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Was ist eine Kahnbeinpseudarthrose?

Eine sogenannte Kahnbeinpseudarthrose kann die Folge eines Handgelenksbruchs sein, wenn etwa der Bruch nicht richtig oder vollständig abgeheilt ist. Erfahren Sie hier mehr zu Ursachen und Therapiemöglichkeiten einer Kahnbeinpseudarthrose. 

UCH Untersuchung Handgelenk

Ursachen einer Kahnbeinpseudarthrose

Das sogenannte Kahnbein ist einer von acht Handwurzelknochen und liegt auf der Daumenseite des Handgelenks. Kommt es nach einem Kahnbeinbruch innerhalb von sechs Monaten nach dem ursächlichen Unfall nicht zu einer Heilung der Fraktur, entsteht eine sogenannte Falschgelenkbildung (Pseudarthrose).

Hierbei bildet sich zwischen den Bruchstücken narbiges Bindegewebe. Der Bruchspalt bleibt somit erhalten, was im Laufe der Zeit (meist Jahre) zu einer Gefügestörung der Handwurzel mit nachfolgender Zerstörung des Gelenkknorpels (Arthrose) führt. Das bedeutet, dass die Handwurzelknochen aus ihrer natürlichen Lage geraten.

Am Ende steht der Zusammenbruch der Handwurzel mit ausgeprägter Arthrose des Handgelenkes. Die Mehrzahl aller Kahnbeinbrüche (circa 90 Prozent) findet sich im mittleren Bereich des Kahnbeins.

Etwa zehn Prozent der Kahnbeinbrüche liegen im körpernahen (proximalen) Drittel. Gerade diese Art des Kahnbeinbruches neigt sehr zur Entwicklung einer Kahnbeinpseudarthrose. Einige Kahnbeinbrüche heilen auch bei sachgerechter Behandlung nicht aus. Um die Spätfolgen einer Kahnbeinpseudarthose zu minimieren, sollte eine operative Versorgung erfolgen.

 

Beschwerden einer Kahnbeinpseudarthrose

Häufig macht sich die Kahnbeinpseudarthrose erst spät bemerkbar und weist dann die typischen Beschwerdemuster einer Arthrose auf. Diese äußern sich vor allem in Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.

 

Wie wird eine Kahnbeinpseudarthrose diagnostiziert?

Die Diagnose wird anhand von Standard-Röntgenaufnahmen mit zusätzlichen Spezialaufnahmen des Kahnbeins gestellt. Je nach Befund können zur genaueren Beurteilung der Bruchstücke sowie zur Planung der Operation zusätzliche Untersuchungen notwendig werden.

Computertomographien (CT) oder eine Kernspintomographie (MRT) bei Verdacht auf eine mangelnde oder fehlende Durchblutung der Bruchstücke sind dann möglicherweise erforderlich. Auch eine Handgelenksarthroskopie kann gegebenenfalls zur genauen Erhebung möglicher Knorpelschäden vor einer definitiven Behandlung sinnvoll sein. 

Behandlungsmethoden

Lesen Sie, wie eine Kahnbeinpseudarthrose behandelt werden kann.

 

Konservativ

Eine tatsächliche Kahnbeinpseudarthrose kann durch keine konservative Therapie geheilt werden. Liegt der für den Bruch ursächliche Unfall weniger als sechs Monate zurück, kann die Behandlung mit niederfrequent gepulstem Ultraschall zur Ausheilung des Bruches führen. Die Kosten für diese Behandlung werden von den meisten Krankenkassen übernommen.

 

Operativ

Da eine unbehandelte Kahnbeinpseudarthrose im Laufe der Jahre zu einem zunehmenden Verschleiß des Handgelenkes führen kann, sollte diese grundsätzlich, auch bei aktuell gegebenenfalls nur geringen Beschwerden, operiert werden.

Je früher nach dem Unfallereignis die operative Behandlung einsetzt, desto geringer sind die bereits eingetretenen arthrotischen Veränderungen (durch die Verletzung entstandenen Verschleißerscheinungen) – und umso günstiger ist die weitere Prognose für die/den Patient:in.

Durch die Operation soll eine knöcherne Wiedervereinigung der Bruchstücke mit Wiederherstellung der Form des Kahnbeins erreicht werden. Eine alleinige Verschraubung der Bruchstücke wäre unzureichend. Folgende operative Verfahren kommen in Betracht:

 

  • Einbringung eines kleinen Knochenblocks von der Beckenschaufel oder Knochen aus dem Unterarm (Speiche) und Fixierung mittels einer kanülierten Schraube, die über einen Zieldraht sicher im Kahnbein versenkt werden kann. Gleichzeitig führt dies zu einer Kompression der Bruchstücke mit dem Knochenblock – wie bei der Versorgung eines frischen Kahnbeinbruchs – sodass die stabile Ausheilung gefördert wird.
  • Einbringen eines gefäßgestielten Knochenspans von der Speiche, aus dem Becken oder aus dem Kniebereich in das Kahnbein und Stabilisierung mittels einer kanülierten Schraube oder Drähten.
  • Bei ausgeprägter Minderdurchblutungssituation des Kahnbeins wird ein Knochentransplantat aus dem Beckenkamm oder dem Oberschenkelknochen verwendet. Dieses wird mit einer Arterie und einer Vene gestielt entnommen und am Handgelenk mikrochirurgisch angeschlossen.
  • Ist der Verschleiß des Handgelenkes bereits weit fortgeschritten, ergibt die Rekonstruktion des Kahnbeins keinen Sinn mehr. In Frage kommen dann nur noch Rettungsoperationen mit Teil- oder Vollversteifung des Handgelenkes oder lediglich die symptomatische Denervierung. Es verbleibt in den meisten Fällen eine Einschränkung der Beweglichkeit. Bei der Denervierung handelt es sich um eine operative Methode zur Schmerzlinderung. Dafür werden gezielt schmerzleitende Nerven durchtrennt, um die Schmerzweiterleitung zu unterbrechen.

 

Risiken einer Operation

Neben den allgemeinen Operationsrisiken besteht die Möglichkeit der ausbleibenden Ausheilung. Bewegungseinschränkungen können auf Grund der Operationsnarben und der langen Ruhigstellungszeiten verbleiben, finden sich aber nicht selten schon vor der Operation. Das Entnehmen der Knochenspäne führt in der Regel nicht zu nachhaltigen Komplikationen.

 

Nachbehandlung

Die Therapie einer Kahnbeinpseudarthrose ist ein komplexes und langwieriges Verfahren und sollte daher im Rahmen eines stationären Aufenthaltes erfolgen.

Eine knöcherne Durchbauung findet sich in der Regel innerhalb von sechs bis zwölf Wochen nach der Operation. Daher erfolgt nach einer sechswöchigen Ruhigstellung in einem Unterarmgipsverband die erste Röntgenkontrolle. Sollte keine adäquate Heilung vorliegen, wird die Ruhigstellung für weitere vier bis sechs Wochen fortgeführt. Zum sicheren Nachweis kann eine Computertomographie durchgeführt werden.

 

Erfolgsaussichten

Die Heilungschancen nach der Versorgung einer Kahnbeinpseudarthrose sind ungünstiger als nach der Behandlung des frischen Knochenbruchs und liegen zwischen 70 bis 90 Prozent. Bruchform und der zeitliche Abstand seit der Verletzung sind wichtige Faktoren für die Ausheilungschancen.

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