Alles Wichtige zum Thema erläutern Dr. Christoph Großmann, Oberarzt und ärztlicher Leiter des Brustzentrums in der Helios Mariahilf Klinik in Hamburg, und Tätowierer Andy Engel.

Brustwarzen Tattoo nach Brustkrebs – alles Wissenswerte zum Thema
Bei jeder fünften Brustkrebspatientin muss die komplette Brust entfernt werden. Mit einer Silikonprothese oder Eigengewebe können Experten die Brüste allerdings wieder rekonstruieren. Sogar die Brustwarze kann nachgebildet werden.
Wann muss die Brust komplett amputiert werden?
Erhält eine Frau die Diagnose Brustkrebs, hat sie mindestens einen Tumor in der Brust. Dabei kann es sich um einen einzelnen großen Tumor, mehrere kleine oder einen flächig verstreuten Tumor handeln. Ist die Eingrenzung der bösartigen Wucherung schwierig, erfolgt oftmals eine Amputation der gesamten Brust. Ärztinnen und Ärzte entnehmen die Brust zudem vollständig, wenn der bösartige Knoten direkt hinter der Brustwarze liegt.
„Ein weiterer Grund kann ein erhöhtes genetisches Risiko sein“, erklärt Dr. Christoph Großmann, Oberarzt im Brustzentrum der Helios Mariahilf Klinik in Hamburg. Er ergänzt: „Auch ein Wiederauftreten einer Brustkrebserkrankung in der gleichen Brust kann eine vollständige Entfernung nötig machen – oder auch der Wunsch der Patientin.“
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Auch ein Wiederauftreten einer Brustkrebserkrankung in der gleichen Brust kann eine vollständige Entfernung nötig machen – oder auch der Wunsch der Patientin.
Verschiedene Optionen der Brustentnahme
Die Abnahme der Brust kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Neben der kompletten Entnahme des Drüsengewebes mitsamt Haut und Brustwarze, kann in vielen Fällen zumindest die Haut, teilweise auch die Brustwarze, erhalten werden.
Der Ablauf einer Brustrekonstruktion

Die Rekonstruktion ist vielfältig. Grundsätzlich unterscheidet man die Wiederherstellung der Brust mittels Silikonprothese und Eigengewebe.
„Die Silikonprothese ist ein Implantat und wird meistens unmittelbar nach der Brustamputation in derselben OP eingesetzt. Die Prothese kann über oder unter dem großen Brustmuskel platziert werden. Der Vorteil: Die Patientin muss keine Zeit ohne Brust erleben und spart sich einen zusätzlichen Eingriff“ ,erklärt Dr. Großmann. „Bei der Wiederherstellung der Brust mittels Eigengewebe wird dieses aus dem Bauch, dem Po oder dem Oberschenkel gewonnen. In einzelnen Fällen besteht auch die Möglichkeit, einen Rückenmuskel zu verwenden.“
Welche Therapie sich besser eignet, kann von der Schwere des Ausgangsbefundes und von weiteren notwendigen Therapiemaßnahmen, wie beispielsweise einer Bestrahlung abhängen.
Der Anteil der Frauen, die sich die Wiederherstellung ihres Körperbildes wünschen, ist abhängig vom Alter und der persönlichen Grundeinstellung. Insgesamt werden etwa in 30 Prozent der Fälle die entfernte Brust künstlich rekonstruiert.
Die Silikonprothese wird meistens unmittelbar nach der Brustamputation in derselben OP eingesetzt. Die Prothese kann über oder unter dem großen Brustmuskel platziert werden.
Wie werden Brustwarzen rekonstruiert?
Die Rekonstruktion der Brustwarzen kann sowohl chirurgisch als auch mittels einer Tätowierung erfolgen. Die Kombination aus beiden Verfahren bringt sehr gute Ergebnisse.
Dr. Großmann erklärt: „Sofern nur eine Brust amputiert wurde, kann das Gewebe der anderen Brust zur chirurgischen Wiederherstellung dienen. Es kann weiterhin Gewebe vom Oberlid, den Schamlippen oder der Oberschenkelinnenseite transplantiert werden. Dies dient allerdings rein der chirurgischen Wiederherstellung – eine vernünftige Tätowierung ist bei dieser Lösung leider meist nicht mehr möglich.“
Alternativ kann eine spezielle Naht (star-flap) zur Raffung des lokalen Gewebes und zur Rekonstruktion des Nippels genutzt werden. Dr. Großmann: „Die Kombination aus einer Raffnaht mit ortsständigem Gewebe und einer Tätowierung bringt ebenfalls äußerst gute Ergebnisse.“
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Sofern nur eine Brust amputiert wurde, kann das Gewebe der anderen Brust zur chirurgischen Wiederherstellung dienen.
Tattoo der Brustwarze - Warum wird tätowiert?

