Was ist Bleistiftstuhl?
Das Endprodukt unserer Verdauung muss nicht jeden Tag gleich aussehen. Je nach aufgenommener Nahrung können Form, Konsistenz und Farbe des Stuhls variieren. Das ist völlig normal, auch der sogenannte Bleistiftstuhl kann harmlos sein. „Zunächst einmal ist der Begriff „Bleistiftstuhl“ nichts Spezifisches. Genauso, wie eine bestimmte Stuhlfarbe nicht auf eine bestimmte Krankheit hindeutet. Der Begriff hat sich ein bisschen eingebürgert, kann aber verschiedene Ursachen haben“, sagt Prof. Dr. Thomas Frieling. Er ist Chefarzt der Medizinischen Klinik II – Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Neurogastroenterologie, Infektiologie, Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin der Helios Klinikum Krefeld sowie Ärztlicher Direktor der Helios Privatklinik Krefeld.
Der Begriff Bleistiftstuhl umschreibt das Phänomen jedoch sehr gut: Der Stuhl ist lang und schmal im Durchmesser, etwa wie ein Bleistift. Das kann bedeuten, dass dem Darminhalt nicht genug Platz bleibt, um seine übliche Form zu halten. Der Stuhlgang wird durch eine Stenose, also eine Verengung, im Darm zusammengedrückt. „Der Stuhl ist geformt weich und wenn er über eine Enge gepresst wird, dann sieht er aus wie ein Bleistift. Das ist der Hintergrund für diese Bezeichnung,“ erläutert der Krefelder Mediziner.
Welche Ursachen kann Bleistiftstuhl haben?
Plötzlich auftretender bandartiger Stuhl kann ein erstes Anzeichen für eine Erkrankung des Darms sein. „Eine Enge kann durch eine Wucherung bedingt sein. Es kann auch eine Entzündung, beispielsweise eine Divertikulitis, also entzündete Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die Ursache der Verengung sein“, sagt Prof. Dr. Frieling.
Eine veränderte Stuhlform kann weitere gesundheitliche Gründe haben, beispielsweise einen Reizdarm oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Auch vergrößerte Hämorrhoiden können verantwortlich für eine Enge im Enddarm sein und so die Form des Stuhls verändern.
Aber der Experte gibt auch Entwarnung, denn es muss nicht immer eine Erkrankung sein, die den Stuhlgang verändert: „Viele Faktoren können eine Rolle spielen. Die Ernährung beispielsweise. Die Menge an Ballaststoffen, die jemand zu sich nimmt, blähende Speisen oder ob jemand eine Nahrungsunverträglichkeit hat“, erläutert Prof. Dr. Frieling.
Auch eine Reise, beispielsweise in die USA, mit der entsprechenden Zeitverschiebung könne sich auf die Verdauung und die Stuhlform auswirken. „So ein Bleistiftstuhl sollte sich in den nächsten Wochen jedoch wieder normalisieren“, sagt der Gastroenterologe. Sonst sollte man die Beschwerden ärztlich abklären lassen.