Wie kommt Innovation ans Patientenbett?
Das medizinische Wissen verdoppelt sich in der heutigen Zeit alle 73 Tage, schätzen Experten. Doch wie kommt dieses neue Wissen schnellstmöglich an das Patientenbett? Wie schafft man es, dass neue Routinen gewohnte Vorgehensweisen ablösen? Prof. Dr. Josef Zacher über die Arbeit der Fachgruppen bei Helios.
Messen oder Kontrollieren der Ergebnisse ist das erste, die praktische Umsetzung der gefundenen Verbesserungspotenziale der wesentliche nächste Schritt. Hier setzten wir auf Austausch in unserer Fachgruppenarbeit. Seit 1998 arbeiten in unseren Fachgruppen alle Chef- bzw. Leitenden Ärzte eines medizinischen Fachgebietes aus unseren Kliniken sowie in der Fachgruppe Pflege die Pflegedienstleitungen zusammen. 28 Fachgruppen gibt es derzeit. Ziel ist es, durch kollegialen Kontakt das Wissen aus den Top-Kliniken über die gesamte Breite des Unternehmens auf ein identisch hohes Niveau zu bringen.
Lernen von den Besten
Neue medizinische Erkenntnisse werden auf den beiden jährlich stattfindenden Fachgruppensitzungen vorgestellt, diskutiert und bewertet. Sind sich die Mitglieder der Fachgruppe einig, dass ein neues Verfahren sinnvoll oder eine Veränderung der Abläufe angezeigt ist, wird eine Umsetzung in die klinische Routine verabredet. Nicht alles, was Industrie und Medien propagieren, ist wirklich innovativ und sein Nutzen für die Patienten wurde häufig trotz hoher Kosten nie nachgewiesen. Die Fachgruppen beschäftigen sich deshalb auch mit Schein-Innovationen und trennen durch ihre fortlaufende, strukturierte Analyse die Spreu vom Weizen.
Nicht zuletzt organisieren einzelne Fachgruppen auch eigene unternehmensweite Forschungsvorhaben. Helios hat dafür mit seinem Netzwerk von Klinken aller Versorgungsstufen und seinem Helios Center for Research and Innovation sehr gute strukturelle Voraussetzungen, die von den Fachgruppen vor allem für klinische und Versorgungsforschungsprojekte genutzt werden.
Im Jahr 2000 kam ein dritter Weg dazu. Auffällige Ergebnis-Indikatoren werden im Helios Peer-Review-Verfahren vor Ort durch Kollegen überprüft. Unser Motto: „Lernen von den Besten“. Gibt es in einer Klinik beispielsweise eine deutlich erhöhte Sterblichkeit in der Behandlung eines Herzinfarktes, besuchen Kollegen aus Klinken mit guten Resultaten die Abteilung mit weniger guten Ergebnissen und analysieren vor Ort gemeinsam Verbesserungsmöglichkeiten.
Wir profitieren bei allen beschriebenen Wegen und auch in der kollegialen Bewertung von der internen Vernetzung und der Größe von Helios. Intensiviert wird das zukünftig durch die geplante Zentrenbildung. Ein Thema, mit dem sich unsere Fachgruppen schon lange beschäftigen. Ziel ist es, die medizinische Qualität und die Nutzung modernster Erkenntnisse durch das Einhalten von Mindestmengen bei chirurgischen Eingriffen noch weiter zu verbessern.