Prostatakrebsvorsorge und -früherkennung

Die häufigste Krebserkrankung beim Mann ist das Prostatakarzinom. 2016 erkrankten in Deutschland 58.780 Männer an einem bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse, 14.417 starben daran. Vorsorgeuntersuchungen helfen, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen und erhöhen den Behandlungserfolg.

Prostatakrebs vorbeugen

Ab einem Alter von 45 Jahren sollte jeder Mann regelmäßig die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Ein rechtzeitig diagnostizierter Prostatakrebs lässt sich sehr gut behandeln, ein zu spät festgestellter nicht mehr.

Neben der gesetzlichen Früherkennung verweisen die S3-Leitlinie der deutschen Fachgesellschaften sowie die amerikanischen Fachgesellschaften auf einen Lebensstil, der grundsätzlich das Risiko für Krebserkrankungen senkt [1][2]. Zu diesem zählen:

  • gesunde Ernährung
  • Abbau von Übergewicht
  • reduzierter Alkoholkonsum
  • regelmäßiger Sport bzw. körperliche Aktivität
  • Verzicht auf Zigarettenkonsum
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Ausgewogene Ernährung

Für eine ausgewogene Ernährung, die sowohl vor Krebserkrankungen als auch anderen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen kann, empfehlen die deutsche und die amerikanische Leitlinie:

  • den täglichen Verzehr von Obst und Gemüse
  • die Reduzierung von (rotem) Fleisch und Fleischprodukten
  • den Wechsel von Weißmehlprodukten auf Vollkornprodukte

Abbau von Übergewicht

Ein normales Körpergewicht gilt als wichtiger Baustein, um gesund zu bleiben. Übergewichtige Männer sollten daher versuchen, ihr Körpergewicht zu reduzieren und das neue Gewicht dauerhaft zu halten.

Tipp: Achten Sie für eine langfristige Gewichtsreduktion darauf, nicht mehr Kalorien zu sich zu nehmen, als Ihr Körper jeden Tag benötigt. Vermeiden Sie stark zucker- oder fetthaltige Lebensmittel wie Limonaden, Kekse, Torten, Eis, Schokolade, Fast Food oder frittierte Speisen zugunsten einer vitamin- und mineralstoffreichen Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten.

Reduzierter Alkoholkonsum

Um ihre Gesundheit nicht zu gefährden, sollten Männer nicht mehr als zwei alkoholische Getränke mit je 12 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nehmen. 12 Gramm Alkohol entsprechen circa 4cl Schnaps mit 40 Prozent Alkohol oder 0,33 Liter Bier mit 5 Prozent Alkohol. Ein dauerhaft zu hoher Alkoholkonsum gilt als Risikofaktor für die Entstehung von Krebs und anderen Erkrankungen.

Körperliche Aktivität und Sport

Verschiedene Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen regelmäßiger körperlicher Aktivität und einem reduzierten Krebsrisiko. Empfohlen werden täglich 30 Minuten mäßige bis starke körperliche Anstrengung wie sie zum Beispiel durch Laufen, Schwimmen, Fußballspielen aber auch bei Gartenarbeit oder Rasenmähen erreicht werden. Auch andere Alltagsaktivitäten wie Hausarbeit, Treppensteigen oder Radfahren zählen dazu.

Verzicht auf Zigarettenkonsum

Studien haben bereits vielfach nachgewiesen, dass das Rauchen von Zigaretten verschiedenste Krebserkrankungen begünstigt. Die Fachgesellschaften empfehlen daher auch zur Vorbeugung von Prostatakrebs, auf den Konsum von Zigaretten zu verzichten.

Welche Prostatakrebsvorsorge-Untersuchungen gibt es?

Je früher ein Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Da Prostatakrebs oft langsam wächst, führt er auch unbehandelt nicht immer zu gesundheitlichen Beschwerden oder gar zum Tod [3]. Einerseits kann also durch die Vorsorgeuntersuchungen eine Überdiagnose nicht ausgeschlossen werden. Dies ist dann der Fall, wenn ein nicht diagnostizierter Krebs den Mann in seiner Lebenslänge und -qualität nicht eingeschränkt hätte. So sterben statistisch gesehen vier von fünf Männern, die an Prostatakrebs erkrankt sind, zwar mit dem Tumor, aber nicht an ihm [2]. Dagegen muss jedoch andererseits gesehen werden, dass viele der tatsächlichen Todesfälle durch Prostatakrebs durch die Früherkennung hätten verhindert werden können und die Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden verursachen bzw. über behandlungsbedingte Nebenwirkungen die Lebensqualität deutlich einschränken kann.

Die frühzeitige Erkennung eines Prostatakrebses ist von entscheidender Bedeutung. Je früher ein Prostatakarzinom diagnostiziert wird, desto größer sind die Heilungschancen und desto geringer sind die Nebenwirkungen der Therapie.

