Das beste Alter ist immer JETZT
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Alter ist nur eine Zahl

Das beste Alter ist immer JETZT

Da hilft kein Wehklagen und Jammern: Die Uhr des Lebens kennt nur eine Richtung - vorwärts. Die Suche nach einem „Jungbrunnen“, der den Traum von der ewigen Jugend erfüllt, bleibt auch zukünftig erfolglos. Dabei steht es um uns doch gar nicht so schlecht.

Lag die durchschnittliche Lebenserwartung im 18. Jahrhundert noch bei etwa 40 Jahren, so hat sie sich im 20. Jahrhundert nahezu verdoppelt. Heutzutage sind 100-Jährige längst keine Ausnahme mehr. Zum internationalen Tag der älteren Menschen haben wir die ältere Generation gefragt, was sie fit hält.

Angesichts der Vielzahl technischer Entwicklungen fällt es mitunter schwer, mit der Zeit Schritt zu halten. Smartphone, Auto, Fernseher, Computer – sie explodieren geradezu in der Zunahme ihrer Fähigkeiten. Alles wird schneller, kleiner, multikomplexer. Wer hier den Faden nicht verlieren will, muss lernwillig sein. Langlebiges Lernen stärkt den Geist und ist erwiesenermaßen ein wirksames Mittel, um Krankheiten wie Demenz und Alzheimer Paroli zu bieten. Doch auch hohe Hygienestandards, gesunde Ernährung, viel Bewegung und eine umfassende medizinische Versorgung, spielen zumindest in der westlichen Welt eine entscheidende Rolle, dass die Menschen immer älter werden. Die Unterschiede zu vorherigen Generationen sind dabei schnell ausgemacht. Senioren von heute kommunizieren wie die Jugend über moderne Medien, treiben aktiv Sport, kleiden sich zeitgemäß und lassen gar nicht erst den Gedanken aufkommen, zum „alten Eisen“ zu gehören. Kurzum: Die 70 von heute ist die 60 von gestern. „Wenn jemand mit dem Alter Probleme hat, dann“, betonte der griechische Philosoph Platon bereits vor 2500 Jahren, „liegt das nicht am Alter, sondern am Charakter des Menschen“.

Das Alter ist nur eine Zahl, in erster Linie aber eine Einstellungsfrage. Zumindest dafür kann jeder etwas tun, um einen Schluck vom Jungbrunnen zu erhalten.

Wolfgang Arnold (76) aus Leipzig

Schachspiel vom Student bis zum Rentner

Wolfgang Arnold aus Leipzig
Am Schachbrett blüht Wolfgang Arnold vollends auf und fühlt sich jung dabei. Foto: Sven Gückel

Wolfgang Arnold aus Leipzig hat nicht die Absicht, sich in die zweite Reihe zu stellen. „Ich will am Leben teilhaben, dranbleiben, so lange es geht”, betont der 76-Jährige. Abgesehen von einer leichten Erkrankung, einem „Betriebsunfall der Schöpfung“, wie er es nennt, fühle er sich fit und gesund. Das sei allerdings kein Selbstläufer, fügt er an. Sein Rezept zum Erfolg heißt unter anderem Schach. Seit 1962 übt Arnold den Denksport aus, später initiierte er mit das öffentliche Schachspiel im Clara-Zetkin-Park, dem größten Stadtpark Leipzigs. Dort trifft man Wolfgang Arnold noch heute von April bis Oktober an. „Hier finden die einsamen Kämpfer zueinander, vom Student bis zum Rentner”, scherzt er.

Wettkämpfe werden beim Schachspiel unter freiem Himmel keine absolviert. Viel wichtiger erscheint Arnold, so vielen Menschen wie möglich das königliche Spiel beizubringen. Inzwischen seien es Hunderte, die von ihm gelernt haben, berichtet er mit Stolz. Arnold, gelernter Buchdrucker, Dipl.-Ing. für Polygrafie und späterer Leitung im Bauwesen sowie Informatiker, genießt es, unter jungen Menschen zu sein. Und sagt: „Ich merke selbst, dass mir dieses aktive Leben, diese Dynamik guttut.“ Darin eingeschlossen, sind weitere Aktivitäten, die seinen Alltag ausfüllen. Der wöchentliche Besuch eines Englischkurses an der Volkshochschule, die Betreuungshilfe einer Flüchtlingsfamilie oder die Unterstützung von Hilfsbedürftigen im Baltikum zählt er unter anderem auf.

Sein Vater, berichtet Arnold, sei nach dem Krieg an den Folgen vorheriger KZ-Haft gestorben. Seine Mutter aber durfte ihren 90. Geburtstag feiern. Gute Voraussetzungen also, um noch älter zu werden. „Das Alter ist nur eine Zahl, in erster Linie aber eine Einstellungsfrage. Zumindest dafür kann jeder etwas tun, um einen Schluck vom Jungbrunnen zu erhalten“, gibt er sich überzeugt.

