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Burn-out-Prävention: So beugen Sie der Erschöpfung vor

Die Diagnose des Burn-out-Syndroms hat sich in den vergangenen Jahren nahezu verdreifacht. Auch der Anteil an Krankschreibungen aufgrund einer Burn-out-Diagnose steigt rapide an. Prävention ist daher sehr wichtig. Wie können Sie einem Burn-out vorbeugen oder es frühestmöglich erkennen? Auf welche Anzeichen sollten Sie achten? Wir haben mit Dr. Markus Moser, Präventionsarzt im Helios Prevention Center Berlin, darüber gesprochen.

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Wie präsent ist das Thema Burn-out in Ihren Check-ups?

Dr. Markus Moser: Es kommt tatsächlich regelmäßig vor. Wir führen in unseren Check-ups standardmäßig ein Burn-out-Screening durch. Aber schon im ersten Gespräch mit der Patientin oder dem Patienten bekommt man ein Bauchgefühl, das dann im Verlauf mithilfe eines Screenings oft bestätigt wird.

Gibt es die „klassische“ Burn-out-Persönlichkeit?

Dr. Moser: Meiner Meinung weisen Personen bestimmte Verhaltenstendenzen auf, zum Beispiel unzureichende Selbstwahrnehmung, Neigung zur Aufopferung sowie mangelnde Abgrenzungsfähigkeit. Eine große Herausforderung sind hierbei Patientinnen und Patienten mit einem Verdrängungsverhalten, also Menschen, die den Verdacht eines Burn-outs leugnen.  

Männer oder Frauen – wer ist häufiger betroffen?

Dr. Moser: Wahrscheinlich sind beide gleich oft betroffen. Nach wie vor gilt dieses Thema als stigmatisierend. Bei Frauen wird Burn-out vermutlich öfter diagnostiziert, was aber als Verzerrung zu sehen ist. Das wurde beispielsweise in einer kleinen Studie im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) unter Professor Frank Sommer bestätigt. Er schickte zwei Schauspieler und zwei Schauspielerinnen mit denselben einstudierten Symptomen zu 30 Hausärztinnen und Hausärzten. Bei den Frauen wurde häufiger ein Burn-out diagnostiziert, die Männer dahingegen „sollten sich zusammenreißen“. 

Inwieweit spielt die Hierarchie in einem Unternehmen eine Rolle?

Dr. Moser: Selbstverständlich haben Führungsstil und Arbeitsumfeld einen enormen Einfluss: Mit steigender Hierarchie erhöhen sich auch Druck und Verantwortung auf den Einzelnen. Die sich daraus ergebenden Belastungen werden mir von vielen Führungskräften berichtet. Burn-out ist jedoch mittlerweile in allen Arbeitsfeldern und unabhängig der jeweiligen Stellung präsent.

Werden Arbeitsbelastungen zu hoch, können Symptome eines Burn-outs entstehen. Nur zu wenige ziehen daraus längerfristig Konsequenzen, etwa, indem sie sich in eine andere berufliche Position bewegen. Daneben spielt die Unternehmenskultur eine große Rolle, wie der AOK-Fehlzeiten-Report bestätigt: Die Firmenkultur nimmt eine maßgebliche Einflussgröße auf den Gesundheitszustand und damit auch auf die Fehlzeiten der Belegschaft ein.

Helios Prevention Center (HPC)

Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Anästhesiologie und Notfallmedizin

Erste Anzeichen sind etwa Abgeschlagenheit sowie morgendlich chronische Unlust auf den Tag oder die Arbeit. 

Gibt es Symptome, die typischerweise auftreten?

Dr. Moser: Nein, es gibt nicht das eine Symptom, das auf ein Burn-out hinweist. Es gilt, das Gesamtbild zu betrachten. Treten diffuse, nicht zusammenpassende Symptome ohne erkennbaren organischen Grund auf, dann muss man eine psychische Ursache in Betracht ziehen. Ein Beispiel: Eine 30-jährige Patientin stellt sich mit unterschiedlichen Symptomen vor. Die junge Frau klagt über Stechen in der Brust, Atembeschwerden, Rückenschmerzen, Neurodermitis und Bauchbeschwerden. Nach ausführlicher körperlicher Diagnostik findet sich keine organische Erklärung. Im weiteren Gespräch berichtet sie, dass sie viel Stress auf der Arbeit sowie im Privaten hätte und versuche dies mit Rauchen zu kompensieren. Bei dieser Patientin bestünde dringend Handlungsbedarf.

Gibt es Frühwarnzeichen, die man nicht ignorieren sollte?

Dr. Moser: Wenn man sich nicht mehr wohl in der eigenen Haut fühlt, sollte man die Ursache erforschen. Viele meiner Patientinnen und Patienten antworten mir auf die Frage, ob sie eventuell ein Burn-out haben könnten, mit einer ziemlich hohen Trefferquote. Ich will damit sagen, dass man ein Burn-out spürt. Erste Anzeichen sind etwa Abgeschlagenheit sowie morgendlich chronische Unlust auf den Tag oder die Arbeit. Auch wenn man sich über und auf nichts mehr freuen kann, ist vermutlich ein Warnzeichen. Schlafstörungen sind ein sehr sensitiver Parameter. Spätestens jedoch, wenn man seinen Alltagsaufgaben nicht mehr nachkommen kann, sollte man zur Ärztin beziehungsweise zum Arzt gehen.

Hinweis der Redaktion: Die im Interview gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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