Angeborene Fehlbildungen im Bereich der Kopf-Hals-Region können durch äußere Einflüsse oder Vererbung entstehen.

Zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen im Gesichtsbereich gehören die unterschiedlichen Formen der Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (LKG-Spalten).

Diese können einseitig oder beidseitig auftreten und unterschiedliche Ausprägungen haben (unvollständig oder vollständig) und verschiedene Lippen- und Kieferanteile betreffen (Lippenspalte, Kieferspalte, Gaumenspalten bzw. eine Kombination davon).

Die Diagnose kann heutzutage mithilfe der 3D-Ultraschaldiagnostik intra-Uterin (während der Schwangerschaft) gestellt werden, so dass bereits vor der Geburt eine ausführliche Beratung der Eltern und eine Vorbereitung der ersten Therapieschritte stattfinden kann.

 

Primäre Versorgung (direkt nach der Geburt):

Säuglinge mit Gaumenspalten sind in der Regel, aber nicht immer, in der Lage, gestillt zu werden, oder die Milchnahrung durch einen speziellen Sauger (z.B. Habermann Sauger) zu sich zunehmen und regelhaft an Gewicht zuzunehmen. In speziellen Fällen können spezielle Gaumenplatten angefertigt werden, um Säuglinge mit breiten Spalten bei der Nahrungsaufnahme zu unterstützen.

Die Entscheidung, ob und wann Ihr Kind ggf. mit einer speziell-angefertigten Platte versorgt werden soll, hängt von der Breite bzw. der Ausdehnung der Gaumenspalte und vom Trinkverhalten ab.

In dieser Hinsicht beraten wir Sie gerne in einer speziellen Fehlbildungssprechstunde gemeinsam mit Kinderärzten, Hebammen und Logopäden vor Ort.

 

Die ersten operativen Behandlungen:

Die Isolierte Lippenspalte stellt in erster Linie ein ästhetisches und selten ein funktionelles Problem dar.

Im Einklang mit dem internationalen Behandlungsstandard wird in unserer Klinik im Alter von ca. 2 - 3 Monaten ein frühzeitiger Lippenverschluss und die Formung des Naseneinganges angestrebt.

Gelingt es, unsere kleinen Patienten rechtzeitig zu operieren, resultieren beste funktionelle und ästhetische Ergebnisse. Die Operationsmethoden unterscheiden sich je nach Ausprägung der Spalte und Form der Oberlippe und der vorhandenen Naseveränderung. Daher werden Ihre Ärzte die beste Operationsmethode je nach Fehlbildung empfehlen und diese mit Ihnen detailliert besprechen.

Die Gaumenspalte (Gaumensegelanteil) wird vor dem Spracherwerb verschlossen (mit 6 - 9 Monaten). In dieser Phase der Therapie ist eine Untersuchung des Mittelohrs durch Hals-Nasen-Ohren Ärzte erforderlich, um eine ausreichende Belüftung und Funktion des Mittelohrs sicherzustellen.

Die Spalte des harten Gaumens sollte etwas später, möglichst mit 1-1,5 Jahren korrigiert werden. Gelegentlich können beide Gaumenanteile zusammen in einer Operation verschlossen werden.

Der knöcherne Verschluss der Kieferspalte (Zahntragende Kieferknochen) wird mit einer Knochenverpflanzung (sekundäre Osteoplastik) im Alter von ca. 9 - 11 Jahren kombiniert und ermöglicht den regelhaften Durchbruch der Zähne und die Formung des Zahnbogens im Oberkiefer. Eine begleitende Kieferorthopädische Therapie ist in den meisten Fällen erforderlich, um ein optimales Ergebnis zu ermöglichen.

 

Spätere operativen Korrekturen:

Zusätzlich können Operationen zur Verbesserung der Sprache, zur Korrektur von Kieferfehlstellungen oder auch der Nasenform erforderlich sein. Operationszeitpunkt sowie die Möglichkeiten und Grenzen der chirurgischen Verbesserung von Funktion und Form bedürfen dabei einer individuellen Beratung. Grundsätzlich sind auch im Erwachsenenalter entsprechende Korrekturoperationen möglich.

 

Andere angeborene Fehlbildungen des Gesichtes oder des Schädels sind viel seltener. Sie sind in ihrer Ausprägung sehr verschieden und bedürfen ebenfalls einer individuellen Beratung und Therapieplanung gemeinsam mit anderen Fachrichtungen wie z.B. der Neurochirurgie, der Augenheilkunde oder der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.

 

Grundsätzliche sollten Fehlbildungen so früh wie möglich behandelt werden. Durch die entsprechenden Therapien und Operationen sollen sowohl ästhetische als auch funktionelle Korrekturen des Gesichtes erreicht werden. Funktionell richtet sich das Augenmerk der Operationstechniken darauf, dem Kind zu ermöglichen, richtig kauen, schlucken und sprechen zu lernen - eine Voraussetzung, um möglichen späteren psychischen oder sozialen Beeinträchtigungen vorzubeugen.

 

In der Regel sind die einzelnen Operationsschritte mit einem kurzen stationären Aufenthalt in der Kinderklinik von ca. 2-4 Tagen verbunden.