Krampfadern: Mehr als ein kosmetisches Problem

Krampfadern: Mehr als ein kosmetisches Problem © Foto: gballgiggs von Adobe Stock

Sie schlängeln sich oft knotenförmig und treten unschön bläulich an den Unter- und Oberschenkeln oder in der Kniekehle hervor. Sie liegen dicht unter der Haut und sind (leider) meist gut sichtbar: Krampfadern.

Bei einer Varikose entwickeln sich mit der Zeit aus kleineren Besenreisern Krampfadern. (© Adobe Stock/Zlikovec)

Was als kosmetisches Problem beginnt, ist oft das erste Symptom einer ernstzunehmenden Venenerkrankung. Denn eine Varikose, wie das Krampfaderleiden auch genannt wird, ist chronisch und fortschreitend. Meist beginnt eine Varikose mit harmlosen kleinen Besenreisern, aus denen sich nach und nach erst Krampfadern entwickeln. Schwererwiegen die im weiteren Verlauf auftretenden Beschwerden: Die Beine fühlen sich abends müde an und die Knöchel sind – vor allem nach langem Stehen – merklich geschwollen. Diese Wassereinlagerungen wiederum können später Ursache für eine Stauungsdermatitis sein, bei der die Haut stark juckt. Bleibt ein Krampfaderleiden unbehandelt, kann es mit fortschreitendem Alter sogar zu einem offenen Bein führen. Aber auch Venenentzündungen und Thrombosen können gefährliche Begleiterscheinungen sein.

Wie es dazu kommt, erklärt Dr. Reza Ghotbi, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Helios Klinikum München West:

Beim gesunden Menschen nehmen Venen – mit Ausnahme der Lungenvenen – sauerstoffarmes Blut aus dem Gewebe auf und transportieren es zurück zum Herzen. Da die Venen hierbei gegen die Schwerkraft ‚arbeiten‘, werden die tiefen Beinvenen von umliegenden Muskelpumpen unterstützt. Außerdem sorgen sogenannte Venenklappen – vergleichbar mit einem Rückschlagventil – in allen Gefäßen dafür, dass das Blut nicht zurückfließen kann. Treten Krampfadern auf, ist es in diesem System bereits zum Rückstau gekommen.

Dr. med. Reza Ghotbi, Chefarzt Klinik für Gefäßchirurgie

Denn bei sichtbaren Krampfadern hat die Elastizität der Venen-Gefäßwände, meist bedingt durch eine genetische Disposition, bereits nachgelassen und die Venenklappen, die das Blut zum Herzen transportieren, schließen nicht mehr richtig. Deshalb staut sich das Blut und überdehnt die strapazierten Gefäßwände noch mehr. 

Bei Krampfadern schließen sich die Venenklappen nicht mehr. (© Eileen Hehn)

„Dem behandelnden Arzt,“ so Dr. Ghotbi, „stehen zahlreiche bewährte ambulante minimalinvasive oder operative Behandlungsmethoden zur Verfügung, um Krampfadern zu behandeln und so zumindest den Verlauf zu verlangsamen oder kurzfristig zu stoppen.“ Dabei richtet sich die Behandlungsempfehlung immer nach der individuellen Diagnose, die mit Hilfe von speziellen Ultraschalluntersuchungen gestellt wird. 

Grundsätzlich gilt: Behandelt werden sollten Krampfadern, die Beschwerden verursachen. Spätestens aber nach einer ersten Venenentzündung ist eine Therapie angezeigt. Aber auch eine Behandlung aus kosmetischen Gründen ist für die Betroffenen eine wichtige Option. Denn oft sind es noch junge Frauen, die nach der Schwangerschaft mit ersten Krampfadern zu kämpfen haben und unter den optischen Folgen leiden. Weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) machen das Bindegewebe während der Schwangerschaft nachgiebiger. Das ist für die Geburt wichtig, fördert aber die Entstehung von Krampfadern. Das ist ein Grund da-für, dass Frauen dreimal so häufig betroffen sind wie Männer. 

So beugen Sie Krampfadern vor:

  • Regelmäßige Bewegung: Spazieren, Wandern, Radfahren, Schwimmen oder auch Treppensteigen helfen, den Blutfluss im Bein anzuregen.
  • Achten Sie bei langem Sitzen darauf, Ihre Zehen regelmäßig zu bewegen.
  • Stehen Sie immer wieder kurz auf oder bewegen Sie im Sitzen Fuß und Zehen.
  • Vermeiden Sie es, schwere Lasten zu heben.
  • Legen Sie die Beine öfter hoch – am besten lagern Sie auch nachts Ihre Beine etwas höher, um die Gefäße zu entlasten.
  • Vermeiden Sie Hitze: Zu lange Sonnenbäder, heiße Badewannen oder Sauna sind mit Krampfadern nicht empfehlenswert.
  • Kompressionsstrümpfe waren lange Zeit wirkliche Liebestöter – mittlerweile gibt es sie aber in vielen attraktiven Farben. Durch solche Strümpfe kommt es erst gar nicht zu Schweregefühl und Schwellungen, denn der Rücktransport des Blutes wird unterstützt.
  • Wechselduschen und das Wassertreten in kaltem Wasser helfen ebenfalls, den Blutfluss anzuregen und Stauungen zu vermeiden.