Vor zwanzig Jahren fragten wir in einem der ersten Fitnessstudios vor Ort an, ob es auch für uns gestandene Frauen Kurse oder Programme gäbe. Doch statt des erhofften Ja wurden wir nur schräg angesehen.

Henriette Klein (84) aus Jessen

Alle wollen alt werden, aber keiner will alt sein

Rentnerinnen im Fitnessstudio
Für Ursula Kluge, Christa Schöne und Henriette Hein (v. l.) aus Jessen ist regelmäßiges Sporttreiben längst mehr als nur ein Ritual.

Kürzertreten und rastlos leben, das kommt auch für Henriette Klein (84), Ursula Kluge (81) und Christa Schöne (81) keineswegs in Frage. Die drei Frauen aus Jessen kennen sich seit vielen Jahren und haben in ihrer Heimatstadt in punkto Seniorensport wahre Pionierarbeit geleistet. „Vor zwanzig Jahren fragten wir in einem der ersten Fitnessstudios vor Ort an, ob es auch für uns gestandene Frauen Kurse oder Programme gäbe. Doch statt des erhofften Ja wurden wir nur schräg angesehen“, erinnert sich Henriette Hein. Doch die einstige Apothekerin und ihre Freundinnen ließen nicht locker. Schon die nächste Adresse bescherte ihnen das gewünschte Ergebnis. „Findet zwanzig Mitstreiter und wir eröffnen einen Seniorenkurs“, versprach ihnen Fitnesstrainerin Heike Schumann-Fahl. Seither trifft sich die Gruppe einmal wöchentlich im Studio, um in der Gruppe oder einzeln an den Geräten zu trainieren. Die drei Gründerinnen sind bis heute mit dabei. „Es ist ein gutes Gefühl, dank der Bewegung körperlich und geistig fit zu bleiben“, verrät Ursula Kluge, die nach eigenen Worten seit ihrer Jugend aktiv Sport treibt. Den Lockdown, während dem das Studio geschlossen blieb, empfanden die drei als äußerst unbequeme Zeit. Zumal auch der Seniorrentanz, der für alle drei Frauen ebenfalls ein festes Wochenritual ist, pausieren musste. Einzig gemeinsame Radtouren hielten sie fit. „Sport und Tanz fördert nicht nur unsere Gesundheit, beides hilft auch dem Kopf in Gang zu bleiben“, ist Christa Schöne überzeugt. Der Umgang mit Computer, Tablet oder Handy fällt ihnen deshalb vielleicht etwas leichter als manch anderem ihrer Altersgenossen.

Keiner will alt sein, doch jeder will alt werden, sagt das Sprichwort. Heutige Senioren können diese Weisheit um einen weiteren Halbsatz getrost ergänzen: „… und kaum einer fühlt sich alt.“ „Je gesünder ich bin, je besser ich diesen Zustand durch ein aktives Leben erhalte, umso länger kann ich mein Leben genießen“, bringt Henriette Hein ihre Maxime auf den Punkt. Körperlich und geistig sei sie daher noch längst nicht in den 80-zigern ihres Lebens angekommen.

Übergewicht, Wohlstandserkrankungen, akuter Bewegungsmangel sowie eine Zunahme seelisch-psychischer Probleme lassen befürchten, dass diese Generation im Alter mehr Probleme hat als heutige Senioren.

Prof. Dr. Christoph Thümmler, Chefarzt der Klinik für Geriatrie

Ein Beispiel am Alter nehmen

Dass die Gruppe der Senioren stetig fitter wird, kann auch Prof. Dr. Christoph Thümmler, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Helios Park-Klinikum Leipzig und an der Helios Klinik Leisnig bestätigen. „Bessere soziale Bedingungen, eine sehr gute medizinische Versorgung und höhere Hygienestandards sind ein Aspekt dabei. Als nicht minder wichtig erachte ich die fortwährende soziale Teilhabe der Menschen, den Grundstein eines proaktiven Lebens“, betont er. Darin eingeschlossen ist seiner Ansicht nach der Wille zur Bewegung. Gymnastik, Joggen, Wandern, lange Spaziergänge – vieles und mehr ist möglich. Luft nach oben, sagt Prof. Thümmler, gebe es in der Altersfrage durchaus noch. Allerdings befürchtet er langfristig eher eine Umkehr des Trends. Den Grund seiner These sieht er in der heutigen Jugend. „Übergewicht, Wohlstandserkrankungen, akuter Bewegungsmangel sowie eine Zunahme seelisch-psychischer Probleme lassen befürchten, dass diese Generation im Alter mehr Probleme hat als heutige Senioren“, so seine Vermutung. Einmal mehr wäre die Jugend daher gut beraten, sich ein Beispiel am Alter nehmen.

Spezialisten für die ältere Generation

Fit bleiben wollen wir alle bis ins hohe Alter. Wenn das mal doch nicht gelingt oder ein Unfall die Gesundheit beeinträchtigt, sind das Helios Park-Klinikum Leipzig und die Helios Klinik Leisnig mit ihren geriatrischen Kliniken die richtigen Ansprechpartner für Seniorinnen und Senioren.