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Darum tickt das Herz von Frauen anders

Besonders bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen die Geschlechterunterschiede eine große Rolle. Der Herzinfarkt ist die Todesursache Nummer 1 bei Frauen. Erfahren Sie nachfolgend mehr über das Herz von Frauen im Hinblick auf bestimmte Erkrankungen.

Beratung Diabetologie

Fakten zum Herz von Frauen

  • Frauenherzen sind leichter: 4,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht versus 5,7 Gramm bei Männern.
  • Frauenherzen haben weniger Muskelmasse (Testosteron).
  • Frauenherzen schlagen schneller, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen: 70 Mal pro Minute versus 60 Mal bei Männern.
  • Herzerkrankungen entwickeln sich durchschnittlich zehn Jahre später als bei Männern.
  • Etwa ab dem 50. Lebensjahr geht die Erkrankungskurve bei Frauen weit steiler nach oben.
  • In jüngeren Jahren ist das Frauenherz gut durch das Hormon Östrogen geschützt. Dieser Schutz fällt mit/nach den Wechseljahren ab.
  • Herzerkrankungen werden bei Frauen oft später entdeckt, weil die Symptome unspezifischer sind.
  • Durch Übergewicht erhöht sich das Herzinfarktrisiko bei Frauen um das Zwanzigfache.

Herzzentrum Leipzig

Oberärztin VAD-/Herztransplantationsambulanz

Frauen sind durch die Geschlechtshormone viele Jahre gut davor geschützt. Aber wenn Frauen einmal erkrankt sind, trifft es sie deutlich schwerer. Das Geschlecht muss bei der Diagnose und Therapie stärker berücksichtigt werden.

Frauenherzen erkranken oft

Denkt man im Zusammenhang eines Infarktes landläufig nicht eher an überlastete männliche Manager? „In der Tat spielen auch kulturelle Hintergründe eine Rolle, wenn es um weibliche Risiken und deren Einschätzung bei Herzerkrankungen geht. In der westlichen Welt sind zwei Drittel der Patient:innen mit Herzgefäßerkrankungen nach wie vor Männer.

Frauen sind durch die Geschlechtshormone viele Jahre gut davor geschützt. Aber wenn Frauen einmal erkrankt sind, trifft es sie deutlich schwerer. Das Geschlecht muss bei der Diagnose und Therapie stärker berücksichtigt werden“, sagt Prof. Dr. Sandra Eifert, Herzchirurgin am Herzzentrum Leipzig.

Die Geschlechterunterschiede erstrecken sich über den gesamten Verlauf einer Erkrankung – von den Risikofaktoren, über die Symptome und die Diagnostik bis hin zur Therapie.

In der Tat scheint emotionaler Stress Frauenherzen mehr zu schaden als Männern. Die stressbedingte Form der Herzschwäche ist als Broken-Heart-Syndrom bekannt; in der Fachsprache heißt es Tako-Tsubo-Kardiomyopathie. Hierbei zeigen sich Veränderungen im Elektrokardiogramm (EKG) wie bei einem Herzinfarkt, die Pumpfunktion ist meist deutlich verringert und bestimmte Regionen der linken Herzkammer bewegen sich schlechter.

Dies kann unter anderem auf eine Überempfindlichkeit der sogenannten Betarezeptoren, die auf dem Herzen sitzen, zurückzuführen sein. Nicht selten werden Patientinnen mit Herzbeschwerden fälschlicherweise zu Psychiater:innen oder Psycholog:innen überwiesen.

Obwohl Frauen- und Männerherzen funktionell gleich aufgebaut sind – anatomisch sich allerdings ein wenig unterscheiden –, entwickeln sie sich im Laufe des Lebens unterschiedlich. Bei Frauen hängt die eingeschränkte Pumpfunktion der linken Herzkammer vor allem vom Alter ab und wird stark von Diabetes mellitus beeinflusst. Bei Männern spielt vor allem die sich verändernde Auswurfleistung selbst eine starke Rolle.

Das liegt unter anderem daran, dass Frauen bei einem Herzinfarkt sogenannte „atypische Schmerzen“ haben. Man weiß: Starke Schmerzen in der Brust mit Ausstrahlungen in den linken Arm sind typische Anzeichen für einen Herzinfarkt. Wer mit solchen Symptomen in eine Notaufnahme kommt, bekommt sofort eine zielgerichtete Diagnostik. Anders bei Frauen, und das hat Folgen. Mitunter tödliche.

Herzinfarkt zeigt sich bei Frauen anders

Viele unspezifische Symptome, die bei Frauen auftreten, können auf eine Herzerkrankung hindeuten, könnten allerdings auch andere Ursachen haben. So zum Beispiel Erschöpfung, Unwohlsein, Kurzatmigkeit, abnehmende Leistungsfähigkeit, Übelkeit sowie Rückenschmerzen. Das macht die richtige Diagnose anspruchsvoll. Ein drohender Herzinfarkt kann unter Umständen zu spät erkannt oder falsch gedeutet werden.

Bekommen Frauen einen Herzinfarkt, dann haben sie nämlich weder Schmerzen in der Brust noch ein Ziehen im linken Arm. Sie kämpfen eher mit Atemnot, mit Bauchschmerzen oder Erbrechen. Auch ein Ziehen zwischen den Schulterblättern kann ein Symptom sein, ebenso wie starke Schmerzen im Kiefer, die oft als Zahnweh missverstanden werden. Vor zwei Jahrzehnten ist es durchaus noch vorgekommen, dass man Frauen Zähne entfernt hat, obwohl sie eigentlich einen Herzinfarkt hatten.

Lifestyle und Vorsorge

Ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf ein gesundes Frauenherz ist vor allem die Kenntnis der geschlechtsspezifischen Risikofaktoren. Die klassischen Risikofaktoren (Rauchen, Fettstoffwechselstörung, Zuckerkrankheit und Bluthochdruck) spielen bei Männern und Frauen eine Rolle, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Achtsamkeit ist in vielerlei Hinsicht gefragt.

Für Frauen spielen zusätzlich Schwangerschaftskomplikationen (Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit während der Schwangerschaft) eine große Rolle. Rheumatische und Autoimmunerkrankungen treffen Männer und Frauen als Risikofaktoren für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gleichermaßen.

Alles in allem betrachtet geht es nicht nur um körperliche Fitness oder Aktivität und zum Beispiel das Vermeiden von Übergewicht, sondern auch um das seelische Gleichgewicht und die Vermeidung von emotionalem Stress. Besonders jenseits der Menopause sollten Frauen mehr auf sich achten und auch vermeintlich herzfernen Symptomen Beachtung schenken.

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