Somit können möglichst effektive Therapiemöglichkeiten identifiziert und gleichzeitig weniger wirksame und stärker belastende Therapien vermieden werden.
Die molekulare Charakterisierung des Tumorgewebes (Untersuchung des Erbguts der Tumorzellen) hat die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei Tumorerkrankungen in den letzten Jahren wesentlich erweitert. Eine umfassende molekulargenetische Tumorcharakterisierung lässt ein tieferes Verständnis der molekularen Grundlagen eines Tumors zu, was eine individuelle, zielgerichtete Therapie für jeden einzelnen Patienten ermöglichen kann. Die Anzahl der genetischen Veränderungen variiert dabei von einigen wenigen bis zu vielen Hunderten in Abhängigkeit der Krebsform. Diese Veränderungen unterscheiden sich nicht nur zwischen den einzelnen Krebsformen, sondern variieren auch teilweise wesentlich von Patient zu Patient. Hierbei gilt es, die genetischen Veränderungen zu erkennen, die wesentlich für die Tumorentstehung des spezifischen Patienten sind. Diese Veränderungen stellen dann mögliche therapeutische Zielstrukturen dar, die durch ein oder mehrere Medikamente angegriffen werden können.
Neben der Sequenzierung großer Gen-Panels zur individuellen Tumoranalyse jedes Patienten mit soliden Tumoren steht im Institut für Pathologie und Molekularpathologie auch die Analyse genetischer Veränderungen des Tumorgewebes aus dem Blut (sogenannte „Liquid Biopsy“) zur Verfügung. Im Rahmen dieser Untersuchungen werden aus den Tumorproben zahlreiche krebsassoziierte Gene sequenziert, um klinisch relevante Veränderungen zu erkennen. Zusätzlich wird im Rahmen der Genexpressions-Diagnostik die Aktivität von verschiedenen Genen in den Krebszellen und damit auch das Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors untersucht. Bei Patientinnen mit Brustkrebs kann ein Genexpressionstest sinnvoll sein, wenn die medizinischen Faktoren nicht eindeutig für oder gegen eine Chemotherapie sprechen. Darüber hinaus werden umfassende Untersuchungen von veränderten Eiweißmustern und Signalwegen in den Tumorzellen als diagnostisches Werkzeug durchgeführt. Die Ergebnisse werden dann im Rahmen einer Tumorkonferenz besprochen, um für jeden Patienten die bestmögliche Therapie zu finden.