Notfall Herzinfarkt © Foto: Adobe
pp-document

Alles rund um das Herz

Kardiologie

mehr lesen arrow-long
Hören Sie frühzeitig auf Ihr Herz

Notfall Herzinfarkt

Mehr als 200.000 Menschen erleiden jedes Jahr einen Herzinfarkt in Deutschland. Mehr als drei Viertel von ihnen überleben – auch dank verbesserter Behandlungsmethoden und Vorbeugemaßnahmen. Frau Prof. Dr. Sandra Eifert und Prof. Dr. Holger Thiele vom Herzzentrum Leipzig erklären, woran Sie einen Herzinfarkt erkennen und warum gerade Frauen mehr auf ihre Herzgesundheit achten sollten.

Wie schlagen Frauen- und Männerherzen?

Das menschliche Herz besteht aus einer linken und einer rechten Herzhälfte, die sich jeweils in eine Kammer und einen Vorhof untergliedert. Als „Motor“ des Körpers leistet das Herz jeden Tag ernom viel. So schlägt es durchschnittlich 100.000 Mal am Tag und pumpt dabei sechs Liter Blut pro Minute durch den Kreislauf – bei Männern und bei Frauen. „Im Aufbau lassen sich zwischen Männer- und Frauenherzen keine nennenswerten Unterschiede feststellen“, sagt Prof. Dr. Holger Thiele, Direktor der Klinik für Kardiologie im Herzzentrum Leipzig.

Bei Erkrankungen des Herzens sieht das hingegen ganz anders aus. Auch wenn Herzleiden lange Zeit eher als Männerproblem abgetan wurden, zeichnen die statistischen Zahlen ein anderes Bild. Zwar sind weltweit immer noch rund zwei Drittel aller Patienten mit Herzgefäßerkrankungen männlich, die Sterblichkeit der erkrankten Frauen ist jedoch doppelt so hoch. Zu den wichtigsten erworbenen Risikofaktoren für Herzerkrankungen zählen Rauchen, Stress, ungesunde und fettige Ernährung, aber auch zu viel Akohol und zu wenig Sport und Bewegung.

Symptome eines Herzinfarktes

Ein Herzinfarkt kann sich in verschiedenen Symptomen äußern. Wichtig ist, dass Sie sofort reagieren, wenn sie solche Anzeichen bei sich selbst oder anderen bemerken. Denn Zeit ist ein wichtiger Faktor, um den Herzmuskel zu retten. Viele Betroffene klagen über:

  • plötzliche, starke Schmerzen hinter dem Brustbein
  • Engegefühl in der Brust
  • Atemnot und Übelkeit
  • Schmerzen im linken Arm
  • Schmerzen im Rücken / Schulterblatt
  • kalter Schweiß
  • Atemnot
  • Todesangst

Was passiert bei einem Herzinfarkt?

Bei vielen Infarkt-Patienten sind vor einem akuten Herzinfarkt bereits wichtige Arterien des Herzens durch Ablagerungen in der Gefäßwand verengt. Ein kompletter Verschluss der Herzkranzgefäße löst meist einen akuten Herzinfarkt aus, bei dem einzelne Herzmuskelzellen absterben.

Bei einem akuten Gefäßverschluss wird das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Hier ist es besonders wichtig, dass Betroffene schnellstmöglich medizinische Hilfe bekommen, um den Blutfluss wiederherzustellen.

Prof. Dr. Holger Thiele, Chefarzt der Kardiologie | Herzzentrum Leipzig

Gelingt das nicht, sind die Herzmuskelzellen im Versorgungsgebiet der verschlossenen Arterie nach spätestens 120 Minuten größtenteils abgestorben. Und das kann oft tödlich enden.

Wie sieht die Behandlung eines Herzinfarktes aus?

Eine schnelle und genaue Diagnose mit daraus resultierender Behandlung ist deshalb unabdingbar, um den Herzmuskel und das Überleben des Betroffenen zu sichern. Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sollten Sie immer den Notruf 112 wählen und Erste Hilfe leisten. Je schneller der Betroffene in ein Krankenhaus kommt, desto mehr Herzmuskel kann gerettet werden. Ist der Betroffene bewusstlos, starten Sie mit der Herzdruckmassage bis der Rettungsdienst da ist.

In der Klinik, am besten ein Zentrum mit Herzkatheter-Möglichkeit, wird das Infarktgefäß mittels eines Ballons und einer Gefäßstütze umgehend wieder eröffnet und der Blutfluss im Infarktgefäß wieder hergestellt.

Zusätzlich werden blutverdünnende Medikamente gegeben, um die Blutplättchen, die im Infarkt aktiviert sind, zu hemmen. Insbesondere in der ersten Zeit nach dem Herzinfarkt erfolgt eine ständige Überwachung des Herzrhythmus, um bei schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen umgehend helfen zu können.

Herzinfarkt bei Frauen: Der Unterschied liegt im Detail

Wenngleich sich das Herz anatomisch zwischen den Geschlechtern nicht merklich unterscheidet, sieht es bei Erkrankungen des Herzens oft anders aus. Hier ist die Sterblichkeit der Frauen mit Herzgefäßerkrankungen doppelt so hoch wie bei Männern.

Frauen haben sogar bis zu einem bestimmten Alter einen natürlichen, hormonell bedingten Gefäßschutz. Sobald sich der Hormonhaushalt nach der Menopause ändert, verringert sich dieser natürliche Schutz und die Erkrankungszahlen bei Frauen nehmen zu.

Prof. Dr. Sandra Eifert, Oberärztin | Herzzentrum Leipzig

Ab diesem Alter steigt gleichzeitig die Rate an Diabetes sowie Störungen im Fettstoffwechsel. So wird die Herzgesundheit negativ beeinflusst.

