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Äußere Wendung bei Beckenendlage

Fünf Prozent aller Kinder liegen vor dem Geburtstermin mit dem Gesäß voran im Beckenausgang der Mutter. Diese Beckenendlage erschwert einen natürlichen Geburtsverlauf für Mutter und Kind. Ist eine normale Geburt so überhaupt möglich? Lesen Sie hier den Erfahrungsbericht von Rosalia W.

Frau hält Babyfüße

Nicht die gewünschte Geburtsposition

Rosalia W. ist in der 38. Woche schwanger und erwartet ihr erstes Kind. Bisher verlief die Schwangerschaft ohne große Komplikationen, jedoch wurde bei einer Ultraschalluntersuchung festgestellt, dass der Fötus in Beckenendlage – also mit dem Gesäß nach unten – im Mutterleib liegt. Eine Beckenendlage wird auch als Steißlage bezeichnet. Das Kind liegt dabei mit dem Kopf direkt unterhalb des Rippenbogens der Mutter. Die Beine des Babys können dabei entweder am Bauch in die Höhe geschlagen sein, oder es liegt mit einem oder beiden Füßen voran oder hockt mit den Füßen neben dem Steiß.

Manchmal können besondere Formen des mütterlichen Beckens oder der Gebärmutter, Myome (Wucherungen), zu wenig Fruchtwasser oder Probleme mit der Nabelschnur das Kind an der Drehung in die Schädellage hindern. Grundsätzlich ist eine natürliche Geburt aus dieser Lage möglich, aber bei bestimmten Kriterien sollte ein Kaiserschnitt erwogen werden. Rosalia W. wünschte sich aber eine natürliche Geburt – ohne Kaiserschnitt. Deswegen fragte sie ihre Gynäkologin um Rat.

Das Kind von außen drehen

Die Frauenärztin berichtete ihr von der Möglichkeit einer äußeren Wendung – eine Drehung des Kindes im Mutterleib – um das Baby in eine optimale Position zu bringen.

„Als ich mich nach dem Termin bei meiner Ärztin über Erfahrungsberichte im Internet informierte, stieß ich auf einen Zeitungsartikel über eine erfolgreich durchgeführte äußere Wendung am Helios Klinikum Niederberg. Der Artikel machte mir Mut und ich dachte, dass das eventuell auch für mich und mein Kind infrage kommen würde“, erinnert sich die Mutter.

Da sie zudem noch auf der Suche nach einer passenden Geburtsklinik war, stellte sie sich in der Klinik in Velbert vor und informierte sich über die Möglichkeit der äußeren Wendung. Nach einem ausführlichen Gespräch mit Dr. Gerd Degoutrie, in dem ihr die Chancen und Risiken einer von außen verursachten Drehung des Kindes im Mutterleib genau erklärt wurden, entschied sie sich für einen Versuch.

Von der Steiß- in die Schädellage

Die äußere Wendung ist ein Begriff aus der Geburtshilfe. Das Kind wird innerhalb der Gebärmutter von der Steiß- oder Querlage in die Schädellage gebracht. Dabei versucht eine/ein erfahrene/r Geburtshelfer:in durch die Bauchdecke, das Kind von außen zu drehen. Mit bestimmten Handgriffen soll der Fötus dazu bewegt werden, eine Rolle vorwärts zu machen, damit der Kopf im Becken der Mutter liegt und die Füße nach oben kommen.

In der Geburtsplanungssprechstunde wurde Rosalia W. per Ultraschall untersucht, um das Gewicht des Babys, die Fruchtwassermenge und die Anhaftungsstelle der Plazenta (Mutterkuchen) zu bestimmen. Dabei wird auch geprüft, ob die Nabelschnur eventuell den Hals des Kindes umschlungen hat. Die Risiken einer äußeren Wendung sind sehr gering. So kommt es nur bei unter einem Prozent der Fälle zu Komplikationen, die einen sofortigen Kaiserschnitt zur Folge hätten. Dennoch ist bei der Durchführung das komplette Team informiert und könnte im Notfall sofort handeln. Der Eingriff sollte deshalb auch erst ab der 37. Schwangerschaftswoche stattfinden, da zu diesem Zeitpunkt von einer entsprechenden Reife des Kindes auszugehen ist.

Beim zweiten Versuch dreht sich das Kind

Am Tag der äußeren Wendung wurde die werdende Mutter im Kreißsaal aufgenommen. Eine erneute Ultraschalluntersuchung und ein 30-minütiges CTG (Wehenschreiber) wurden gemacht. Im nächsten Schritt erhielt die junge Frau eine Infusion mit einem wehenhemmenden Mittel, damit die Gebärmutter für die Wendung weich ist und das Kind sich gut tasten lässt. Nach etwa 15 weiteren Minuten ging es dann los. Auf den Bauch wurde reichlich Ultraschallgel aufgetragen und er wurde massiert, um das Kind vorab zu stimulieren.

Danach wurde der Steiß des Kindes mit leicht rüttelnden Bewegungen nach oben geschoben, gleichzeitig mit der anderen Hand der Kopf vorsichtig nach unten gedreht, sodass das Kind den gewünschten Purzelbaum macht. „Das gelang aber nicht direkt, da das Kind sich offenbar nicht vorwärts drehen lassen wollte. Also versuchten wir das Köpfchen in die andere Richtung zu drehen – und siehe da: das Baby machte eine Rolle rückwärts und lag nun in der richtigen Position“, erinnert sich Dr. Gerd Degoutrie, damals Chefarzt, heute Leiter der Ambulanz für Pränataldiagnistik im Helios Klinikum Niederberg.

Natürliche Geburt

Die Mutter musste nach der äußeren Wendung noch eine Nacht in der Klinik bleiben, damit sie bei Komplikationen direkt hätte versorgt werden können.

„Ich war so erleichtert, als ich gemerkt habe, wie das Kind sich im Bauch dreht und einer natürlichen Geburt nun nichts mehr im Wege steht. Die Wendung war für mich komplett schmerzfrei. Ich habe vollstes Vertrauen zu Herrn Dr. Degoutrie und seinem Team gehabt und fühlte mich hier gut aufgehoben und gut beraten“, erzählt die Mutter.

Inzwischen durfte die Mutter das Krankenhaus wieder verlassen und der kleine Sohn Casper Theodor kam wenige Tage später, auf natürliche Weise, im Helios Klinikum Niederberg zur Welt.

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