Dr. Fuchs, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Helios Klinikum München West hat sieben Mythen auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft und erklärt, was an ihnen dran ist.
7 Mythen rund um das Thema Erste Hilfe

Erste Hilfe kann im Notfall Leben retten. Doch bei vielen Menschen liegt der letzte Erste Hilfe Kurs meist viele Jahre zurück. Was übrig bleibt, sind häufig gefährliches Halbwissen und Unsicherheiten, was im Ernstfall zu tun ist.
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Mythos 1: Unfallopfer immer in die stabile Seitenlage bringen
Die stabile Seitenlage hält die Atemwege frei | Foto: Helios Jein. Falls der Verletzte das Bewusstsein verloren hat, aber noch normal atmet, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage. Dabei sind zwei Dinge wichtig: Der Mund muss der tiefste Punkt des Körpers und der Kopf überstreckt sein. Das sorgt für freie Atemwege und verhindert, dass der Verletzte bei Erbrechen daran erstickt. Denken Sie daran, die 112 anzurufen.
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Mythos 2: Bei Vergiftungen muss Erbrechen ausgelöst werden
Wasser, Tee oder Saft in kleinen Schlücken | Foto: Canva Handelt es sich bei einer Vergiftung um eine ätzende Substanz, führt Erbrechen zu einer erneuten Schädigung der Speiseröhre. Lassen Sie den Betroffenen Wasser, Tee oder Saft in kleinen Schlucken und Mengen trinken – keine Milch und kein Salzwasser! Im Zweifelsfall wählen Sie zuerst den Notruf 112 und holen dann Rat bei einer Giftnotrufzentrale ein. Dieser Mythos ist falsch.
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Mythos 3: Bei Verbrennungen mit kaltem Wasser kühlen
Lauwarmes Leitungswasser kann die Verbrennung kühlen | Foto: Canva Stimmt nur zum Teil. Zwar ist die Kühlung mit Wasser richtig, jedoch sollten Sie hierfür lauwarmes Wasser verwenden (Leitungswasser ist nur 6 bis 8 Grad warm). Durch die Verbrennung kommt es zu Störungen der Temperaturregulation des Körpers, was bei übermäßiger Kühlung mit kaltem Wasser zu ausgeprägten Temperaturverlusten führt. Zu kaltes Wasser erhöht das Risiko für Komplikationen und trägt zu einer verzögerten Wundheilung bei.
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Mythos 4: Bei Verstauchungen oder Prellungen hilft Wärme
Verstauchungen und Prellungen besser kühlen | Foto: Adobe Nein. Durch die Wärmeanwendung kommt es zu einer Erweiterung der Blutgefäße und dadurch zu einer Zunahme der Schwellung. Sie sollten die verletzte Stelle, wenn möglich, hochlagern und bis maximal 20 Minuten mit einer Kühlkompresse oder Eis kühlen. Achten Sie darauf, dass Sie das Eis nie direkt mit der Haut in Kontakt bringen, sondern es am Besten in ein Tuch oder einen dünnen Waschlappen wickeln.
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Mythos 5: Den Helm bei einem Unfall bloß nicht abnehmen
Bei Bewusstlosigkeit sollte der Helm abgenommen werden | Foto: Adobe Wie bei jedem Unfall ist es auch bei einem Motorradunfall oberstes Ziel, das Leben des Verunglückten zu retten – auch unter Inkaufnahme möglicher Verletzungen. Denn sollte der Motorradfahrer bewusstlos sein und sich in den Helm erbrechen, droht er zu ersticken, da seine Atemwege nicht frei sind. Um dem entgegenzuwirken, sollte bei Bewusstlosigkeit der Helm sorgsam abgenommen werden. Achten Sie dabei unbedingt darauf, die Halswirbelsäule gestützt zu halten, sodass der Kopf nicht zur Seite fällt. Sollten mehrere Ersthelfer vor Ort sein, können Sie den Helm auch vorsichtig zu zweit abnehmen. Wenn der Motorradfahrer ansprechbar ist und die Atemwege frei sind, sollte der Helm auf dem Kopf bleiben. Dieser Mythos ist falsch.
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Mythos 6: Im Zweifel mache ich lieber nichts
Den Notruf wählen kann jeder | Foto: Canva Falsch, denn Jeder kann Erste Hilfe leisten und das Einzige, was Sie falsch machen können, ist nichts zu tun. Wichtig ist, dass Sie im Ernstfall sofort handeln. Auch wenn Sie nicht mehr alle Erste Hilfe Tipps parat haben, können Sie zum Beispiel den Notruf wählen (europaweit unter der 112), die Unfallstelle absichern (Eigenschutz beachten) oder beruhigend auf den Verletzten einwirken und bei Ihm bleiben, bis der Rettungsdienst eintrifft. Bedenken Sie: Erste Hilfe Maßnahmen sind vielseitig und fangen schon im Kleinen an.
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Mythos 7: Bei der Herzdruckmassage kann ich Pausen machen
Eine Herzdruckmassage kann Leben retten | Foto: Adobe Klares Nein. Neben dem Erkennen eines Herzkreislaufstillstands und dem Absetzen eines Notrufs, ist eine durchgehende Herzdruckmassage die entscheidende therapeutische Maßnahme bis der Rettungsdienst eintrifft. Hierdurch kann die Überlebenschance bis um das Dreifache gesteigert werden. Die Frequenz der Herzdruckmassage sollte bei ungefähr 100 bis 120 Mal in der Minute liegen. Um im Takt zu bleiben, können Sie den Bee Gees Song „Staying Alive“ im Kopf summen. Sind Sie zusätzlich in Beatmungstechniken geschult, können Sie diese im Wechsel mit Herzdruckmassagen anwenden. Hier gilt: 30 Herzdruckmassagen gefolgt von 2 Beatmungen. Merken Sie sich die Lebensretter-Formel prüfen, rufen, drücken und Sie sind für den Notfall gewappnet.