Gebrochener Zeh: So erkennen Sie ihn © Foto: Canva
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Richtig handeln beim Knochenbruch

Gebrochener Zeh: So erkennen Sie ihn

Ein Zeh trifft auf eine Kante und was bleibt, sind meist starke Schmerzen. Vielleicht sogar ein gebrochener Zeh. Doch wie erkennen Sie einen Bruch und wann sollten Sie zum Arzt?

Unsere Experten Dr. Jan Weerda, Oberarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Dr. Victoria Lachenmaier, Funktionsoberärztin und Leitende Ärztin Sektion Fußchirurgie in der Helios Rosmann Klinik Breisach erklären, wie Sie eine Schwellung oder bläuliche Verfärbung des Zehs richtig deuten können. Denn ein Zehenbruch kann schneller passieren, als man denkt.

Ist der Zeh gebrochen oder nicht?

Hand greift sich an Zeh
Bei Verdacht auf einen Bruch am besten zum Arzt gehen | Foto: Canva

"Eine gebrochene Zehe zeigt Symptome, egal, ob der große Zeh oder die kleinen Zehen gebrochen sind“, so Dr. Jan Weerda. Bei einem verletzten Zeh – meistens durch ein Anschlagtrauma – sehen Betroffene anhand der Schwellung und der Hämatomverfärbung, dass etwas nicht in Ordnung ist. Bei einer Hämatomverfärbung ist entweder unter dem Nagel oder am ganzen Zeh eine bläuliche bis schwarze Verfärbung aufgrund eines Blutergusses zu sehen. Auch eine sichtbare Fehlstellung deutet darauf hin, dass der Zeh gebrochen sein könnte.

Doch nicht immer merken Betroffene, dass sie sich den Zeh gebrochen haben. So sind manchmal nur leichte oder gar keine Schwellungen oder Hämatomverfärbungen zu sehen. "Sicher und eindeutig sieht man einen Bruch mithilfe eines Röntgenbildes", so der Oberarzt.

Anzeichen für einen gebrochenen Zeh:

  • Fehlstellung
  • starke Schmerzen
  • eingeschränkte Beweglichkeit
  • Schwellung
  • Hämatombildung

Eine gebrochene Zehe zeigt Symptome, egal, ob der große Zeh oder die kleinen Zehen gebrochen sind.

Dr. Jan Weerda, Oberarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie | Helios Rosmann Klinik Breisach

Mehr als ein Bruch im Zeh

"Auch, wenn viele im ersten Augenblick denken, es sei "nur" ein Bruch, kann die Verletzung deutlich schlimmer ausfallen", sagt Dr. Victoria Lachenmaier. Ein Stoß gegen das Tischbein oder ein schwerer Gegenstand, der auf den Fuß und die Zehen fällt, sollte daher nicht unterschätzt werden.

Mögliche Risiken sind:

  • Bluterguss
  • Zertrümmerter Knochen
  • Nagelbettverletzung
  • Weichteilschäden
  • Kompartmentsyndrom (medizinischer Notfall)

Wie fühlt sich ein gebrochener Zeh an?

"In den meisten Fällen treten große Schmerzen und eine Hämatomschwellung im akuten Verlauf auf. Die Schmerzen bei einer Zehenfraktur können sowohl in Bewegung als auch in Ruhe auftreten", so die Leitende Ärztin Sektion Fußchirurgie.

Nur in seltenen Fällen treten wenig Schmerzen und milde Hämatomverfärbung auf. Es kann auch passieren, dass Betroffene ihre Schuhe nicht mehr anziehen können, da die gebrochene Zehe geschwollen ist. 

In den meisten Fällen treten große Schmerzen und eine Hämatomschwellung im akuten Verlauf auf. Die Schmerzen bei einer Zehenfraktur können sowohl in Bewegung als auch in Ruhe auftreten.

Dr. Victoria Lachenmaier, Funktionsoberärztin und Leitende Ärztin Sektion Fußchirurgie | Helios Rosmann Klinik Breisach

Wie wird ein gebrochener Zeh behandelt?

"Bei der Behandlung eines Zehenbruchs wird zwischen der Großzehe als eigenständige Entität, also als Symptomkomplex, und den Kleinzehen unterschieden", sagt Dr. Weerda. 

Konservative Behandlung

Direkt nach dem Trauma erfolgt die Selbstbehandlung nach der PECH-Regel: Pause, Eis bzw. Kühlung, Kompression und Hochlagerung.

In den meisten Fällen werden die kleinen Zehen konservativ mit einer Schienung oder einem Tapeverband und durch Schonung sowie der Gabe von Schmerzmitteln behandelt.

Kinder tragen den Taperverband meist für etwa ein bis zwei Wochen. Erwachsene sollten den Verband zwei bis vier Wochen tragen. Sollte eine Fehlstellung erhalten bleiben, ist eventuell eine Operation notwendig.

Alltagsbelastungen sind meist ab der zweiten bis dritten Woche möglich, sportliche Betätigungen können in der Regel nach sechs Wochen wiederaufgenommen werden.

Bei Verletzungen der Großzehe, die operativ behandelt werden mussten, sollte für mindestens acht Wochen auf Sport verzichtet und schwere Belastungen verzichtet werden.
 

Zeh tapen

Person mit Tapeverband in der Hand
Um den Bruch ruhigzustellen, wird ein Tapeverband angelegt | Foto: Canva

Das Tape ist ein Pflasterzügelverband, der die gebrochene Zehe mit der anliegenden gesunden Zehe verbindet, sodass diese nicht komplett ruhiggestellt wird, sondern eine seitliche Schienung erhält. Auf diese Weise wird der Bruch in dieser Position ruhiggestellt und kann verheilen.

