Kindliches Rheuma: Wie Leo seine Angst vor Ärzten überwand
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Viel Empathie & Können für ein Pieks ins Knie

Kindliches Rheuma: Wie Leo seine Angst vor Ärzten überwand

An die erste Begegnung mit Leo erinnert sich Dr. Annette Günther, Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin noch genau: „Große Augen schauten mich fast schon panisch an. Denn in Leos Welt gehörte ich zu den Menschen, die ihm nichts Gutes tun.“

Genau diese Erfahrung hat der 6-Jährige während der vergangenen Monate mit Ärzten machen müssen. Bis jetzt! Die Ärzte in Berlin-Zehlendorf behandelten nicht nur Leos Leiden, sie gaben ihm auch Selbstbewusstsein und Vertrauen zurück. Das schafften sie mit dem nötigen Fachwissen und vor allem mit einer „Medizin“: Zeit.

Mit Zeit, Empathie und Können behandeln Experten Leos kindliches Rheuma – und seine Angst vor Ärzten

In die Kinderambulanz am Helios Klinikum Emil von Behring kam Leo mit seiner Mama, nachdem die Familie schon andere Ärzte aufgesucht hatte, um sein Knie behandeln zu lassen. Das war seit Monaten geschwollen und der früher so sportliche Junge konnte nicht mehr laufen oder im Schneidersitz sitzen. Bei jedem Arztbesuch wurde Blut abgenommen und mit jeder Spritze wurde Leo ängstlicher und sein Weinen stärker.

Dr. Annette Günther traf also auf einen total verängstigten Jungen, der nicht daran glaubte, dass man ihm helfen wollte. Dabei war die Diagnose schnell klar und die Behandlung Routine: Leo hatte aufgrund eines kindlichen Rheumas einen Kniegelenkserguss (Oligoarthritis). Da er an einer prognostisch guten Form erkrankt ist, bot sich eine lokale Behandlung an. Die Schwierigkeit: ein kleiner Pieks. Diesen brauchte es für einen venösen Zugang, um eine sanfte, kindgerechte Narkose (Analgosedierung) sicherzustellen. Doch genau davor hatte Leo durch seine Erfahrungen aus der Vergangenheit extreme Angst. Was also tun?

Uns allen war es wichtig, dass die stationäre Aufnahme sehr ruhig verlaufen muss, und Leo durch eine erneute Venenpunktion möglichst nicht nochmals traumatisiert wird.

Dr. Annette Günther, Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin | Helios Klinikum Emil von Behring

Daher beriet sich die Oberärztin auch mit einer Anästhesistin, wie der Junge ohne eine Spritze beruhigt werden könnte. Die Wahl fiel auf einen Saft, wobei Leo selbst die Geschmacksrichtung bestimmen durfte. Zur Vorbereitung gehörte unter anderem auch ein „Zauberpflaster“, das Leo für Zuhause bekam. Dieses Pflaster war mit einer schmerzhemmenden Salbe versehen, so dass die Haut darunter leicht betäubt wird. Durch das Aufkleben auf seinen Arm, konnte der 6-Jährige das selbst erleben und sich auf diese Weise mit der Behandlung im Vorfeld vertraut machen.

Die eigentliche Therapie dauert nur drei Minuten

Leo mit Mama und den Therapiebegleithunden vom Kinderschutzengel e.V. vor der Behandlung. | Foto: Helios

Dann kam der Tag der stationären Aufnahme und Leo wurde von den Therapiebegleithunden von Jaqueline Boy und ihrem Kinderschutzengel e.V. begrüßt, die extra für den Jungen ins Klinikum kamen. Da die Familie selbst einen Hund hat und der Junge den Tieren vertraute, hatten die speziell ausgebildeten American Shepherds einen positiven Einfluss auf ihn und durften sogar mit ins Krankenbett.

Auf diese Weise beruhigt, konnte die eigentliche Behandlung beginnen, die dem
6-Jährigen Schritt für Schritt erklärt wurde: Zuerst wurde Leo das „Zauberpflaster“ aufgeklebt, dann erhielt er den Saft zur Beruhigung. Hierauf nahm er mit Hilfe seiner Mutter ein Nasenspray gegen Schmerzen. So vorbereitet konnte die Venenpunktion gut umgesetzt werden, ohne dass sich Leo später daran erinnern konnte. Für die eigentliche Therapie, die für Kinderärztin Dr. Günther und ihr Team zur gängigen Praxis gehört, brauchten die Ärzte nur drei Minuten.

Das Ergebnis spricht für sich: Nach nur zwei Tagen war das Kniegelenk nicht mehr verdickt, sondern vollständig beweglich, und Leo hat seitdem keine Schmerzen mehr.

So viel Aufwand für so eine kleine Behandlung? „Falsch!“ Dr. Günther betont: „Das war vollkommen angemessen und genau die richtige Vorbereitung für unseren kleinen Patienten. Damit haben wir nicht nur Leos Knie behandelt, sondern auch seine Ängste vor Ärzten gelindert. Während er seine Schmerzen bald vergessen hat, wird er sich an die Art unserer Behandlung bewusst oder unbewusst erinnern und ein Leben lang davon profitieren.“

Leos Mama Inese S. sieht das genauso und sagt: „Ich arbeite in der Altenpflege und weiß, wie eng der Zeitplan ist. Das ist im Krankenhaus sicherlich nicht anders. Für uns haben sich Frau Dr. Günther und die ganze Station aber immer sehr viel Zeit genommen und uns alle Fragen geduldig beantwortet. Ich bin so froh, dass wir das Helios Klinikum Emil von Behring gefunden haben. Jetzt ist Leo wieder so wie früher: aufgeweckt und selbstbewusst.“ Dann zögert sie und ergänzt lachend: „Und manchmal sogar etwas frech.“