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Hyposensibilisierung bei Wespen- und Bienengiftallergien

Wespen- und Bienengiftallergien kommen im Erwachsenenalter häufiger als Arznei- oder Nahrungsmittelallergien vor. Pro Jahr sterben in Deutschland etwa 25 Personen an den Folgen einer Allergie gegen Wespen- und Bienengift.

Zwiebel als Hausmittel bei Wespenstich

Wie wirkt eine Hyposensibilisierung?  

Insektengift ist bei Erwachsenen der häufigste Auslöser einer potenziell lebensbedrohlichen allergischen Reaktion (anaphylaktischer Schock). Patient:innen können sich mit einer so genannten Hyposensibilisierung immunisieren lassen. Dabei werden dem Körper geringe Mengen des Gifts über einen bestimmten Zeitraum zugeführt. Damit soll die Reaktion abgeschwächt werden. Die Allergenextrakte werden gespritzt oder in Tabletten- beziehungsweise Tropfenform verabreicht.

„Ein halbes Jahr nach Beginn der Therapie testen wir den Erfolg durch die Provokation eines Stichs durch eine Wespe oder Biene, je nachdem, auf welches Gift der Patient allergisch reagiert“, berichtet Dr. Adib-Tezer, Leiterin des interdisziplinären Allergiezentrums in den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

„Das machen wir natürlich unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, falls die Immuntherapie noch nicht die gewünschte Wirkung zeigt.“ Das bedeutet, dass der Notfallkoffer für Allergiker:innen bereitsteht und ein Notfallteam jederzeit gerufen werden kann. Ein solcher Notfall ist glücklicherweise noch nie eingetreten. Manchmal zeige der Test, dass die Dosis der Immuntherapie erhöht werden muss.

Der schützende Effekt der Immunisierung ist jedoch mit 96 Prozent gegen Wespengift und 84 Prozent gegen Bienengift insgesamt sehr hoch.

 

Unterschiedlich ausgeprägte Reaktionen auf Insektengift

Rund 40 Prozent der Erwachsenen und etwa die Hälfte der Kinder in Europa sind gegen Insektengifte sensibilisiert, jedoch nicht jede:r gleich stark.

Die Ausprägung der Sensibilisierung wird in fünf Anaphylaxie-Grade unterteilt:

  • Grad 0: lokal begrenzte Hautreaktion
  • Grad 1: leichte Allgemeinreaktion mit ausgebreiteter Hautreaktion, Juckreiz, Quaddeln, Schleimhautreaktionen, Unruhe und Kopfschmerz
  • Grad 2: ausgeprägte Allgemeinreaktion mit Kreislaufstörung, Luftnot, Urin- und Stuhldrang
  • Grad 3: bedrohliche Allgemeinreaktion mit Schock, Bronchospasmus (starken Verkrampfung der Atemwege), Atemnot, Bewusstseinstrübung
  • Grad 4: vitales Organversagen mit Atem- und Kreislaufstillstand

Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden

Oberärztin, Leiterin des interdisziplinären Allergiezentrums

Gärtner:innen, Imker:innen und Personen, die in einer Bäckerei arbeiten, sind besonders gefährdet, gestochen zu werden.

Wann lohnt eine Immuntherapie?

Reaktionen des Grades vier betreffen bis zu 7,5 Prozent der Erwachsenen. Eine Immuntherapie empfehlen Ärzt:innen ab dem Anapyhlaxie-Grad 1, wenn es zu Augen- und Lippenschwellungen sowie Quaddeln am Körper kommt. Empfehlung nach Leitlinie ab Anaphylaxie Grad 2 oder ab Anaphylaxie Grad 1 plus Einschränkung der Lebensqualität oder Vorhandensein von Risikofaktoren.

Zu den Risikofaktoren zählen etwa Asthma, Herz- Kreislauf-Erkrankungen oder Mastozytose (krankhafte Ansammlung von körpereigenen Abwehrzellen) etc. Bei gesteigerter Lokalreaktion und beruflicher Exposition kann eine Immuntherapie erwogen werden.

Gärtner:innen, Imker:innen und Personen, die in einer Bäckerei arbeiten, sind besonders gefährdet, gestochen zu werden. Diesen Berufsgruppen rate ich schon zu einer Hyposensibilisierung, wenn sie nur zu größeren schmerzhaften Schwellungen neigen“, so Dr. Adib-Tezer.

 

Ein Notfallset gehört unbedingt dazu

Allergiker:innen sollten in jedem Fall ein Notfallset bestehend aus Kortison, Antihistaminika-Tabletten und einem Adrenalin-Autoinjektor bei sich tragen, wenn sie unterwegs sind.

Das gibt die Allergologin ihren Patient:innen schon nach dem ersten Besuch im Allergiezentrum zusammen mit dem Hauttestergebnis und dem Allergiepass mit. Denn die Reaktion auf den nächsten Stich könne deutlich heftiger ausfallen, betont die Expertin.

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