Insgesamt führen wir circa 250 Hernien- („Bruch“-) Operationen jährlich durch. Hierbei suchen wir für Sie, lieber Patient, ganz individuell das für Sie bestmögliche Operationsverfahren aus.
Bruchleiden – wenn die Bauchwand nachgibt

Unter Leisten-, Bauchdecken und Nabelbrüchen versteht man Schwachstellen im Bereich der Bauchdecke und Leistenregion, an denen sich Baucheingeweide durch Lücken in der muskulären oder der sehnigen Bauchwand vor die Bauchdecke stülpen. Diese Vorwölbungen können Schmerzen verursachen und im schlimmsten Fall dazu führen, dass z.B. Darmanteile in dem Bruch einklemmen und absterben.
Operationen bei Leistenbrüchen
Leistenbrüche treten im Bereich von Schwachstellen im Bereich des Leistenkanals auf. Durch diesen verläuft beim Mann der vom Hoden kommende Samenstrang mit seinen begleitenden Blutgefäßen und Nerven. Bei der Frau verläuft im Leistenkanal ein dünnes Halteband der Gebärmutter. Im Bereich dieses Kanals, an dem ein Teil der Bauchdeckenmuskulatur in sehnige Anteile übergeht, können sich Baucheingeweide vorwölben und einklemmen. Verursacht ein Bruch Beschwerden, das heißt man merkt ein "Drücken" oder hat Schmerzen in der Bruchregion, muss dieser mit einer Operation behandelt werden. Ein Bruch bildet sich bei Erwachsenen nicht von alleine zurück, sondern wird im Laufe der Zeit größer. Auch Sport kann nicht dazu beitragen, dass sich der Bruch zurückbildet oder sich nicht vergrößert. In den großen Studien der letzten Jahre hat sich gezeigt, dass die Bruchversorgung mit Implantation eines nicht auflösbaren Kunststoffnetzes, welches ein Leben lang im Körper verbleibt, die sicherste Methode im Hinblick auf Langzeitergebnisse ist. Sicher bedeutet, dass nur in wenigen Fällen Brüche erneut auftreten. Welches Verfahren bei einer Leistenbruch-OP zum Einsatz kommt, entscheiden wir anhand verschiedener Faktoren bei jedem Patienten ganz individuell. So richtet sich das jeweils anzuwendende Operationsverfahren bei einer Leistenbruch-OP etwa nach der Art, Lage und Größe der Leistenhernie oder dem Alter und den Begleiterkrankungen des Patienten. |
Schlüssellochoperation bei Leistenbruch / TAPP
Eine minimal-invasive Leistenbruch-Operation erfolgt nicht mit einem großen Hautschnitt in der Leistenregion, sondern mittels eines kleinen Hautschnittes im Bereich des Bauchnabels sowie zwei weiterer 5mm großen Hautinzisionen im Bereich des linken und rechten Mittelbauches, über die ein Endoskop sowie die nötigen OP-Instrumente eingeführt und zum Leistenbruch vorgeschoben werden. Bei minimal-invasiven Operationsverfahren wird daher auch von Schlüssellochchirurgie gesprochen. Mit der sogenannten TAPP (transabdominal-präperitoneal Hernioplastik) und der sogenannten TEP (total extraperitoneale Hernioplastik) stehen zwei verschiedene Varianten einer minimal-invasiven Leistenbruchoperation zur Verfügung. Bei beiden Verfahren wird mit großflächigen Kunststoffnetzen gearbeitet, die von der Rückseite der Bauchwand eingesetzt werden. Die minimal-invasiven Leistenbruch-Operationen werden immer unter Vollnarkose durchgeführt. Wir in Wipperfürth haben uns bei den minimal-invasiven Operationsmethoden für die sog. TAPP entschieden. TAPP (transabdominal-präperitoneal Hernioplastik) Bei der minimal-invasiven Leistenbruchoperation mittels TAPP machen wir bei dem Patienten drei kleine Schnitte: einen im Bereich des Bauchnabels und zwei Schnitte rechts und links neben dem Bauchnabel, die alle circa 0,5 – 1,0 cm groß sind. Von diesen Schnitten aus führen wir unsere Arbeitsinstrumente in den Bauchraum ein, schneiden das Bauchfell in der Leistenregion auf, ziehen den Bruchsack in den Bauchraum zurück und decken die Lücke in der Bauchdecke mit einem circa 10 x 15 cm großem Kunststoffnetz (manchmal auch 12x18cm) aus dem nicht-auflösbaren