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Kunstherz Erfahrung: Wenn das Herz in einer Umhängetasche schlägt

Rom sollte eine schöne Auszeit sein. Doch kaum in der ewigen Stadt angekommen, musste André Martin ins Krankenhaus. Diagnose: Herzinfarkt. Nun wird der 54-Jährige seit einem Dreivierteljahr als Kunstherz-Patient vom Herzzentrum Leipzig betreut.

Herzkatheteruntersuchung in der interventionellen Kardiologie

Ein Rombesuch endet im Krankenhaus

Ein Kurztrip in Italiens Hauptstadt führte André Martin direkt auf den Operationstisch. „Alles ging ganz schnell. Ich habe eine Enge im Brustkorb gespürt und schlecht Luft bekommen“, blickt der Leipziger auf das letzte Jahr zurück. Sein Ehemann, ein Chirurg, habe ihn direkt ins Krankenhaus gebracht. Per Herzkatheter diagnostizieren die Ärzt:innen einen akuten Herzinfarkt.

„Die Ungewissheit, die fremde Sprache, es war die schlimmste Zeit für mich“ – und der Beginn einer Krankengeschichte, die mit einer Notoperation im Herzzentrum Leipzig und der Implantation eines Herzunterstützungssystems für die linke Herzkammer im November 2018 ihren vorläufigen Höhepunkt fand.

 

Warten auf ein Spenderherz

Heute steht Martin auf der Transplantationsliste und wartet auf ein Spenderherz. „Nach dem Infarkt nahm die Pumpleistung seines Herzens stark ab. Es lag eine akute Herzschwäche vor“, erklärt Prof. Dr. Sandra Eifert vom Herzzentrum Leipzig.

„Wir haben Herrn Martin ein sogenanntes linksventrikuläres Herzunterstützungssystem, LVAD, implantiert. Es regelt seinen Körperkreislauf und soll die Zeit bis zur Herztransplantation überbrücken“, sagt die Herzchirurgin.

Die Wartezeit auf ein neues Herz hängt von Größe, Gewicht und Blutgruppe des betroffenen Patienten ab und kann Jahre betragen. Bis dahin lebt Martin mit Einschränkungen.

 

Das Herz schlägt in der Umhängetasche

In der Tasche, die er mit sich trägt, befindet sich die Steuereinheit und die Stromzufuhr für die an seiner Herzspitze implantierte Pumpe. Das Herzunterstützungssystem verträgt weder Hitze noch Nässe. Die Körperhygiene ist eingeschränkt, auf das geliebte Saunieren und Schwimmen muss er verzichten und täglich Medikamente einnehmen. Eine mechanische Pumpe an der Herzspitze übernimmt nun die Funktion der linken Herzkammer. Die Pumpe saugt das Blut aus der linken Herzkammer und führt es über eine Gefäßprothese in die Hauptschlagader.

Die linke Herzkammer wird umgangen und die Durchblutung aufrechterhalten. Ein Kabel, die Driveline, gewährleistet die Stromversorgung. Es tritt aus dem Bauch aus und verbindet die Pumpe mit dem Steuergerät und der Batterie.

Das Herzunterstützungssystem funktioniert nur mit externer Energiezufuhr – die Akkus müssen immer geladen und „am Mann“ sein, sonst besteht Lebensgefahr.

Herzzentrum Leipzig

Oberärztin VAD-/Herztransplantationsambulanz

Nach dem Infarkt nahm die Pumpleistung seines Herzens stark ab. Es lag eine akute Herzschwäche vor.

Schritt für Schritt zurück in den Alltag

Alle drei Monate ist er zur ambulanten Kontrolle im Herzzentrum – zusätzlich steht er jede Woche mit der VAD-Koordinatorin Bianca Weinert in Kontakt. Sie koordiniert mehr als 200 Kunstherz-Patient:innen. Per Tele-Nursing (in einer digitalen Sprechstunde) werden die Driveline-Austrittsstelle, Blutdruck- und Gerinnungswerte sowie die Medikamente überprüft. Gleichzeitig ist Weinert aber auch für die Sorgen der Patientinnen und Patienten da. „Wir bauen über die Zeit eine enge Verbindung zu den Patienten auf“, bestätigt sie.

Das sei wichtig, denn viele hätten Angst und seien durch die Erkrankung traumatisiert. Auch André Martin sagt, sein schwaches Herz habe ihm „den Boden unter den Füßen weggerissen“. Schritt für Schritt arbeitet er sich zurück. „Fünf Liegestütze am Stück schaffe ich schon“, erklärt er stolz. Für sein neues Herz hält er sich fit. „Es kann jederzeit losgehen“, sagt er hoffnungsfroh und betont: „Wenn ich mein Herz habe, werden wir erneut nach Rom fliegen.“

Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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