Drei Räume führen in die Kälte, von minus 10° C über minus 60° C bis minus 110° C. Kaum vorstellbar, dass Menschen die sogenannte Kryotherapie mit weitgehend freiem Körper aushalten – möglich ist das nur durch die extreme Lufttrockenheit. Ein Aufenthalt dauert nicht länger als drei Minuten, Badebekleidung sowie Mundschutz, Mütze oder Stirnband, Strümpfe und Handschuhe sind ein Muss. Der Mann, der sich darum kümmert, dass jeder der maximal drei Patienten pro Durchgang diese Vorgaben zum Schutz besonders exponierter Körperteile einhält, ist Oliver Niklowitz (26). Auch in der Kammer hält der Physiotherapeut ständigen Sprach- und Sichtkontakt zu den Patienten. „Niemand soll das Gefühl haben, dass er der extremen Kälte schutzlos ausgeliefert ist. Die meisten haben großen Respekt davor. Wer es in der Kammer nicht mehr aushält, kann sie jederzeit verlassen.“
Vor allem Patienten mit entzündlichen rheumatologischen Erkrankungen sowie chronische Schmerzpatienten profitieren von der Ganzkörperkältetherapie, die unter anderem entzündungshemmend und durchblutungsfördernd wirkt. Zudem wird der Zellstoffwechsel reguliert und die Beweglichkeit der Gelenke verbessert. Daher schließen sich an die eisigen Minuten oft Bewegungstherapien an, die sonst wegen der großen Schmerzen unmöglich sind. „Es ist nur logisch, dass sich Physiotherapeuten um die Kältekammer kümmern. Patienten, die ich hier morgens betreue, sehe ich oft später am Tag bei den Übungen im Bewegungsbad oder im Gymnastikraum wieder – meist ist dann schon eine Verbesserung in der Beweglichkeit erkennbar“, sagt Oliver Niklowitz. Doch auch Profisportler schätzen den Kältepol am Rande der Landeshauptstadt Magdeburg: In harten Trainingsphasen und vor wichtigen Wettkämpfen nutzen sie die Kälteanwendungen für Entspannung, Muskelaufbau und Regeneration. „Unser Herz schlägt auch für Sportler. Bei Trainings- und Wettkampfverletzungen finden sie hier medizinische Hilfe, unter anderem in der Kältekammer.“