Material Polypropylen ab. Das Netz fixieren wir in der Regel nicht, da wir ein spezielles gewölbtes sog. „3D-Netz“ verwenden, welches sich ideal in die Leistenregion platzieren lässt, lediglich bei besonders großen (sog. „drittgradigen medialen“ Hernien) wird das Netz zusätzlich fixiert. Dieses Verfahren ist besonders gut geeignet, wenn auf beiden Seiten Leistenbrüche vorliegen, denn von den drei Schnitten aus, können auch beide Leistenbrüche zeitgleich versorgt werden. Der stationäre Aufenthalt für alle Leistenbruch-Operationen liegt im Normalfall, einschließlich des Operationstages bei zwei bis drei Tagen, d. h. Sie werden am Morgen der Operation stationär bei uns aufgenommen und verlassen am übernächsten Tag bis 09.30 Uhr die Klinik wieder. Nach der Operation ist eine ein- bis zweiwöchige Ruhephase nötig, in der der normale Alltag bewältigt werden kann. Bei leichter bis mittlerer körperlicher Arbeit ist man für ein bis zwei Wochen arbeitsunfähig und kann danach seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Bei schwerer körperlicher Belastung empfehlen wir eine Arbeitsunfähigkeit für vier Wochen. Schmerzmittel werden meistens für ein bis zwei Tage nach der Operation benötigt, wobei die Schmerzen auf einer Skala von 0-10 (0 – wenig, 10 – sehr viel Schmerz) um 2-3 ab dem ersten bzw. zweiten postoperativen Tag liegen. |
Offene Operation bei Leistenbruch bei Kindern und
(Operation nach Shouldice, Herniotomie mit Bruchsackaufhängung nach Bastianelli) Leistenbrüche bei Kindern und jungen Menschen (<25Jahre) können erfolgreich ohne Einbringen eines Kunststoffnetzes operativ versorgt werden, da man davon ausgehen kann, dass das körpereigene Gewebe bei jungen Menschen mit einer chirurgischen Verstärkung (diese erfolgt in der Regel mittels einer oder mehrerer stabiler Nähte mit Kunststoffnähten) für eine ausreichende Stabilität des Leistenkanals sorgt. Hierbei erfolgt in Allgemein- oder Spinalanästhesie (Voll- oder Rückenmarksnarkose) ein kleiner Hautschnitt im Bereich der betroffenen Leiste, eine Eröffnung des Leistenkanals, eine Beseitigung des Bruchsackes und eine Verstärkung der Leistenkanalhinterwand mittels spezieller mehrfacher Nahttechnik. Diese Operationsmethode ist lange bekannt und hat bei entsprechender Eignung des Patienten auch heute noch ihren Platz (auch wenn sie nur noch selten durchgeführt wird), sie kann ambulant oder im Rahmen eines kurzstationären Aufenthaltes (eine Nacht) in Wipperfürth erfolgen. |
Offene Operation bei Leistenbruch
...mit Leistenschnitt nach Lichtenstein
Wenn ein minimal-invasives laparoskopisches Operationsverfahren, also eine Bauchspiegelungsoperation, nicht in Frage kommt (z.B. nach großen Blaseneingriffen oder bestimmten gefäßchirurgischen Eingriffen) empfehlen wir ein offenes Vorgehen – die Operation nach Lichtenstein. Bei diesem Verfahren wird über einen ca. fünf bis sieben cm großen Hautschnitt in der Leistenregion, die Bruchlücke von außen mit einem Kunststoffnetz verschlossen. Auch für diese Operation verwenden wir ein Kunststoffnetz aus dem nicht-auflösbaren Kunststoff Polypropylen. Die Langzeitergebnisse sind vergleichbar mit den Ergebnissen des Verfahrens der minimal-invasiven Techniken. Der Hautschnitt ist jedoch im Vergleich zum Schlüssellochverfahren größer, so dass die Beschwerden durch die Wunde größer sein können. Diese Operation ist im Gegensatz zur minimal-invasiven Operation auch in Rückenmarksnarkose (Spinalanästhesie) oder sogar in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) möglich, so dass sie auch für ältere und kränkere Menschen risikoarmbei uns durchgeführt werden kann. Der stationäre Aufenthalt für alle Leistenbruch-Operationen liegt im Normalfall, einschließlich des Operationstages bei zwei bis drei Tagen, d. h. Sie