Frauen zeigen im Vergleich zu Männern zudem Unterschiede in der Symptomatik bis hin zur Therapie. Häufig erleiden sie ihren ersten Herzinfarkt bis zu zehn Jahre später als Männer und weisen entsprechend mehr Vorerkrankungen auf. Auch erste Anzeichen eines Infarkts äußern sich anders: Viele Frauen klagen über Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen. Diese Symptome werden jedoch nicht sofort mit einem Herzinfarkt in Verbindung gebracht, sodass die Behandlung bei Frauen häufig später als bei Männern einsetzt. Als Gesundheitsmanagerin der Familie verdrängen viele Frauen eigene körperliche Warnzeichen oder zweifeln deren Bedeutung an.

Frauensprechstunde im Herzzentrum Leipzig

Eine ältere Frau sitzt auf einem Sofa und greift sich an Kopf und Brust. Ein Mann neben ihr tröstet sie.
Symptome sollten immer ernst genommen werden | Foto: Adobe

Es gibt vielfältige, aber bislang nicht ausreichende Erklärungsansätze, warum es diese gravierenden Unterschiede bei den Herzerkrankungen zwischen Frauen und Männern gibt. Für eine umfassende Betreuung der weiblichen Patienten findet im Herzzentrum Leipzig die Frauensprechstunde statt. In dieser speziellen Sprechstunde werden sowohl biologisch-medizinische Aspekte (Schwangerschaftskomplikationen, Rheuma, Autoimmunerkrankungen) als auch demografische und soziale Faktoren in die Diagnose und Behandlung einbezogen.

Frau Prof. Dr. Sandra Eifert berichtet, dass Frauen „oft mehr Zeit und eine andere Gesprächsführung seitens des Arztes benötigten, bevor sie zum Kern des Problems vordringen und damit rausrücken, wo der Schuh wirklich drückt.“ Sie appelliert daran, dass Frauen im eigenen gesundheitlichen Interesse selbstbewusster auftreten. Zudem empfiehlt Prof. Dr. Eifert den Patientinnen, Sport zu treiben, aktiv zu sein und – falls Risikofaktoren bestehen –, diese gut einstellen zu lassen, damit die Herzgesundheit lange erhalten bleibt.

Wie können Sie einem Herzinfarkt vorbeugen?

älteres Pärchen geht in der ANtur spazieren. Frau ist bei Mann eingehakt und geht an Gehstock.
Eine gesunde Lebensweise kann einem Herzinfarkt vorbeugen | Foto: Canva

Einem Herzinfarkt beugen Sie am besten durch eine gesunde Lebensweise, gute Ernährung, dem Vermeiden von Übergewicht, Nichtrauchen und durch regelmäßige körperliche Betätigung vor. Zudem empfehlen Fachgesellschaften 30 Minuten Ausdauersport am Tag.

Auch wenn bereits ein Diabetes, eine Fettstoffwechselstörung oder ein Bluthochdruck vorhanden ist, sollten diese chronischen Erkrankungen bestmöglich therapiert werden.

Wie verhält man sich nach einem Herzinfarkt?

Nach einem Herzinfarkt sollten Betroffene die Möglichkeit einer Anschlussheilbehandlung oder „Kur“ in Anspruch nehmen. In der Anschlussheilbehandlung werden sie optimal geschult, um die Risikofaktoren für eine Herzerkrankung bestmöglich zu therapieren. Außerdem wird genau erklärt, wie wichtig die einzelnen Medikamente sind. Da einige Betroffene einen Herzinfarkt psychisch nicht gut verarbeiten, erhalten sie oft auch psychologische Unterstützung.

Je nach Schwere des Herzinfarkts können Betroffene auch nach erfolgreicher Behandlung Nachwirkungen spüren. Viele fühlen sich im Alltag nicht eingeschränkt, manchmal bleibt aber eine gewisse Luftnot. „Wichtig ist, dass Sie engen Kontakt zu Ihrem behandelnden Kardiologen halten und ihre Einschränkungen mit ihm besprechen“, rät Prof. Dr. Thiele.

Behandlung im Cardiac Arrest Center in Leipzig

Das Herzzentrum Leipzig gründete im Herbst 2017 als eines der ersten deutschen Zentren ein Cardiac Arrest Center (CAC), bei dem ein interdisziplinäres Expertenteam aus Ärztinnen und Ärzten perfekt aufeinander eingespielt ist. Wird ein Patient unter einer Herzdruckmassage in das Cardiac Arrest Center eingeliefert, beginnt ein eingespielter Ablauf der klinischen Versorgung, um schwerwiegende Schäden an Gehirn, Herz, Lungen, Blutgefäßen und inneren Organen zu verhindern. Die größte Herausforderung für das Team ist dabei, dass es schnell sein und trotzdem medizinisch abgewogen und individuell auf jeden Patienten eingehen muss. Im CAC können rund um die Uhr Herzkatheter gelegt und Herz-Lungen-Maschinen angeschlossen werden.

Das Herzzentrum Leipzig unter Leitung von Prof. Holger Thiele wurde als eines der ersten Zentren in Deutschland offiziell mit einem Zertifikat vom Deutschen Rat der Wiederbelebung und von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie ausgezeichnet. Das Team aus hochspezialisierten Ärzten sichert zudem die bestmögliche Versorgung der Patienten. „Wer eine Reanimationssituation überlebt und ins Herzzentrum gebracht werden kann, findet hier optimale Bedingungen vor“, sagt Priv.-Doz. Dr. Marcus Sandri, Oberarzt der Klinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig und Leiter der Station für Herzschwäche-Patienten.