Operative Behandlung

Bei einer Fraktur (Bruch) der großen Zehe ist häufiger eine operative Therapie notwendig. Auch bei einem stark verschobenen Bruch, einer Gelenkbeteiligung beim Bruch oder einem offenen Bruch wird operiert.

Chirurgische Korrekturen der Fraktur werden oftmals mithilfe von Drähten, Schrauben oder Platten durchgeführt.

Ab wann muss ich zum Arzt?

Arzt untersucht Zehe
Der Arzt kann feststellen, ob es sich um einen Bruch handelt | Foto: Canva

Betroffene sollten grundsätzlich einen Arzt aufsuchen, wenn sie einen gebrochenen Zeh vermuten, um Folgeschäden zu verhindern.

Für die Untersuchung der Zehe und die sich anschließende Röntgendiagnostik sollten Betroffene einen Unfallchirurgen, Orthopäden oder Chirurgen aufsuchen.

Bei schweren Verletzungen, Verletzungen mit Gelenkbeteiligung oder Weichteilverletzungen ist eine unfallchirurgische Versorgung sinnvoll, idealerweise mit fußchirurgischen Kenntnissen.

Nach der Erstversorgung übernimmt im Anschluss der Hausarzt die weitere konservative Therapie.

Um eine Fraktur zu bestätigen, ist eine Röntgenaufnahme notwendig. In Abhängigkeit vom Ergebnis, empfehlen wir eine konservative oder operative Behandlung.

Dr. Jan Weerda, Oberarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie | Helios Rosmann Klinik Breisach

Was macht der Arzt bei einem gebrochenen Zeh?

Fuß beim Röntgen
Eine Röntgenaufnahme bringt Gewissheit | Foto: Canva

Wenn Patienten mit dem Verdacht auf einen Zehenbruch in die Klinik kommen, stellt der Arzt dem Patienten zunächst Fragen zum Unfallhergang und zur Krankengeschichte (Anamnese). Im Anschluss folgt die klinische Untersuchung.

"Um eine Fraktur zu bestätigen, ist eine Röntgenaufnahme notwendig. In Abhängigkeit vom Ergebnis, empfehlen wir eine konservative oder operative Behandlung", erklärt Dr. Jan Weerda.

Im Falle einer deutlichen Fehlstellung besteht die Möglichkeit, den Zeh zu reponieren (Knochen wieder in die richtige Position bringen) und konservativ weiter zu behandeln oder bei einem Großzehebruch häufiger eine OP-Indikation zu stellen.

Was passiert, wenn ein gebrochener Zeh nicht behandelt wird?

In den meisten Fällen kommen die Patienten in die Klinik oder gehen zu ihrem Hausarzt, wenn sie aufgrund von Schmerzen und Schwellungen einen Bruch vermuten. Nach einer Behandlung geht es ihnen meist bald wieder besser.

Lassen Betroffene die gebrochene Zehe jedoch nicht untersuchen, kann die Fraktur in einer Fehlstellung heilen oder auch durch eine Fehlstellung Druckstellen im Schuh erzeugen. Diese Druckstellen können stören oder offene Stellen am Zeh auslösen. Das kann im Verlauf in einer operativen Korrektur enden.

Ein schmerzfreies Abrollen beim Gehen ist ein wichtiges Kriterium und solange das nicht erreicht wird, muss der Zeh geschont werden. Erst, wenn keine Schmerzen mehr vorhanden sind, kann der Zeh wieder voll belastet werden.

Dr. Victoria Lachenmaier, Funktionsoberärztin und Leitende Ärztin Sektion Fußchirurgie | Helios Rosmann Klinik Breisach

Wie lange ist die Heilungsdauer eines gebrochenen Zehs?

Oft lässt sich ein gebrochener Zeh gut behandeln. "In der Regel dauert es vier Wochen bis ein Zehenbruch verheilt ist. Die Heilungsdauer hängt aber auch von der Art des Knochenbruchs ab", so Dr. Lachenmaier.

Bei Brüchen der kleinen Zehen können die Schmerzen bereits nach drei Wochen weg sein. Dennoch gilt: "Ein schmerzfreies Abrollen beim Gehen ist ein wichtiges Kriterium und solange das nicht erreicht wird, muss der Zeh geschont werden. Erst, wenn keine Schmerzen mehr vorhanden sind, kann der Zeh wieder voll belastet werden", sagt die Funktionsoberärztin.

Wann schwillt der gebrochene Zeh ab?

Um einer geschwollen Zehe entgegenzuwirken, muss diese konsequent hochgelagert, geschont und gekühlt werden. In manchen Fällen kann es dadurch schon nach wenigen Tagen zu einem erfolgreichen Abschwellen des Zehs kommen. Dennoch kann eine geringe Schwellung auch zwei bis sechs Monate andauern.

Meist vollständige Heilung der Zehe

Zehenbrüche gehören zu den häufigeren Knochenbrüchen, etwa in Folge eines Anschlagtraumas, wie beim Stoßen gegen harte Gegenstände oder auch als Sportverletzung. In den allermeisten Fällen lässt sich der Bruch gut behandeln und der Fuß ist bald wieder normal belastbar. Wer vermutet, sich den Zeh gebrochen zu haben, sollte eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, um möglichen Folgeschäden vorzubeugen.