werden am Morgen der Operation, in der Regel gegen 7:00 Uhr stationär bei uns aufgenommen und verlassen am übernächsten Tag bis 09:30 Uhr die Klinik wieder. Nach der Operation ist eine ein- bis zweiwöchige Ruhephase nötig, in der Regel kann der normale Alltag bewältigt werden kann. Bei leichter bis mittlerer körperlicher Arbeit ist man für ein bis zwei Wochen arbeitsunfähig und kann danach seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Bei schwerer körperlicher Belastung empfehlen wir eine Arbeitsunfähigkeit für vier Wochen. Schmerzmittel werden meistens für ein bis zwei Wochen nach der Operation benötigt, wobei die Schmerzen auf einer Skala von 0-10 (0 – wenig, 10 – sehr viel Schmerz) um 2-3 ab dem ersten bzw. zweiten postoperativen Tag liegen. |
Operationen bei Nabelbrüchen
Nabelbrüche sind Schwachstellen der Bauchwand im Bereich des Bauchnabels, dem ehemaligen Durchtritt der Nabelschnur durch die Bauchdecke. Wie bei Leistenbrüchen können sich Baucheingeweide vorwölben und einklemmen. Verursacht ein Nabelbruch Beschwerden, das heißt man merkt ein "Drücken" oder hat Schmerzen in der Bruchregion, muss der Bruch mit einer Operation behandelt werden. Ein Bruch bildet sich wie beim Leistenbruch bei Erwachsenen nicht mehr zurück, sondern wird im Laufe der Zeit größer. Auch im Bereich des Bauchnabels kann Sport nicht dazu beitragen, dass sich der Bruch zurückbildet oder nicht größer wird. Es stehen verschiedene offene und minimal-invasive Operationsmethoden zur Verfügung, die abhängig von der Größe der Bruchlücke und der individuellen Patientenanamnese zur Anwendung kommen und zuvor im Sinne eines sog. „tailored approach“ (individuell maßgeschneidert) im Rahmen unserer Hernien-Sprechstunde mit dem Patienten erörtert werden, so dass jeder die für ihn beste Operationsmethode erhält. Bei sehr kleinen Bruchlücken (bis 1,5cm) wird ein einfacher direkter Bruchlückenverschluss mittels kleinem Hautschnitt im Nabelbereich und Kunststoffnähten im Bereich der Bauchdecke durchgeführt (Operation nach Spitzy). Dies geschieht in Vollnarkose und kann ambulant oder im Rahmen eines kurzstationären Aufenthaltes (eine Nacht) erfolgen. Anschließend sollte die Belastung der Bauchdecke für die kommenden sechs bis acht Wochen nach der Operation nicht mehr als 10-15kg betragen, damit die Bauchdecke stabil verheilen kann und kein neuerlicher Bruch (sog. „Rezidiv“) auftritt. Falls die Bruchlücke größer als 1,5cm ist, muss die Bauchdecke mit einem modernen Kunststoffnetz verstärkt werden, dies kann in offener Technik (d.h. mit einem Schnitt am Bauchnabel) oder in miminal-invasiver Technik erfolgen, hierbei wird das Kunststoffnetz unterhalb der Bauchdecke eingebracht und fixiert (sog. „IPOM“-Technik). Welches der Verfahren für den jeweiligen Patienten am besten geeignet scheint, wird im Rahmen unserer Hernien-Sprechstunde mit dem Patienten individuell ausführlich erörtert. |
Schlüssellochtechnik (IPOM) bei Nabelbrüchen
Hierbei wird die Bruchlücke mittels minimal-invasiver Bauchspiegelungsoperation (IPOM – intraperitoneale onlay mesh Technik) als geschlossene Nabelhernien-OP durchgeführt. Hierbei werden meist über drei kleine Schnitte das Endoskop und die weiteren OP-Instrumente eingeführt. Die Bauchhöhle und die darin liegenden Organe lassen sich so sichtbar machen. Mithilfe spezieller Instrumente wird die Bruchpforte direkt verschlossen oder es kann zusätzlich ein Kunststoffnetz in die Bauchwand implantiert werden. Für diese Operation verwenden wir ein nicht-auflösbares Kunststoffnetz aus Polypropylen mit einer speziellen Beschichtung, die einen Kontakt mit dem Darm unmittelbar nach der Operation verhindert. Die Ergebnisse bezüglich Haltbarkeit und Kosmetik sind gut. Der postoperative Verlauf entspricht den zuvor genannten Verfahren.