Die gewebliche Rekonstruktion der Brust alleine ist oftmals keine komplette Rückkehr zur Normalität für die Frau. Daher wird der chirurgische Prozess durch das Tätowieren der Brustwarze ergänzt. Bestmögliche Ergebnisse werden durch ausführliche Aufklärungsgespräche mit der Patientin und der Zusammenarbeit mit Ärzten und Kliniken erzielt. Andy Engel, einer der weltweit bekanntesten Tätowierer für Fotorealismus, gibt Einblicke, was beim Tattoo zu beachten ist.
So erkennen Sie einen qualifizierten Tätowierer
„Der ausführende Tätowierer sollte unbedingt langjährige Erfahrung im Bereich der medizinischen Tätowierung, wie der Brustwarzenrekonstruktion und Brustwarzenkorrektur, besitzen und auch regelmäßig durchführen“, betont Engel und ergänzt: „Qualitäts- und Hygienemanagement mit Nachvollziehbarkeit der verwendeten Produkte wird vorausgesetzt. Weiterhin ist wichtig, dass der Tätowierer im Handwerk des Tätowierens top ausgebildet ist.“ Ebenso sollte eine enge Zusammenarbeit mit Ärzten und Kliniken bestehen. Deshalb haben wir auf unserer Website die Möglichkeit, Ärzten und auch Vertretern der Krankenkassen Zugriff auf die Kundenakten zu geben, um so zusammen über das bestmöglichste Ergebnis für die Frauen sprechen zu können.
Der ausführende Tätowierer sollte unbedingt langjährige Erfahrung im Bereich der medizinischen Tätowierung, wie der Brustwarzenrekonstruktion und Brustwarzenkorrektur, besitzen.
Was gibt es bei der Tätowierfarbe zu beachten?

Billige Produktfälschungen gibt es auch bei Tätowierfarbe. Produkte aus dem Internet, die beispielsweise über China bezogen sind, können Schäden durch ihre Inhaltsstoffe verursachen.
„Vor vielen Jahren haben wir uns entschlossen, ein komplett neues Qualitäts- und Hygienemanagement für Tätowierungen aufzubauen“, erzählt Engel. „Jede Kundin erhält ein zusammengestelltes Arbeitspaket von DIN ISO Zertifizierten Firmen. In dem Paket enthalten sind unter anderem Farbpacks mit sterilisierten Einwegkäppchen, Tätowiernadeln, Arbeitsplatzunterlagen, Pflege und Nachbehandlungsprodukte und allen Materialien, die zur Tätowierung notwendig sind.“
Mögliche Komplikationen eines Brustwarzen-Tattoos

Ein ausgearbeitetes Hygiene- und Qualitätsmanagement beugt Komplikationen generell vor. „Als Möglichkeiten der Komplikation kann zum einen genannt werden, dass es bei einer einseitigen Brustwarzenrekonstruktion immer wieder mal zu Farbunterschieden zur originalen Brustwarze kommen kann. Dies tritt ein, weil sich die originale Mamille in Größe, Form und Farbe immer wieder ändert, was bei einer Tätowierten nicht möglich ist. Des Weiteren kann es sein, falls Narben im Bereich der Tätowierung vorhanden sind, dass die Pigmente anders aufgenommen werden als es bei der umliegenden Haut der Fall ist“, betont Engel.
Bei der Nachbehandlung des Tattoos kann es zu einer Pflasterallergie kommen, da das frische Tattoo mit einem Wundfolienverband abgedeckt wird. Bei einer bestehenden Pflasterallergie kann dies zu einer allergischen Reaktion führen. Vorhandene Allergien besprechen wir jedoch im Auftaktgespräch mit der Patientin, um sie zu vermeiden.
MRT-Untersuchungen: Auswirkungen auf Tattoos?
„Hin und wieder kommt das Gerücht auf, dass Tattoos im MRT verbrennen könnten“, räumt Engel ein. „Studien zufolge gibt es jedoch keine Erkenntnisse über Probleme oder Auswirkungen bezüglich der Tätowierung bei einer MRT-Untersuchung.“ Jüngste Studien belegen das.
Auch dass Farbteilchen (Pigmente) des Tattoos in den Lymphknoten nachweisbar sind und diese „einfärben“, wissen wir. Jedoch gibt es auch hier keinen einzigen Fall, der belegen würde, dass dies Einfluss auf die Gesundheit der Patientin hat.
Studien zufolge gibt es jedoch keine Erkenntnisse über Probleme oder Auswirkungen bezüglich der Tätowierung bei einer MRT-Untersuchung.
Wer übernimmt die Kosten?
Mittlerweile übernehmen etwa 75 Prozent der Krankenkassen die Kosten einer Brustwarzenrekonstruktion – meistens komplett, in jedem Fall zumindest anteilig. Da jede Krankenkasse andere Leistungen anbietet, sollte sich jede Patientin bei ihrer Krankenkasse individuell informieren.
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