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Kleine Helden

Kinder- und Jugendmedizin

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Von Kinderkrankheiten, Familienschnupfen und zu viel Hygiene

6 Mythen rund um Schnupfen, Kinderkrankheiten und Hygiene

<strong>6 Mythen</strong> rund um Schnupfen, Kinderkrankheiten und Hygiene © Foto: Canva

Husten, Schnupfen, Heiserkeit – zahlreiche Mythen ranken sich um die Krankheiten der Kleinsten, von übermäßiger Hygiene bis zur Ansteckungsgefahr in Familie und Kindergarten. Doch was stimmt wirklich und was nicht? Marco Thiele, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in der Helios Klinik Jerichower Land, klärt auf und gibt Tipps im Umgang mit Kinderkrankheiten.

  1. Bei Erkältung immer Antibiotika nehmen!

    Ein Kind liegt zugedeckt im Bett. Vor ihm liegen Tabletten auf einem Nachttisch.
    Ob ein Kind Antibiotika nehmen sollte oder nicht, muss mit dem Arzt geklärt werden. | Foto: Canva

    Nein! Antibiotika helfen nur bei bakteriellen Erkrankungen, die meisten Erkältungen werden durch Viren ausgelöst. Da helfen Antibiotika nicht. Am besten klären Eltern dies mit dem Arzt ab. Bei einer virusbedingten Lungenentzündung, die sich manchmal aus einer banalen Erkältung entwickelt, kann ein Antibiotikum sinnvoll sein. Bei Erkältung rate ich noch immer zur guten alten Hühnersuppe, viel Bettruhe und Zwiebelsaft.

  2. Impfen macht krank!

    Ein kleines Mädchen wird geimpft, es schaut ängstlich auf ihren Arm und die Spritze
    Ein kleines Mädchen wird geimpft | Foto: Canva

    Nein! Im Gegenteil: Impfen schützt alle, ob Kinder oder Erwachsene, vor hochansteckenden und potenziell tödlichen Krankheiten. Leichte Impffolgen wie Hautrötungen und Fieber sind normal, schwere Impfkomplikationen wie Hirnhautentzündungen extrem selten. Die gesundheitlichen Komplikationen bei Kinderkrankheiten wie Masern sind jedoch viel größer, daher gilt hier: Impfen schützt nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die der anderen.

  3. Ist ein Kind krank, stecken sich alle anderen an!

    Ein Mädchen hat Windpocken und schaut in die Kamera. Sie wird über ein Wattestäbchen mit Salbe behandelt.
    Manche Kinderkrankheiten sind sehr ansteckend | Foto: Canva

    Jein. Das kommt immer auf den Keim an. Hochansteckende Keime wie Durchfallerreger führen eher zu einer Miterkrankung des Umfeldes als weniger hartnäckige Erreger. Zudem erleben Kinder Erkrankungen noch anders: Ein leichter Schnupfen bei Mama oder Papa kann eine schwere Erkältung vor allem bei Kleinkindern auslösen. Somit ist die „gefühlte“ Krankheit bei Kindern auch wesentlich stärker. "Das noch nicht vollständig gestärkte kindliche Immunsystem reagiert schneller auf Erreger und das Kind erkrankt. Einfache Basishygiene wie gründliches Händewaschen kann die Übertragung von Erregern verhindern", erklärt Marco Thiele, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin im Helios Klinikum Jerichower Land.

  4. Kinder dürfen auch mal krank sein!

    Ein kleines Mädchen schaut in die Kamera und putzt sich die Nase mit einem Taschentuch
    Familienschnupfen – wer kennt es nicht? Foto: Canva

    Ja! Wobei kein Kind krank sein muss. Das kindliche Immunsystem gleicht sich in den ersten Lebensjahren ab – es wird mit unterschiedlichen Erregern konfrontiert, es wird durch Muttermilch und Impfungen gestärkt und durchlebt Infekte. Daher ist es normal, dass kleine Kinder mal krank sind. Mit der Zeit entwickeln sie eine Grundimmunität, die dafür sorgt, dass nicht mehr jeder Erreger zu einer spürbaren Erkrankung führt. Wie häufig Kinder krank sind, dafür gibt es keine Regeln. Man kann aber sagen, dass ein Kind in den ersten Lebensjahren bis zu zwölf fieberhafte Infekte pro Jahr haben kann.

  5. Eltern sind häufiger krank!

    Ja. Vor allem in den ersten Lebensjahren des Nachwuchses sorgen zwei Faktoren für häufigere Erkrankungen: Einerseits der Schlafmangel und das erhöhte Stresslevel der Eltern, die dadurch anfälliger für Krankheiten werden. Andererseits bringen Kinder aus Kita und Schule Erreger nach Hause, denen Eltern im Büro meist nicht ausgesetzt sind. Der enge Körperkontakt zwischen Eltern und Kind sorgt zusätzlich für ein Ansteckungsrisiko.

  6. Desinfektion im Haushalt schützt vor Ansteckung!

    Ein Junge und ein Mädchen lachen in die Kamera und halten ihre Hände in die Luft
    Zeigt her eure Hände! Übertriebene Desinfektion schützt nicht vor Krankheit | Foto: Canva

    Ganz klar: Nein. Wer im privaten Bereich Desinfektionsmittel benutzt, um sich vor vermeintlichen Keimen zu schützen, erreicht eher das Gegenteil. Denn dort, wo alle leichten Erreger durch Desinfektion abgetötet werden, ist Platz für gefährlichere Keime. Im Haushalt sollte man auf desinfizierende Seifen, Reinigungsmittel und Waschmittel verzichten. Gründliches Händewaschen reicht völlig, um sich vor Ansteckungen zu schützen.

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