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Krankenhauskeim MRSA – warum Isolation nicht immer nötig ist

Lange galt die Isolation beim Nachweis des sogenannten Krankenhauskeims MRSA als Standard. Doch Studien zeigen auch, dass Patient:innen mit MRSA nicht in jedem Fall in ein Isolationszimmer gehören. Müssen Zimmernachbarn von MRSA-Patienten jetzt eine Ansteckung fürchten? Lesen Sie hier.

Abstrich

Der Erreger MSRA

Der Krankenhauskeim MRSA ist der unsichtbare Feind. Der unbeschwerte Umgang mit Antibiotika hat dafür gesorgt, dass Erreger immun werden und selbst stärkste Antibiotika an ihre Grenzen gelangen.

„Leider ist der Titel ‚Krankenhauskeim‘ irreführend, denn MRSA ist die resistente Form des natürlich beim Menschen vorkommenden Erregers Staphylokokkus aureus. Dieser sitzt auf menschlicher Haut und Schleimhäuten. Jeder Dritte trägt den Keim auf sich, ohne zu erkranken, denn MRSA ist für den gesunden Organismus unkritisch“, klärt Priv.-Doz. Dr. med. Irit Nachtigall auf.

Die Fachgruppenleiterin der Krankenhaushygiene bei Helios leistet täglich Aufklärungsarbeit rund um MRSA und andere Erreger in Kliniken. So auch zum Thema Isolierung bei nachgewiesenem MRSA.

 

Kolonisation und Infektion

„Die meisten Patienten bringen MRSA als Begleiter mit in die Klinik. Ihre Haut oder Schleimhäute sind kolonisiert. Das bedeutet, der Erreger ist nicht im Organismus, sondern besiedelt ihn nur“, so PD Dr. Nachtigall. Von einer MRSA-Infektion spricht man, wenn der Keim in den Organismus dringt, etwa durch eine Wunde oder bei einem operativen Eingriff.

„Bei korrekter Desinfektion kann der MRSA-Erreger nicht in den Körper eindringen, da er beim Desinfizieren zerstört wird. Und darin liegt auch die Begründung für oder gegen die Isolation von Patienten“, sagt die Expertin.

Denn: MRSA wird vorrangig durch Hautkontakt übertragen. Richtige Händehygiene im Krankenhaus, also Desinfizieren und Händewaschen schützen am besten vor einer Ansteckung mit dem „Krankenhauskeim“. Eine Isolation ist daher auch nach der Empfehlung des Robert Koch-Institutes nur in Ausnahmefällen sinnvoll.

Helios Klinikum Berlin-Buch

Regionalleiterin Infektiologie und ABS

Befindet sich der MRSA-Erreger in der Nase und man hat keinen Schnupfen oder Husten, dann ist es nicht nötig, dass man isoliert wird, denn der Erreger verbreitet sich nicht einfach so

Isolation: Ja oder nein?

„Zunächst führen wir bei einer ausgewählten Patientengruppe einen Nasen-Rachen-Abstrich durch, wenn sie in die Klinik kommen“, erklärt die Fachgruppenleiterin.

Ein spezieller Screening-Bogen, der nach den Vorgaben der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch-Instituts erstellt wurde, legt fest, bei wem ein Abstrich gemacht wird. „Das sind zum Beispiel Patienten, die in der Landwirtschaft oder Medizinbranche arbeiten oder Patienten, die kürzlich in einer Klinik waren“, so PD Dr. Nachtigall. So wird bei Helios bei rund 60 Prozent der Patienten bei Aufnahme ein Abstrich durchgeführt.

„Befindet sich der MRSA-Erreger in der Nase und man hat keinen Schnupfen oder Husten, dann ist es nicht nötig, dass man isoliert wird, denn der Erreger verbreitet sich nicht einfach so“, klärt sie auf. „Aber auch Patienten können helfen: Sagen Sie Bescheid, wenn Sie erkältet sind. Nutzen Sie Taschentücher nur einmal und werfen Sie dann gleich weg und desinfizieren Sie sich die Hände.“

Auch wenn der resistente Erreger nur im Darm oder in der Harnblase sitzt, muss nicht unbedingt isoliert werden. „Wer sich nach dem Toilettengang die Hände ordentlich desinfiziert, hemmt die Verbreitung von Erregern. Wichtig ist, dass man auch vor dem Spülen den Deckel der Toilette schließt und im Sitzen uriniert. Auch aus der Toilettenschüssel kann es herausspritzen – immerhin bis zu sechs Meter weit.“

 

Wer wird noch isoliert?

„Wir isolieren Patienten nur, wenn es wirklich zwingend nötig ist. Das ist der Fall beispielsweise bei Erregern, die über die Luft übertragen werden oder sich sehr schnell ausbreiten oder bei denen einen ganz geringe Menge reicht, wie manche Durchfallerreger. Aber wir überlegen ganz individuell für jeden einzelnen Patienten“, erläutert PD Dr. Nachtigall.

Schließlich ist die Isolation sowohl für den Betroffenen, als auch für Personal und Angehörige eine ungewohnte und anstrengende Situation, der niemand ohne Grund ausgesetzt werden sollte.

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