Menü
Schließen

Streck- und Beugesehnenverletzungen: Ursachen, Diagnose und Therapien

Beugesehnenverletzungen rühren oft von Schnitten durch Glas oder Messer her. Wie werden sie therapiert?

 

Nahaufnahme OP Handchirurgie

Ursachen

Schnittverletzungen durch Glas oder Messer sind die häufigsten Verletzungsmuster für die Beugesehnenverletzung, die eher glatte Durchtrennungen der Sehnen zur Folge haben. Quetschverletzungen führen weniger oft zum Durchtrennen als zum Einreißen der Sehne und zum Abriss der Ringbänder. Das Aufreißen der Sehnen ist selten und nur bei stärksten Zugkräften zu erwarten.

Im Rahmen entzündlicher Gelenkerkrankungen wie Rheuma oder Gicht kann es zu einer entzündlichen Schwächung oder zum Aufreiben an Knochenvorsprüngen kommen. Dies hat dann ein spontanes Zerreißen der Sehne auch bei leichter Krafteinwirkung zur Folge.

Beschwerden

Die vollständige Durchtrennung beider Beugesehnen eines Fingers in Höhe der Finger selbst fällt durch die fehlende Vorbeugung in der Ruhestellung der Hand auf. Eine Teilverletzung ist nur durch genaues Überprüfen der Funktion oder im Zweifel auch durch die operative Nachschau auszuschließen. Eine Teilverletzung der Sehne muss nicht umgehend zum Beugeverlust führen, denn die räumliche Enge im Handgelenksbereich verursacht häufig eine Mitbewegung auch durchtrennter Sehnen.

Diagnostik

Bei der Untersuchung werden die oberflächliche und tiefe Beugesehne jedes Fingers einzeln überprüft. Dazu werden die übrigen Finger gestreckt gehalten und der betroffene Finger nach Aufforderung im End- oder Mittelgelenk gebeugt.

Behandlungsmethoden

Eine frische Sehnenverletzung sollte innerhalb weniger Stunden operativ versorgt werden. Ziel der Operation ist die direkte Sehnennaht mit Wiederherstellung der eventuell mit verletzten Ringbänder, sodass ein freies Gleiten der Sehne im Sehnenkanal für die anschließenden Bewegungsübungen ermöglicht wird. Es gibt zahlreiche Nahttechniken, die vom Prinzip meist eine stärkere Innennaht (Kernnaht) und eine feinere Außennaht (Mantelnaht) haben.

Erfolgsaussichten

Gute bis sehr gute Ergebnisse der Beweglichkeit werden in durchschnittlich 70 bis 80 Prozent erreicht. Naturgemäß haben einfache Schnittverletzungen mit glatter Durchtrennung der Sehnen bessere Aussichten auf eine ungestörte Wiederherstellung der Funktion als eine verschmutzte Kreissägenverletzung mit Substanzverlust. Begleitverletzung von Nerven, Gefäßen oder den Ringbändern verschlechtern die Erfolgsaussichten ebenfalls.

Komplikationen

Allgemeine Operationsrisiken sind Entzündung der Wunde, Nachblutungen und Verletzungen von Umgebungsstrukturen im Operationsgebiet (Sehnen, Gefäße, Nerven). Diese Operationsfolgen sind sehr selten. Spezifische Folgen der Verletzung und der Operation sind vor allem die narbige Verklebung der Sehnen mit anschließenden Funktionseinschränkungen und die Möglichkeit des erneuten Zerreißens der Sehnennaht in durchschnittlich etwa vier Prozent der Fälle.

Nachbehandlung

Die Nachbehandlung erfolgt in der Regel stationär für wenige Tage. Über einen sogenannten Schmerzkatheter können erfahrungsgemäß die postoperativen Schmerzen sehr erfolgreich vermieden werden und eine frühe Mobilisation erleichtern. Eine postoperative Schwellung von einigen Tagen ist nicht ungewöhnlich, sodass ein konsequentes Hochlagern und Entlasten des Armes zu empfehlen ist. Die funktionelle Nachbehandlung der Sehnenverletzung ist essentiell für das Endergebnis verantwortlich.

Grundsätzliches Ziel ist es, während der stabilen Ausheilung der Sehnennaht eine Bewegung der Sehnen zu ermöglichen, um die Verwachsungen mit der Umgebung zu minimieren. Je nach Nahttechnik und intraoperativen Verhältnissen ist eine aktive oder passive Bewegung der Sehnen möglich. Die an der Naht entstehenden Zugkräfte sollen dabei so gering sein, dass ein Ausreißen der Naht verhindert wird.

Da die Nachbehandlung die intensive verständige Mitarbeit der Patient:innen voraussetzt, wird bei Kleinkindern eher eine entlastende Schienenruhigstellung für vier Wochen in Kauf genommen. Eine volle Belastung der Sehnennaht ist erst nach zwölf Wochen möglich.

Nachbehandlungsschema nach Dr. Kleinert

Das häufigste angewendete Nachbehandlungsschema ist nach dem Erstbeschreiber Dr. Kleinert benannt und sieht eine passive Beugung des betroffenen Fingers an einem Gummiband und eine aktive Streckung des Fingers vor. Die Schiene wird für fünf bis sechs Wochen belassen.

Täglich sollten etwa 25 Wiederholungen mit aktiver Streckung und passivem Gummizügelzug durchgeführt werden. Nach sechs Wochen kann mit leichter aktiver Bewegung ohne Schiene begonnen werden. Ab der achten Woche kann die Belastung langsam bis zur Vollbelastung in der zehnten bis zwölften Woche gesteigert werden.

image
Vereinbaren Sie einen Termin mit unseren Experten.
Sie benötigen einen Termin in einer unserer stationären Kliniken oder ambulanten Einrichtungen oder wollen unabhängig vom Ort eine Videosprechstunde vereinbaren? In unserem Patientenportal können Sie Ihren Termin direkt online buchen.