Migräne erkennen und was dagegen hilft © Foto: Canva
pp-document

Vom kleinen Zeh bis zum Gehirn

Neurologie

mehr lesen arrow-long
Symptome und Diagnose

Migräne erkennen und was dagegen hilft

Kopfschmerzen und Migräne werden häufig synonym verwendet. Migräne geht zwar mit Kopfschmerzen einher, aber nicht jeder Kopfschmerz ist auch eine Migräne.

Wenn die Migräne kommt, bleibt manchen Betroffenen meist nur der Rückzug in einen abgedunkelten, ruhigen Raum – Berufs- und Privatleben stehen teilweise still. Was können Betroffene tun, um von der Migräne nicht vollständig „ausgeknockt“ zu werden?

Wieso entsteht Migräne?

Naturbild mit bunten Blitzen
Oft kündigt eine Aura die Migräne an | Foto: © Olga Yastremska, New Africa, Africa Studio – stock.adobe.com

Die genauen Ursachen der Migräne sind noch immer nicht eindeutig geklärt. Ging man früher von Entzündungsreaktionen an den Blutgefäßen des Gehirns aus, so vermutet man inzwischen eine Fehlsteuerung im Zentralen Nerven System als Hauptursache. Veränderungen an den Gefäßen werden aber weiter diskutiert. Fest steht: Migräneattacken können durch verschiedene Trigger ausgelöst werden, die individuell unterschiedlich sein können. Als häufige Auslöser gelten zum Beispiel Stress, Hormonschwankungen, schlechter oder unregelmäßiger Schlaf und Wetterumschwünge – nicht alle davon sind vermeidbar.

Wichtig zu verstehen ist, dass Migräne keine psychosomatische Erkrankung oder irrelevante Befindlichkeitsstörung ist. Vielmehr hat die Migräne eine genetische Grundlage - meist gibt es auch andere Betroffene in der Familie. Auch andere körperliche Faktoren (z. B. hormonelle Einflüsse, Muskelverspannungen) spielen hinsichtlich des Verlaufs eine Rolle.

Symptome einer Migräne

10 bis 20 Prozent der Migränepatient:innen leiden unter einer Migräne mit Aura. Darunter versteht man verschiedene neurologische Symptome, die oft – aber nicht immer – vor oder zu Beginn der Attacke auftreten. Dazu zählen

  • Sehstörungen und
  • visuelle Phänomene wie Lichtblitze, Zickzacklinien oder Einschränkungen des Sichtfelds.
  • Seltener können auch Sensibilitätsstörungen in Form von Kribbeln oder Taubheitsgefühlen in Armen, Beinen oder dem Gesicht auftreten,
  • ebenso Sprachstörungen und in Ausnahmefällen auch Lähmungserscheinungen.

Die Auraphase dauert meist zwischen 20 und 30 Minuten. Manche Patient:innen merken anhand von Prodromalsymptomen (=Vorboten) bereits im Voraus, dass sich eine Attacke anbahnt. Viele Patienten leiden während der Episoden, teilweise auch davor und danach, unter starker Müdigkeit und Erschöpfung.

Migräne-Fakten auf einen Blick

Das hilft bei der Migränediagnostik

Die meisten Migränepatient:innen können ihre Beschwerden durch andere betroffene Familienmitglieder schon richtig einordnen. Diese drei Punkte erleichtern die Diagnosestellung:

  1. Genaue Beschreibung der Schmerzen und wo sie zu lokalisieren sind. Zusätzlich: Häufigkeit, Dynamik, Charakter und Begleitsymptome
  2. Mögliche Auslöser erkennen: Treten die Attacken bei Stress, nach Schlafmangel oder dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel auf?
  3. Ein Kopfschmerztagebuch oder eine App hilft dabei, die Anfälle und mögliche Begleiterscheinungen zu dokumentieren und mögliche Auslöser zu erkennen.

So wird die Migräne akut und vorbeugend behandelt

Leichte Migräneanfalle lassen sich meist gut mit rezeptfrei erhältlichen Schmerzmitteln wie ASS, Paracetamol, Naproxen oder Ibuprofen behandeln. Bei schwerer Migräne werden spezielle Migränemedikamente eingesetzt, so genannte Triptane, die an Nervenzellen im Gehirn und an den Blutgefäßen ansetzen und damit die Schmerzverarbeitung hemmen. Sie dürfen allerdings nicht bei Patient:innen mit bestehenden Gefäßerkrankungen, eingesetzt werden, etwa bei Personen, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben.

Bei schwerer oder chronischer Migräne können Medikamente zur Anfallsprophylaxe eingesetzt werden. Hier gibt es eine Vielzahl an Medikamenten, die ursprünglich für andere Erkrankungen entwickelt wurden, aber auch eine vorbeugende Wirkung bei Migräne zeigen. Die gewünschte Wirkung und mögliche Nebenwirkungen müssen dabei sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Noch recht neu sind Therapien mit monoklonalen Antikörpern, mit denen erstmals eine sehr spezifisch wirkende Migräneprophylaxe entwickelt wurde. Diese kommt vor allem für Migränepatientinnen oder -patienten in Frage, die auf bisherige Therapien nicht angesprochen haben. Auch Botoxinjektionen werden bei schwerer oder chronischer Migräne von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Neben der Entspannung der Muskulatur vermutet man, dass Botox auch auf die Schmerznervenfasern wirkt, die an der Migräne beteiligt sind.

Kopfschmerzen durch Schmerzmittel?

Es klingt paradox, ist aber tatsächlich so: Schmerztabletten können Kopfschmerzen verursachen oder verschlimmern. Das kann eine Folge bei (zu) häufiger Anwendung sein, also an zehn oder mehr Tagen im Monat, zum Beispiel bei Triptanen.

Geht es auch ohne Medikamente?

Manche Menschen lehnen Medikamente ab oder möchten diese möglichst selten einnehmen. Ihnen können die nicht-medikamentösen Maßnahmen helfen, die generell allen Betroffenen zur Vorbeugung von Migräneattacken empfohlen werden. Dazu zählen neben der Vermeidung bekannter Trigger unter anderem Entspannungsverfahren wie progressive Muskelrelaxation, regelmäßiges Ausdauertraining mit mindestens zwei Einheiten pro Woche zu jeweils 30 Minuten, die Einhaltung eines regelhaften Lebensrhythmus sowie Ansätze aus der psychologischen Schmerztherapie.