Frauen in Führungspositionen – Prof. Dr. Christiane Bayerl, Chefärztin der Klinik für Dermatologie und Allergologie

Für wie viele Mitarbeiter:innen sind Sie verantwortlich?

Für 20 Mitarbeite:innen

Haben Sie Ihre Karriere so geplant?

Es gab immer wieder Punkte der Entscheidung, Weggabelungen. Das begann bei Studium: Musik (Klavier, Orgel) oder Medizin? Doktorarbeit in welchem Fach? Augenheilkunde oder Dermatologie? Soll ich überhaupt Forschung machen (DKFZ) oder Klinik? Forschungsaufenthalte ohne Kind trotz sechs Monate altem Säugling? Welche Schwerpunkte setze ich in der Dermatologie (operativ, konservativ, autoimmun, aesthetisch-rekonstruktiv etc.)

Jedenfalls bin ich nicht im Alter von 18 Jahren aufgewacht und habe gesagt, jetzt werde ich Professorin für Dermatologie. Aber ich habe über die Jahre erfahren, was mir Spaß macht und bin der Ansicht, dass man mit seinen Talenten wuchern muss. An mehreren wichtigen Karrierestellen waren Mut, Initiative, Zuversicht und Selbstbewusstsein das Entscheidende für den Schritt zur nächsten Karrierestufe.

Glauben Sie, dass Ihr Weg nach oben schwieriger war als bei Männern?

Auch heute noch wundere ich mich, dass ich in manchen Kommissionssitzungen die einzige Frau bin. Für die Familienplanung brauchen Frauen ein Konzept das greift. Es gibt keinen Grund wegen der Karriere auf Mann und Kind zu verzichten.

Inwieweit unterschiedet sich Ihr Führungsstil von Männern?

Ich halte meinen Führungsstil eher für geschlechtsneutral. Führung ist so individuell wie die führende Persönlichkeit. Mein Führungsstil ist gekennzeichnet durch konkrete Pläne, liberal sein gegenüber unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen, fördernd und fordernd mit Zeit- und Zielvorgaben - aber die Klinik steht im Vordergrund. Ich interessiere mich für das private Umfeld meines Teams, wir sprechen und feiern auch zusammen - zumindest vor und dann auch wieder nach COVID - aber ich erwarte, dass die Arbeitsleistung für meine Team-Mitarbeiter einen hohen Stellenwert hat.

Was geben Sie Frauen mit, die am Anfang ihrer Karriere stehen?

Jeweils im aktuellen Stand der beruflichen Entwicklung sein und Klarheit über das nächste Ziel haben. Das muss aktiv angegangen werden. Man wird nicht gefördert oder dorthin getragen. Der beste Förderer der eigenen Karriere ist man selbst. Dazu gehört auch ein klares Konzept für die Familienplanung und die Kinderbetreuung - das Arbeitsleben darf dadurch nicht belastet werden. Auch hier gilt, eigene Initiative ist besser als Warten auf zukünftige Wunschangebote, die vielleicht wie Seifenblasen platzen. Wenn es keinen Kindergartenplatz gibt? Was dann? Ein Alternativ-Konzept muss selbst gestaltet vorliegen, sonst leidet die Karriere.