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Operationen bei Narbenbrüchen
Narbenbrüche sind Schwachstellen der Bauchwand im Bereich von Operationsnarben jeder Größe. Wie bei Leisten- und Nabelbrüchen können sich Baucheingeweide vorwölben und einklemmen. Verursacht ein Narbenbruch Beschwerden, das heißt man merkt ein "Drücken" oder hat Schmerzen in der Bruchregion, muss der Bruch mit einer Operation behandelt werden. Ein Bruch bildet sich nicht alleine zurück, sondern wird im Laufe der Zeit größer und muss operativ mittels Implantation eines Kunststoffnetzes versorgt werden. Das Netz wird nicht wieder entfernt und bleibt im Körper. Wir verwenden in der Regel ein Kunststoffnetz aus nicht-auflösbarem Polypropylen oder Polyester. Dieses Netz kann in verschiedene anatomische Schichten (vornehmlich „sublay“, d.h. hinter der Rektusmuskulatur auf das hintere Blatt der Bauchwandfaszie oder „intraperitoneal onlay“, d.h. in die Bauchhöhle als beschichtetes Kunststoffnetz) eingebracht werden und dies kann zudem in unterschiedlichen Operationstechniken (offen, d.h. mit komplettem Wiedereröffnen der ehemaligen Narbe oder minimal-invasiv, d.h. mittels „Schlüsselloch“-Methode oder Kombinationen beider Verfahren, z.B. das sog. „MILOS“-Verfahren als offene Op mit kleinem Schnitt) erfolgen. Welches Verfahren für welchen Patienten am besten geeignet ist, kann nur individuell (d.h. abhängig von der Voroperation sowie der Begleiterkrankungen) in einem ausführlichen Gespräch im Rahmen unserer Hernien-Sprechstunde entschieden werden, so dass wir auch hier für jeden Patienten ganz individuell ein für ihn „maßgeschneidertes Konzept“ („tailored approach“) entwerfen. Falls wir uns für ein minimal-invasives (laparoskopisches) Operationsverfahren bei der Behandlung von Narbenhernien entscheiden, kommt in der Regel die sogenannte „IPOM – intraperitoneale onlay mesh Technik-Technik zur Anwendung. Die Bruchpforte, also das Loch in der Bauchdecke, sollte hierbei in der Regel nicht größer als circa 10 cm sein. Hier wird über meist drei kleine Schnitte ein Kunststoffnetz in die Bauchhöhle eingebracht und von innen an der Bauchdecke fixiert. Für diese Operation verwenden wir ein nicht-auflösbares Kunststoffnetz aus Polypropylen mit einer speziellen Beschichtung, die einen Kontakt mit dem Darm unmittelbar nach der Operation verhindert. Die Ergebnisse bezüglich Haltbarkeit und Kosmetik sind gut. Der postoperative Verlauf entspricht den zuvor genannten Verfahren. Je nach Bruchgröße kann der stationäre Aufenthalt zwischen drei und zehn Tagen liegen, d. h. Sie werden am Morgen der Operation stationär bei uns aufgenommen. Die Entlassung erfolgt gegen 09:30 Uhr. Nach der Operation ist eine zwei- bis vierwöchige Ruhephase nötig, in der Regel kann der normale Alltag bewältigt werden kann. Bei leichter bis mittlerer körperlicher Arbeit ist man für zwei bis drei Wochen arbeitsunfähig und kann danach seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Bei schwerer körperlicher Belastung empfehlen wir eine Arbeitsunfähigkeit für vier bis sechs Wochen, oder ggf. länger. Je nach Größe des Befundes raten wir für vier Wochen eine Bauchbinde zur Linderung der postoperativen Beschwerden zu tragen. Schmerzmittel werden meistens für zwei Wochen nach der Operation benötigt. Wir arbeiten auch hier – wie viele andere Experten in Deutschland auch – an einer weiteren Verbesserung der Operationsergebnisse, so dass wir uns auch neuen Operationstechniken nicht verschließen und hier z.B. auch auf das sog. „MILOS“-Verfahren (entwickelt von Prof. Reinpold in Hamburg) , einer Kombination aus der Platzierung des Kunststoffnetzes in der besten anatomischen Schicht („sublay“) mit einem möglichst kleinen Schnitt und Operationstrauma zurückgreifen möchten. So können wir das Auswahlspektrum für unsere Patienten weiter vergrößern. |
Seit 2015 haben wir uns der externen Qualitätssicherungsstudie „herniamed“ der Deutschen Herniengesellschaft (DHG, Fachgesellschaft für die Behandlung von Hernien) angeschlossen, d.h. dass wir jede Hernien-Operation – mit Einverständnis des Patienten – in das nationale Register eintragen lassen. Nach 1, 5 und 10 Jahren nehmen wir eine Nachuntersuchung vor, die insbesondere Verbesserungspotenzial im Hinblick auf das Auftreten eines Rezidives (erneuter Bruch an der gleichen Stelle) sowie der kurz- und langfristigen postoperativen Schmerzen aufzeigen soll.