Prof. Dr. med. Martin Friedrich, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie und Leiter des Prostatakrebszentrums im Helios Klinikum Krefeld

Folgende Untersuchungsverfahren werden empfohlen:   

  • digital-rektale Untersuchung (DRU)
  • PSA-Test  
  • Prostata-Stanzbiopsie (Entnahme von Gewebeproben)

Tastuntersuchung (DRU)

Digital-rektale Untersuchung der Prostata
Grafik: Helios / Abbildung nach [2]

Was ist eine digital-rektale Untersuchung?

Die digitale-rektale Untersuchung (DRU) ist eine Tastuntersuchung, bei der der Urologe die Geschlechtsorgane und Leistengegend des Mannes untersucht und die Prostata vom Enddarm aus abtastet.

Für wen eignet sich die digital-rektale Untersuchung? 

Die körperliche Untersuchung eignet sich für alle Männer, die an der Prostatakrebsvorsorge teilnehmen möchten.

Wie zuverlässig ist diese Untersuchung?

Mit der Prostata-Untersuchung werden größere Geschwulste gefunden. Tumore, die klein sind oder verdeckt liegen, nicht. Als alleinige Früherkennungsuntersuchung ist die DRU daher nicht ausreichend.

Welche Voraussetzungen gelten?

Im Rahmen des Früherkennungsprogramms der gesetzlichen Krankenkassen sollten Männer ab 45 Jahren einmal jährlich diese kostenlose Vorsorge vornehmen lassen.

PSA-Test

Was ist der PSA-Test?

Der PSA-Test ist ein Bluttest, über den das prostataspezifische Antigen nachgewiesen wird. PSA wird in den Drüsen der Prostata gebildet. Seine Höhe gibt einen Hinweis auf das Vorliegen von Erkrankungen: Bei akuten Entzündungen der Prostata ist das Antigen in der Regel deutlich und bei einem Prostatakarzinom – abhängig vom Stadium der Erkrankung – mäßig bis stark erhöht [3].

Wie verläuft der PSA-Test?

Über eine Blutprobe wird die Höhe des prostataspezifischen Antigens bestimmt.

Für wen eignet sich der PSA-Test?

Die PSA-Bestimmung eignet sich für alle Männer ab 45 Jahren, die an der Krebsvorsorge teilnehmen möchten. Bei Männern mit familiärer Vorbelastung lautet die Empfehlung, ihn ab dem 40. Lebensjahr durchzuführen.

Wie zuverlässig ist diese Untersuchung?

Ein höherer Wert deutet nicht zwangsläufig auf einen Tumor hin, da auch gutartige Vergrößerungen oder Entzündungen der Prostata dazu führen können, dass das PSA im Blut erhöht ist. Umgekehrt ist auch ein regulärer PSA-Wert kein Garant dafür, dass kein Krebs vorhanden ist. Ein erhöhter PSA-Wert wird jedoch durch weitere Untersuchungen wie der Entnahme von Gewebeproben oder bildgebende Verfahren (zum Beispiel Ultraschall oder die MRT-Untersuchung) abgeklärt.

Welche Voraussetzungen gelten?

Aufgrund der Uneindeutigkeit der Aussage wird das PSA-Screening nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und muss selbst gezahlt werden. Die Kosten liegen bei etwa 25 bis 35 Euro.

Prostata-Stanzbiopsie

Was ist eine Biopsie?

Die Biopsie dient der feingeweblichen Untersuchung: Haben die Voruntersuchungen Auffälligkeiten gezeigt, wird eine Gewebeprobe entnommen, eingefärbt und unter dem Mikroskop betrachtet. Die Untersuchung des Gewebes liefert Klarheit über Art und Wachstumsverhalten des auffälligen Befundes.

Wie verläuft eine Biopsie?

Die Gewebeentnahme erfolgt unter Ultraschall-Kontrolle und mit Hilfe von dünnen Hohlnadeln, mit denen der Arzt circa zwölf kleine Gewebeproben aus der Prostata entnimmt. Wurde vor der Biopsie eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt, so werden aus auffälligen Arealen zusätzliche Proben entnommen. In Einzelfällen kann die Gewebeentnahme auf das auffällige Areal begrenzt werden.

Die Biopsie wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt und verursacht daher keine oder nur geringe Schmerzen.

Wann kommt sie zum Einsatz?

Bei Verdacht auf eine bösartige Prostataerkrankung erfolgt in der Regel die ultraschallgesteuerte Prostatabiopsie über den Enddarm. Steigt der PSA-Wert beispielsweise bei wiederholten Tests weiter an beziehungsweise wird ein erhöhter Wert mehrfach gemessen oder liegt er bei der Erstbestimmung über 4 ng/ml, werden Gewebeproben entnommen, die auf Krebszellen untersucht werden. Die Biopsie soll den Verdacht ausräumen oder bestätigen und somit die Diagnose sichern.

Wie zuverlässig ist diese Untersuchung?

Die Untersuchung der Gewebeprobe erfolgt über Fachärzte, die Pathologen. Die Biopsie gilt daher als zuverlässige Untersuchung. Sie ist ein notwendiger Diagnoseschritt, um ein individuelles Therapieschema für den Patienten zu erstellen.

Welche Risiken bestehen?

