
Schnarchen – mehr als nur ein lästiges Geräusch?
Schnarchen macht Krach und ist manchmal sogar für die Gesundheit schädlich. Aber warum eigentlich? Dr. Torsten Gerriet Blum, Oberarzt für Innere Medizin, Pneumologie und Schlafmedizin am Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf erläutert, was Schnarchen ist und wann es mehr als nur ein lästiges nächtliches Geräusch ist.
Ursachen für Schnarchen sind vielfältig:
- vergrößerte Mandeln
- ein verlängertes Zäpfchen
- eine große Zunge
- Polypen in der Nase
- Nasenscheidewandverkrümmungen
- Erkältungen
- Heuschnupfen
- Übergewicht
Was können Sie gegen Schnarchen unternehmen?
Betroffene sollten zunächst einmal auslösende Faktoren soweit wie möglich reduzieren. Wer in Rückenlage schläft, könnte versuchen, etwas an seiner Schlafposition zu ändern. Dazu gibt es spezielle Rückenvermeidungswesten oder spezielle Anti-Schnarch-Kissen. Hierzu sollten Sie sich im Fachhandel umfassend beraten lassen. Es kann auch helfen, den Kopf und Oberkörper im Schlaf etwas zu erhöhen, zum Beispiel durch Schrägstellung der Matratze oder mithilfe weiterer Kopfkissen.
Versuchen Sie auch drei Stunden vor dem Zubettgehen auf Alkohol und Rauchen zu verzichten. Beides kann nachts zu Schnarchgeräuschen führen. Wenn Sie übergewichtig sind, sollten Sie versuchen abzunehmen. Im Falle einer verstopften Nase oder bei Heuschnupfen helfen Nasensprays. Sie lassen die Nasenschleimhaut abschwellen. Aber Vorsicht: Hier sollten Sie darauf achten, dass Sie Nasensprays nur über einen begrenzten Zeitraum nutzen, sonst gewöhnt sich Ihre Nasenschleimhaut zu sehr daran.
Im Internet lassen sich eine Vielzahl an Tipps und Anti-Schnarch-Mittel finden, die unseren Experten jedoch nur bedingt überzeugen. „Wer an günstige Nasenpflaster glaubt, naja, aber Murmeltiersalbe ist sicherlich nicht Mittel der Wahl – wissenschaftlich ist der Nutzen in allen Fällen nicht eindeutig belegt“, so Dr. Blum.
Ein eher ungewöhnliches Anti-Schnarchmittel ist das Didgeridoo. So führe regelmäßiges Didgeridoo-Spielen zu einer Kräftigung der Muskulatur im Rachenbereich, wodurch sich wiederum das Schnarchen signifikant verringert, wie eine australische Studie belegt, berichtet Dr. Blum. Ob Ihre Nachbarn sich jedoch lieber über lautes Schnarchen als Didgeridoo-Geräusche freuen, ist abzuwägen.
Wann sollten Sie zum Arzt gehen?
Wenn das nächtliche Schnarchen trotz erster Maßnahmen weiterhin besteht, sollten Sie einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO) aufsuchen. In der Praxis kann der HNO-Arzt mögliche anatomische Ursachen, wie Engstellungen der Atemwege, feststellen. Je nach Diagnose erfolgt eine andere Behandlung. Leiden Sie unter vergrößerten Mandeln, kann ihre Entfernung Abhilfe schaffen. Verengte Nasengänge lassen sich durch operative Maßnahmen, wie eine Laserbehandlung, beheben. Allerdings kann dieser Eingriff keinen dauerhaften Erfolg garantieren. Bei einem Kürzen oder Veröden des Gaumensegels oder weiteren Eingriffen, wäre Dr. Blum hingegen eher zurückhaltend.
Neben dem HNO ist auch der Gang zum Zahnarzt ratsam. Ein spezialisierter Zahnarzt kann eine maßgeschneiderte, individuelle Unterkiefer-Protrusionsschiene anfertigen. Diese Anti-Schnarchschiene schiebt im Schlaf den Unterkiefer nach vorne, wodurch das Schnarchen oft beseitigt wird.
Schnarchen ist nicht immer ungefährlich
Wenn Sie unter so starkem Schnarchen leiden, dass es durch Wände gehört wird, oder Ihre Partnerin oder Ihr Partner Ihnen von Atemaussetzern im Schlaf berichtet, sollten Sie ebenfalls einen Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn Sie sich ständig unausgeschlafen fühlen, am Tage häufig ungewohnt müde sind oder sogar ungewollt einschlafen. All dies können Warnzeichen für ein krankhaftes Schlafapnoe-Syndrom sein. Bei einer Schlafapnoe setzt die Atmung im Schlaf aus, wodurch Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen, Gefäßverkalkungen oder Schlaganfall begünstigt werden. Eine gute schlafmedizinische Abklärung ist bei Schnarchern daher ratsam.
Um abzuklären, ob Sie unter einer obstruktiven Schlafapnoe leiden, hilft der Besuch im Schlaflabor. Dort stellen Ihnen Schlafmediziner gezielt Fragen und überwachen Ihren Schlaf auf mögliche Atemaussetzer. Sollte sich der Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe bestätigen, können entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. In der Regel werden solche Störungen oft mit einer Beatmungstherapie mithilfe eines CPAP-Geräts, konkret mit einer CPAP-Maske, behandelt. CPAP steht für Continuous Positive Airway Pressure. Mit einem CPAP-Gerät wird „Raumluft mit einem erhöhten Luftfluss über ein Schlauch-Nasenmasken-System in die Patienten gepustet und dadurch ein Überdruck erzeugt“, so Dr. Blum. Dieser Überdruck hält die Atemwege offen und beseitigt dadurch Atemaussetzer und Schnarchen.
Ein Schrittmacher für die Zunge gegen das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom

Neben der am besten wirksamen CPAP-Therapie gibt es weitere Behandlungsmethoden. In leichten bis mittelschweren Fällen reicht die schon erwähnte Protrusionsschiene. Bei sehr ernstzunehmenden Beschwerden hingegen kann auch ein operativer Eingriff sinnvoll sein. Relativ neu ist der Einsatz eines Hypoglossus-Schrittmachers oder auch Zungennerv-Schrittmachers im Helios Klinikum Berlin-Buch und im Helios Universitätsklinikum Wuppertal.
Besonders Patienten, die die CPAP-Maske als Beeinträchtigung empfinden, unter Klaustrophobie leiden oder Erstickungsanfälle haben, können von der neuen Therapiemöglichkeit profitieren. Chefarzt Prof. Dr. Marc Bloching aus Berlin-Buch erklärt, wie der Zungenschrittmacher funktioniert: „Der Zungennerv-Schrittmacher wird unter der Haut am Schlüsselbein eingesetzt. Er registriert die Atmung und stimuliert den Nerv während der Nacht, damit der Atemweg frei bleibt. So bleibt die Zungenmuskulatur angespannt und die Zunge kann nicht mehr in den Rachen zurückfallen.“ Der Betroffene stellt den Zungennerv-Schrittmacher vor dem Schlafengehen selbst an und morgens einfach wieder aus, um zu einem ruhigen Schlaf zu finden.
Wann ist Schnarchen wirklich krankhaft?
Dr. Rudolf Hoffmann, Leitender Oberarzt im Lungenzentrum Krefeld, demonstriert anschaulich, ab wann Schnarchen wirklich besorgniserregend ist | Video: Helios Klinikum Krefeld