Bei der inneren Strahlentherapie, der sogenannten Brachytherapie, wird die Strahlenquelle in die Prostata eingebracht, sodass die Bestrahlung in direkter Nähe zum Krebsgewebe stattfinden kann. Man unterscheidet eine Brachytherapie mit niedriger Dosierung (Low Dose Rate, auch LDR-Brachytherapie oder Seed-Brachytherapie) von der Brachytherapie mit hoher Dosierung (High Dose Rate, auch HDR-Brachytherapie oder Afterloading-Verfahren).
Wann wird eine Brachytherapie durchgeführt?
Die LDR-Brachytherapie wird ausschließlich bei Patienten mit niedrigem Risiko empfohlen. Insbesondere Hochrisiko-Prostatakarzinome, die nicht mehr operativ entfernt werden können aber auch noch keine Metastasen gebildet haben, können mit der HDR-Brachytherapie effektiver bestrahlt werden. Ziel ist, die Geschwulst möglichst stark zu schädigen.
Wie läuft die Brachytherapie ab?
LDR-Brachytherapie
Für die LDR-Brachytherapie werden schwach radioaktive, etwa reiskorngroße Titanstifte („Seeds“) in die Prostata implantiert. Über diese wird eine vorausberechnete Strahlendosis direkt im Organ verabreicht. Dadurch wird das Risiko vermindert, dass gesundes Gewebe oder umliegende Organe verstrahlt werden. Während die Strahlung mit der Zeit abnimmt, verweilen die Titanstifte problemlos in der Prostata.
Die Implantation der Seeds dauert üblicherweise eine bis eineinhalb Stunden. Vor der OP werden schichtweise Ultraschallbilder von der Prostata gemacht, um den Bestrahlungsplan zu erstellen. Damit stellt man sicher, dass die Seeds dort eingesetzt werden, wo sie benötigt werden. Die Behandlung wird meist unter Vollnarkose durchgeführt. Der Eingriff erfolgt unter Ultraschallkontrolle.
HDR-Brachytherapie
Bei der Brachytherapie im Afterloading-Verfahren (Nachladeverfahren) wird das Tumorgewebe zunächst während eines kleinen Eingriffs mit einigen nicht-strahlenden Führungsapplikatoren wie Schläuchen, Hohlröhren oder Hohlnadeln versehen. Als Strahlenquelle wird Iridium-192 genutzt, das über diese Applikatoren direkt in das Tumorgewebe eingebracht wird. Dort gibt es in genau berechneter Weise Strahlung ab.
So wird eine hohe Strahlendosis im gewünschten Gebiet erzielt und das umgebende gesunde Gewebe geschont. Häufig wird die HDR-Brachytherapie durch eine Bestrahlung von außen mit dem Linearbeschleuniger ergänzt.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Bei der LDR-Brachytherapie kann es nach der Implantation der Titanstifte bei einigen Patienten zu Beschwerden beim Wasserlassen sowie erhöhtem Stuhldrang kommen. Diese Beschwerden sind in der Regel vorübergehend und verschwinden nach ein paar Tagen bis Wochen wieder.
Die HDR-Brachytherapie kann durch die hohe Strahlendosis zu einer Verengung der Harnröhre und daher ebenfalls zu Problemen beim Wasserlassen und erhöhtem Stuhldrang führen.
Da beide Verfahren eine Operation voraussetzen, kann es zudem durch die Narkose zu anästhesiebedingten Nebenwirkungen kommen.