Die Biopsie gilt als sichere Untersuchungsmethode. Da der Zugang zur Prostata aber – anatomisch bedingt – über den Enddarm erfolgt, können über die Einstichstellen Darmkeime in die Prostata gelangen. Der Patient erhält deswegen für einige Tage vorbeugend ein Antibiotikum, mit dem eine Infektion durch krankmachende Keime verhindert werden soll. Treten trotzdem nach der Biopsie Schüttelfrost oder Fieber auf, sollte sofort ein Arzt informiert werden.

Biomarker

Forschungen legen nahe, dass in Zukunft auch Tests mit Biomarkern zur Verfügung stehen, da bereits einige tumorspezifische Marker entdeckt worden. Ob so Prostatakrebs nachgewiesen werden kann, wird noch über Studien getestet.

Wann und in welchen Intervallen sollte ich zur Prostatakrebs-Vorsorge?

Die S3-Leitlinien empfehlen, jedem Mann ab 45 Jahren die Prostatakrebs-Vorsorge anzubieten. Wer die Untersuchungen wahrnimmt, sollte im Vorfeld über deren zum Teil begrenzte Aussagekraft aufgeklärt werden. Jungen Männern unter 45 Jahren wird die Früherkennung aufgrund der sehr niedrigen Fallzahlen nicht empfohlen.

Zur Früherkennung selbst wird die PSA-Bestimmung in Kombination mit der digital-rektalen Untersuchung empfohlen. In welchem Abstand beides wiederholt werden sollte, richtet sich dabei nach dem Alter des Patienten sowie dem PSA-Wert. Für einen 45-jährigen Mann gelten folgende Intervalle [1]:

  •  PSA < 1 ng/ml: Vorsorge alle vier Jahre
  •  PSA 1-2 ng/ml: Vorsorge alle zwei Jahre
  •  PSA > 2 ng/ml: jährliche Vorsorge

Bei Männern, die älter als 70 Jahre sind und einen PSA-Wert von weniger als 1 ng/ml haben, ist keine weitere PSA-Kontrolle vorgesehen.

Aufgrund der Uneindeutigkeit der Vorsorgeuntersuchungen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ihren Mitgliedern, dass Patienten nur auf Nachfrage über die Prostatakrebsvorsorge aufgeklärt werden sollen. Sprechen Sie Ihren Hausarzt daher bitte direkt an, wenn Sie an einer Prostatakrebs-Früherkennung interessiert sind.

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Prostatakrebs-Früherkennung: Sinnvolle Untersuchung oder unnötige Patientenverunsicherung?

Seit Jahren wird die Prostatakrebs-Früherkennung kritisch diskutiert. Für Patienten erschwert dies die Entscheidung für oder gegen die Untersuchungen.

Kern der Diskussion ist der Vorwurf, dass mit der Früherkennung mehr Tumore in einem frühen Stadium entdeckt und therapiert würden, die den Betroffenen nie gesundheitliche Probleme bereitet hätten und auch nicht zu deren Tod führten („Überdiagnose“ und „Übertherapie“).

Da mit der Kombination aus Tastuntersuchung, PSA-Test und Gewebeprobe tatsächlich Tumore schon sehr zeitig diagnostiziert werden können, ist eine Überdiagnose nicht in jedem Fall auszuschließen. Um eine Übertherapie zu vermeiden, sind laut S3-Leitlinie der medizinischen Fachgesellschaften die sogenannte „aktive Überwachung“ beziehungsweise das „zuwartende Beobachten“ gute Behandlungsoptionen. Unter Berücksichtigung der Tumoreigenschaften wie Größe, Wachstum und Aggressivität sowie Alter und Wunsch des Patienten bedeutet dies, dass der Tumor regelmäßig kontrolliert, darüber hinaus aber nicht therapiert wird [3].

Statistisch gesehen ist einer von 35 Männern, die am Früherkennungs-Screening der gesetzlichen Krankenkassen teilnehmen, von einer Übertherapie betroffen [4]. Da bei Prostatakrebs in der Regel kein akuter Zeitdruck für den Therapiebeginn besteht, kann es sinnvoll sein, mithilfe einer Zweitmeinung die geplante Behandlungsstrategie abzusichern beziehungsweise zu optimieren.

Lässt sich durch die Gewebeprobe feststellen, dass die vorliegenden Krebszellen aggressiv wachsen und der Krebs mit hoher Wahrscheinlichkeit in andere Organe streuen wird, sollte der Krebs jedoch unbedingt mit den zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden therapiert werden.

Fazit: Prostatakrebs ist ein oftmals langsam wachsender Tumor, der in vielen Fällen zunächst aktiv beobachtet werden kann. Der Wert der Früherkennungsuntersuchungen liegt vor allem darin, aggressive und schnell wachsende Tumore mit einem erhöhten Risiko zur Metastasierung in einem frühen Stadium entdecken und behandeln zu können.

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03.09.2020
Prof. Dr. med. Thomas Steiner
Chefarzt der Urologie & Ärztlicher Direktor im Helios Klinikum Erfurt Prof. Dr. med. Thomas Steiner