Laut Statista machen Kopfverletzungen sechs Prozent der Verletzungen im Fußball aus, gefolgt von Halsverletzungen mit 4,1%. „Nicht jeder Kopfball oder Zusammenstoß führt gleich zu einem Trauma. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle: Muskulatur, Technik, Aufprallposition am Kopf, Wucht des Zusammenstoßes und vieles mehr“, weiß Dr. Christof Klemt, Chefarzt der Unfallchirurgie an der Müllheimer Klinik. Gemeinsam mit seinem Team betreut er Sportler im Amateur- und Profibereich, unter anderem Fußball- und Handballmannschaften sowie Ringer der Regional- und Bundesliga. „In diesem Bereich sind wir häufig mit Gehirnerschütterungen konfrontiert. Glücklicherweise hat dieses Thema in der Vergangenheit an Aufmerksamkeit gewonnen“, erzählt Klemt. „Profisportler verschiedenster Kontaktsportarten trainieren die Bewegungsabläufe von klein auf, haben eine entsprechende Technik und Muskulatur und werden medizinisch bestens betreut. Im Breiten- und Schulsport gelten andere Voraussetzungen, derartige Verletzungen werden oft nicht erkannt oder bagatellisiert“, stellt der Sportmediziner fest und zählt die ersten Anzeichen einer leichten Gehirnerschütterung auf: Sterne sehen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Schlaf- und Konzentrationsstörung.
Bei Gehirnerschütterungen richtig reagieren
Bereits beim kleinsten Verdacht einer Gehirnerschütterung rät Klemt, den Spieler vom Feld zu nehmen und bei anhaltenden oder schwerwiegenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. „Frühzeitiges Erkennen und eine gezielte Behandlung helfen etwaige Folgen zu minimieren und ermöglichen eine optimale Rehabilitation und Rückkehr zum vorherigen Leistungsniveau.“ Eine Wiederaufnahme des Trainings sei frühestens nach einer Woche ratsam, nach Abstimmung mit einem Fachmann und unter Beachtung eines Stufenplans. „Heute weiß man, dass Störungen komplexer koordinativer Abläufe nach einer Gehirnerschütterung einige Wochen anhalten können und der Sportler dabei vermehrt verletzungsgefährdet ist“, gibt Klemt zu Bedenken und verweist auf zwei Hilfsmittel zum Erkennen von Gehirnerschütterungen: die in Zusammenarbeit mit der Fifa entstandene Concussion Recognition Tool Taschenkarte und die GET-App der Hannelore Kohl Stiftung und der VBG.