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Erfahrungsbericht: Umgang mit depressiven Schüben

Andrea Hell* lebt auf einer Wellenbahn. Die Jahre vergehen in stetem Auf und Ab. Oben, sagt sie, lässt es sich gut aushalten. Aber im Tal wartet stets ein neuer Depressionsschub auf sie. Andrea ist eine von über fünf Millionen Menschen, die in Deutschland jährlich an einer depressiven Störung erkranken.

leicht übergewichtige Frau meditiert

Wenn es losgeht und sich das seelische Loch öffnet

Die Anfänge erkennt Andrea Hell genau. In ihrem Kopf geht dann das Grübeln los, ohne Unterlass und zu allen Themen. Innere
Unruhe
macht sich in ihr breit, Anspannung, Ängste darüber, den Alltag und die Arbeit nicht mehr zu schaffen. Als die Leipzigerin 2008 das erste Mal in solch ein seelisches Loch fiel, war es eine neue Erfahrung für sie.

Mobbing hatte sie dorthin getrieben, soziale Kälte vertrauter Mitmenschen. Ein stationärer Klinikaufenthalt half ihr seinerzeit. Auch ein Angehörigengespräch, dass sie gemeinsam mit Therapeut:innen und ihrem Ehemann führte. „Das hat uns beiden gutgetan. Seither versteht er besser, warum mein Wesen sich immer wieder verändert“, betont sie.

Gefühl der Sicherheit

Doch an ihrem Empfinden in den dunklen Tagen der Depression ändert sich nichts. „Die Freude ist aus mir ausgezogen“, umschreibt sie es. Es gebe keinen Elan, kein Lachen, keine Kraft, keinen Impuls. Der Motor lasse sich einfach nicht mehr starten. Dafür braucht es professionelle Hilfe.

„Für Außenstehende ist diese Situation nur schwer zu verstehen. Es gibt kein Gleichnis dazu, nicht einmal tiefe Traurigkeit lässt sich mit der Schwere einer Depression vergleichen“, verdeutlicht Prof. Dr. Katarina Stengler, die Direktorin des Zentrums für Seelische Gesundheit und Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Helios Park-Klinikum Leipzig. Patient:innen wie Hell, die zur Behandlung ihres Leidens stationär aufgenommen werden, fühlen sich während des Klinikaufenthaltes in Sicherheit. „Ich weiß, dass mir hier geholfen wird, den richtigen Weg wieder zu finden“, blickt die Patientin
erwartungsfroh voraus.

Verlorenes Leben

Dass der Ort, an dem sie in den nächsten vier bis sechs Wochen lebt, das vorübergehende Zuhause vieler psychisch Kranker ist, stört
Andrea Hell nicht. Im Gegenteil. Betroffene tun ihr gut, sagt sie. „Ich brauche den Kontakt zu anderen Menschen.“

Mit den depressiven Schüben, die fortan ein fester Teil ihres Lebens sind, kann sie sich jedoch noch nicht arrangieren. Vielmehr sei jedes Tief eine weitere Katastrophe. „Es sind Stunden, Tage, Wochen verloren gegangenen Lebens, die mir keiner mehr zurückgeben kann“, so ihr düsteres Fazit.

Dem entgegenzutreten, ist auch die Aufgabe der Therapeut:innen. „Wir ergründen, was genau zur Depression geführt hat, erstellen Belastungs-und Entlastungsfaktoren und erarbeiten mit den Patienten kognitive Ansätze, um aus den vorhandenen Denkschleifen auszubrechen“, erläutert Prof. Stengler.

Entspannungsübungen, Sport, Musiktherapien, Yoga, tiergestützte Therapien und viele Gespräche kommen dabei eben anderem, wie auch Medikamenten, zum Einsatz.

Helios Park-Klinikum Leipzig - Psychiatrische Kliniken

Direktorin des Zentrums für Seelische Gesundheit, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Es gibt kein Gleichnis, nicht einmal tiefe Traurigkeit lässt sich mit der Schwere einer Depression vergleichen. Hier bieten wir professionelle Hilfe an.

Partner in der Not

Übungen, die hierbei erlernt werden, helfen den Patient:innen im späteren Alltag. „Wenn ich spüre, dass ein neues Tief droht, setze ich
dem progressive Muskelentspannungsübungen entgegen oder gehe mit dem Hund spazieren“, berichtet Hell. „Tiere“, ergänzt Prof. Stengler, „sind für diese Patienten ein guter Partner in der Not. Sie sind unvoreingenommen, nehmen ihr Gegenüber an und verstehen sie oder ihn wortlos.“

Der Tag, an dem Hell wieder lachen kann, kommt garantiert. Sie wird ihn genießen, wohl wissend, dass ein neues Tal der Tränen bereits auf sie warten kann.

* Name von Redaktion geändert.

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