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Prostatakrebs: Diagnose und Vorgehen bei Krebsverdacht

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung beim Mann und erfordert immer eine hoch individualisierte Therapie. Wird der Tumor früh entdeckt, bleibt meist viel Zeit, die richtige Behandlung abzuwägen.

03. September 2020

Diagnoseverfahren bei Prostatakrebs

Für die sichere Diagnose von Prostatakrebs werden in der Regel verschiedene Untersuchungsmethoden miteinander kombiniert, die wir Ihnen im Folgenden erklären.
Dazu gehören:

  • Tastuntersuchung (digital-rektale Untersuchung, kurz DRU)
  • PSA-Test
  • Transrektaler Ultraschall (TRUS)
  • Gewebeprobe (Prostatabiopsie)

 

Tastuntersuchung der Prostata

Die digital-rektale Tastuntersuchung ist ein Verfahren zur Diagnose von Prostatakrebs. Tumore ab einer Größe von circa einem Zentimeter können von Ärzt:innen während dieser Untersuchung ertastet werden. 
Bei der digital-rektalen Untersuchung tasten Urolog:innen die Prostata mit dem Finger ab. Der Zugang zur Prostata erfolgt über den Enddarm.

 

Welche Risiken gibt es?

Die Tastuntersuchung der Prostata hat keine Risiken. Sie dauert nicht lange und verursacht keine Schmerzen – kann jedoch als unangenehm empfunden werden.

Tumore ab einer Größe von circa einem Zentimeter können während DRU ertastet werden. | Grafik: Helios / Abbildung nach [1]

Wann erfolgt die Tastuntersuchung?

Die Tastuntersuchung ist ein Bestandteil der Prostatakrebs-Vorsorge und kommt einerseits im Rahmen der Früherkennungsuntersuchung zum Einsatz. Andererseits ist die Untersuchung auch wichtig, um bestehende Beschwerden abzuklären.

 

Wie zuverlässig ist die Untersuchung?

Mit der digital-rektalen Untersuchung können Urolg:innen feststellen, ob eine Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie) vorliegt – nicht aber, ob es sich dabei um eine gut- oder bösartige Veränderung handelt. Bei Auffälligkeiten wird die Tastuntersuchung in der Regel durch die Messung des PSA-Wertes und eine Gewebeprobe (Prostatastanzbiopsie) ergänzt.

Die Urolog:innen können bei der Untersuchung nur Tumore ab einer Größe von circa einem Zentimeter ertasten. Daher wird nur jedes dritte Prostatakarzinom über die digital-rektale Untersuchung entdeckt.

 

 

PSA-Test (Bluttest)

Der PSA-Test ist ein Bluttest, über den das prostataspezifische Antigen (PSA) nachgewiesen wird. PSA wird in den Drüsen der Prostata gebildet.

Seine Höhe gibt einen wichtigen Hinweis auf das Vorliegen von Erkrankungen: Bei akuten Entzündungen der Prostata ist der PSA-Wert in der Regel deutlich und bei einem Prostatakarzinom mäßig bis stark erhöht [2]. Über eine Blutprobe wird die Höhe des prostataspezifischen Antigens bestimmt.

 

Welche Risiken gibt es?

Die Untersuchung selbst birgt keine Risiken.

 

Wann erfolgt die PSA-Bestimmung?

Die PSA-Bestimmung ist Teil der Prostatakrebs-Früherkennung und sollte laut Leitlinie der Fachgesellschaften jedem Mann über 45 Jahren und mit einer Lebenserwartung von mehr als zehn Jahren angeboten werden.

 

Wie zuverlässig ist der PSA-Test?

Ein höherer Wert deutet nicht zwangsläufig auf ein Prostatakarzinom hin, da auch eine gutartige Vergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) oder Entzündungen der Prostata dazu führen können, dass das prostataspezifische Antigen im Blut erhöht ist.

Umgekehrt ist auch ein regulärer PSA-Wert kein Garant dafür, dass kein Tumor vorhanden ist. Ein erhöhter PSA-Wert wird durch weitere Untersuchungen wie die Stanzbiopsie oder ein bildgebendes Verfahren, zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung oder ein MRT, abgeklärt.

 

Wer übernimmt die Kosten?

Aufgrund der Uneindeutigkeit der Aussage wird das PSA-Screening nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und muss selbst gezahlt werden. Die Kosten liegen bei etwa 25 bis 45 Euro.

 

 

Transrektaler Ultraschall (TRUS)

Die auch als Sonographie bezeichnete Methode ergänzt die digital-rektale Untersuchung. Mit ihr soll abgeklärt werden, wie weit sich der Tumor bereits ausgebreitet hat.

Bei der transrektalen Ultraschalluntersuchung wird die Ultraschallsonde über den Enddarm bis zur Prostata geschoben, dort werden dann über den Schallkopf Bilder der Vorsteherdrüse erzeugt.

 

Welche Risiken gibt es?

Die TRUS-Untersuchung ist vollkommen risiko- und schmerzfrei. Es entsteht auch keine Strahlenbelastung.  

 

Wann erfolgt der transrektale Ultraschall?

Die transrektale Prostatasonographie kommt zum Einsatz, wenn die Tastuntersuchung einen auffälligen Befund ergeben hat. 

 

Wie zuverlässig ist die Untersuchung?

Ob die Ergebnisse einer TRUS verlässlich sind, hängt vor allem von der Erfahrung der untersuchenden Ärztin/des Arztes ab.
Voraussetzung für eine hohe Qualität des Ultraschalls ist zudem ein Ultraschallkopf mit einer Schallfrequenz von mindestens sieben bis neun Megahertz (MHz) [3].

