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Elektromyographie (EMG) als wichtiger Schritt auf dem Weg zur Diagnose

Das Elektromyogramm (EMG) zeichnet über eine feine Nadelelektrode, die in den Muskel platziert wird, die elektrische Aktivität von Muskeln in Ruhe und bei Anspannung auf.

Nerven

Nervenzellen kontaktieren Muskelzellen

Die Bewegung der Extremitäten- und Rumpfmuskulatur wird von motorischen Nervenzellen im Rückenmark gesteuert. Jede dieser Nervenzellen schickt über die peripheren Nerven einen Ausläufer zu jeweils einem bestimmten Muskel, wobei jede Nervenzelle circa 100 bis 300 Muskelzellen im gesunden Muskel kontaktiert. Die Nervenzelle und die von ihr kontaktierten Muskelzellen bilden die sogenannte motorische Einheit. Ein Muskel enthält eine Vielzahl motorischer Einheiten.

Wenn der Muskel bewegt werden soll, werden die Signale elektrisch über diese Ausläufer zu den Kontaktstellen im Muskel geleitet und über einen chemischen Überträgerstoff an die von der jeweiligen Nervenzelle versorgten Muskeln übertragen, was zu einer Kontraktion (Verkürzung) der Muskelfasern führt.

Diese Kontraktion wird ausgelöst durch eine Ladungsumkehr der elektrisch geladenen Muskelzelloberfläche aller von der signalisierenden Nervenzelle kontaktierten Muskelzellen. Diese Ladungsumkehr kann elektrisch in der Nähe der Muskelfasern abgeleitet und auf einem Monitor oder Lautsprecher als Spannungsänderung sichtbar und hörbar gemacht werden. 

Die Höhe der abgeleiteten Potenziale und die Dauer helfen dem Untersuchenden zu entscheiden, ob und auf welche Art die untersuchten Muskeln beziehungsweise die Nerven, die diesen Muskel versorgen, geschädigt sind.

So wird eine EMG-Untersuchung durchgeführt

  1. Entspannen Zunächst wird der Muskel in entspanntem Zustand untersucht. Falls es Muskelzellen gibt, die keinen Kontakt zum Muskel haben, entwickeln diese eine eigene Aktivität, die vor allem im entspannten Muskel abgeleitet werden kann.
  2. Leicht anspannen Danach wird der Muskel leicht angespannt, um einzelne motorische Einheiten untersuchen zu können. Dabei wird besonders auf die Größe und Form einzelner Einheiten geachtet. Die EMG-Untersuchung wird an verschiedenen Stellen des Muskels stichprobenartig durchgeführt, um einen repräsentativen Überblick über die vorhandenen Einheiten zu gewinnen. 
  3. Stark anspannen Am Ende der Elektromyogramm-Untersuchung wird der Patient oder die Patientin gebeten, den Muskel so stark wie möglich anzuspannen, um einen Eindruck davon zu erhalten, ob eine ausreichende Zahl motorischer Einheiten erhalten ist.

Welche Nebenwirkung können bei einer EMG-Untersuchung auftreten?

Die Untersuchung kann an manchen Ableitstellen etwas schmerzhaft sein, hinterlässt aber keine anhaltenden Schmerzen und lässt sich in aller Regel gut aushalten, zumal nur eine sehr begrenzte Anzahl von Muskeln untersucht wird.

Die EMG-Untersuchung sollte nicht durchgeführt werden, wenn stark gerinnungshemmende Mittel eingenommen werden, wie zum Beispiel Marcumar oder andere Antikoagulanzien, um Blutungen im Muskel zu vermeiden. Die Einnahme von Aspirin ist dagegen unbedenklich.

Welche Erkenntnisse bringt eine EMG?

Die Untersuchung ist eine wertvolle Ergänzung der klinischen Muskelkraftuntersuchung und Reflexprüfung, da sie in der Regel eine rasche Einschätzung erlaubt, ob die Ursache einer Muskelschwäche in einer Erkrankung der Muskelzellen selbst oder in einer Erkrankung der Nervenzellen, die den Muskel kontaktieren, liegt.

Bei Schädigung von peripheren Nerven oder Nervenwurzeln lassen sich auch wichtige Aussagen über das Ausmaß der Schädigung und die Prognose für eine Erholung gewinnen.

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