibt die häufigste Ursache von Rückenschmerzen und umfasst ein multifaktorielles Geschehen:
- Genetische Faktoren (Veranlagung)
- Bwegungsmangel
- Fehlbelastung
- psychische Belastung (Stress, Überforderung, Angst, etc.)
- falsche Ernährung (Übergewicht, Rauchen)
- körperliche Ursachen zum Beispiel Beinlängenverkürzung, Wirbelsäulenverkrümmung (z. B. Skoliose)
- aufrechter Gang
10 Tipps gegen Rückenschmerzen
- 1. Rückenfreundlicher Sport, wie Spazierengehen, Aquafitness, Nordic-Walking, Tanzen, Yoga, Pilates, Tai-Chi und gezielte Rückenschule für Rücken und Bauchmuskulatur
- 2. Wärme
- 3. Physiotherapie
- 4. Übergewicht reduzieren
- 5. Richtig heben, sitzen etc.
- 6. Matratze überprüfen
- 7. Psyche stärken (Meditation, Achtsamkeit)
- 8. in Absprache mit dem Arzt auch medikamentöse Therapie
- 9. Ergonomie am Arbeitsplatz: Dynamisches Sitzen (öfter Gewicht verlagern, sich anlehnen, Vorbeugen gegebenenfalls dynamisches Sitzkissen verwenden), Bürostuhl und Sitzposition individuell einstellbar, Bildschirm und Tastatur richtig positionieren
- 10. Bewegung, Bewegung, Bewegung! Bewegung lässt sich auch am Arbeitsplatz mit einbauen: Beispiel zum Telefonieren aufstehen, Spaziergang in der Mittagspause, mit dem Rad zur Arbeit, eine Bushaltestelle früher aussteigen und den Rest zu Fuß gehen etc.)