Der Ultraschallkopf für den TRUS sollte eine Schallfrequenz von mindestens sieben bis neun Megahertz haben. Grafik: Helios / Abbildung nach [1]

Wer übernimmt die Kosten?

Zur Abklärung eines Verdachtes auf Prostatakrebs beziehungsweise von Beschwerden, die auf einen bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse hinweisen, werden die Kosten für einen TRUS von den gesetzlichen Krankenkassen getragen.

Soll ein TRUS im Rahmen einer Früherkennung durchgeführt werden, so ist er eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Die Kostenübernahme muss dann im Vorfeld mit der Krankenkasse geklärt werden. Der transrektale Ultraschall kostet zwischen 20 und 60 Euro.

 

 

Prostatabiopsie

Die Biopsie dient der feingeweblichen Untersuchung, die die Diagnostik des Prostatakarzinoms abschließt. Haben die Voruntersuchungen Auffälligkeiten gezeigt, wird eine Gewebeprobe entnommen, eingefärbt und unter dem Mikroskop betrachtet. Die Untersuchung des Gewebes liefert Klarheit über Art und Wachstumsverhalten des auffälligen Befundes.

Die Gewebeentnahme erfolgt unter Ultraschall-Kontrolle und mithilfe von dünnen Hohlnadeln, mit denen die Ärztin/der Arzt circa zwölf kleine Gewebeproben aus der Prostata entnimmt. Wurde vor der Biopsie eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt, so kann die Gewebeentnahme in Ausnahmefällen auf das auffällige Areal begrenzt werden. Empfohlen wird, auffällige Areale zusätzlich zur sogenannten systematischen Biopsie zu entnehmen.

Die Prostatabiopsie wird unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt und verursacht daher keine, beziehungsweise nur geringe Schmerzen.

 

Welche Risiken gibt es?

Die Prostatabiopsie gilt als sicheres Verfahren. Da der Zugang zur Prostata aber – anatomisch bedingt – über den Enddarm erfolgt, können über die Einstichstellen Darmkeime in die Prostata gelangen. Der Patient erhält deswegen für einige Tage vorbeugend ein Antibiotikum, mit dem eine Infektion durch krankmachende Keime verhindert werden soll. Treten trotzdem nach dem Eingriff Schüttelfrost oder Fieber auf, sollte sofort eine Ärztin/ein Arzt informiert werden.

Um Infektionen zu vermeiden, werden Prostatabiopsien alternativ über den Damm, als sogenannte perineale Biopsie, vorgenommen. Auch dieser Eingriff erfolgt in Lokalanästhesie beziehungsweise in Kurznarkose.

In den ersten Tagen nach der Biopsie sind Blutbeimengungen im Urin oder in der Samenflüssigkeit nicht bedenklich. Durch die Hohlnadeln können kleine Blutgefäße verletzt worden sein. In der Regel hilft es, viel zu trinken, um die Blutbeimischungen im Urin zu reduzieren. Bis zu einigen Wochen kann es in der Samenflüssigkeit auftreten.

Halten die Beschwerden über längere Zeit an, sollten Sie diese mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt besprechen.

Die Prostatabiopsie erfolgt unter Ultraschall-Kontrolle und mit Hilfe von dünnen Hohlnadeln. | Grafik: Helios / Abbildung nach [1]

Wann erfolgt die Prostatabiopsie?

Bei Verdacht auf eine bösartige Prostataerkrankung erfolgt in der Regel die ultraschallgesteuerte Prostatabiopsie über den Enddarm. Zeigen wiederholte Tests, beispielsweise einen steigenden PSA-Wert beziehungsweise wird ein erhöhter Wert mehrfach gemessen oder liegt er bei der Erstbestimmung über vier Nanogramm pro Millimeter (ng/ml), wird Gewebe entnommen, das auf Krebszellen untersucht wird. Die Biopsie soll den Verdacht ausräumen oder bestätigen und somit die Diagnose Prostatakrebs sichern.

 

Wie zuverlässig ist die Biopsie?

Die Untersuchung der Gewebeprobe erfolgt über Fachärzt:innen der Pathologie. Die Biopsie gilt als zuverlässiges Verfahren. Sie ist ein notwendiger Diagnoseschritt, um ein individuelles Therapieschema für den Patienten zu erstellen.

 

Wer übernimmt die Kosten?

Besteht durch eine auffällige Prostata-Untersuchung oder erhöhte PSA-Werte der Verdacht auf Prostatakrebs, so wird die behandelnde Ärztin/der Arzt eine Abklärung durch die Biopsie veranlassen. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen getragen.  

Die Inhalte dieser Seite wurden in Zusammenarbeit mit unserem Experten erstellt.
Thomas Steiner
Chefarzt Urologie, Leiter des Uroonkologischen Zentrums
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Quellen

[1] Leitlinienprogramm Onkologie. AWMF Patientenleitlinie „Prostatakrebs I – lokal begrenztes Prostatakarzinom“, Herausgeber: AWMF, Deutsche Krebsgesellschaft, Stiftung Deutsche Krebshilfe | Zugriff am: 12.05.2020

[2] PSA-Test: Bedeutung bei der Früherkennung von Prostatakrebs - Eine Patienteninformation der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. und des Berufsverbandes der Deutschen Urologen e.V. | Zugriff am: 12.05.2020

[3] Urologische Tumoren, Kapitel 7 – Prostatakarzinom (S. 305-368) / Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.) – München: Urban & Fischer in Elsevier, 2018

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