Alzheimer – rätselhaftes Vergessen
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Alzheimer – rätselhaftes Vergessen

München

Mit zunehmendem Alter treten häufiger Gedächtnisprobleme auf. Aber wann ist Vergesslichkeit krankhaft? Anlässlich des Weltalzheimertages erklärt Dr. med. Wilfried Wüst, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Helios Klinikum München West, welche Faktoren das Risiko verringern an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, wie die Diagnose erfolgt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was ist der Unterschied zwischen Morbus Alzheimer und Demenz?
Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit dem Verlust der geistigen Funktionen wie Denken, Erinnern und Orientierung einhergehen. Der Morbus Alzheimer ist mit etwa 60 Prozent die häufigste Ursache einer Demenz. Sie führt dazu, dass in bestimmten Bereichen des Gehirns allmählich Nervenzellen und Nervenzellkontakte absterben.

Warum steigt die Zahl der Alzheimer-Erkrankten zunehmend?
In Deutschland sind laut der Deutschen Alzheimergesellschaft etwa 1,7 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen. Das Risiko einer klinisch manifesten Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter. Da die Zahl alter Menschen in den nächsten Jahren zunehmen wird, ist davon auszugehen, dass die Zahl der Menschen, die an Demenz und somit auch an Alzheimer erkranken, weiter steigt. 

Wie viel Vergesslichkeit ist normal? Und wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?
Ausgeprägte Vergesslichkeit mit Beeinträchtigung des Alltaglebens, Orientierungsprobleme in vertrauter Umgebung oder Verhaltensauffälligkeiten sind kein normales Altersphänomen, sondern Anlass zu einem Besuch beim Arzt. Fachleute können dann klären, ob die geistige Leistungskraft eines Menschen seinem Alter und seinen früheren Fähigkeiten entspricht oder ob die Vergesslichkeit auf eine Demenz hindeutet. Sollten sich Anhaltspunkte für eine Erkrankung ergeben, ist eine frühe Diagnose für den Betroffenen und seine Angehörigen wichtig.

Wie wird die Diagnose Alzheimer gestellt?
Die Diagnose dieser Erkrankung, die Lebenszeit und Lebensqualität reduziert, sollte sorgfältig gestellt werden. Neben der Erhebung der Krankheitsgeschichte, laborchemischen Untersuchungen (inclusive einer Analyse des Nervenwassers) und bildgebenden Verfahren (CCT, cMRT, PET, SPECT) ist die ausführliche neuropsychologische Diagnostik von zentraler Bedeutung. Mit dieser Kombination aus verschiedenen Untersuchungen und durch Ausschluss anderer Erkrankungen kann die Diagnose einer Alzheimer-Demenz gestellt werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Alzheimer-Krankheit ist bisher unheilbar. Es gibt trotz intensiver Forschung bislang kein Medikament, das den Verlust der Nervenzellen im Gehirn aufhalten kann. Trotzdem kann der Verlauf durch eine medikamentöse Behandlung verzögert und die Symptome gelindert werden. Um die Lebensqualität zusätzlich zu verbessern stehen auch nicht-medikamentöse Ansätze wie Musik- und Kunsttherapie sowie Logopädie und Ergotherapie zur Verfügung. Angehörigenberatung zu medizinischen Aspekten der Erkrankung, aber auch pflegerischen und rechtlichen Fragen der Weiterversorgung ist ebenfalls wichtig.

 

5 Tipps, um das Alzheimer-Risiko zu verringern

  • Gesunde Ernährung. Wichtig ist vor allem vitaminreiche Kost. Auch Fisch sollte jede Woche auf dem Speiseplan stehen.
  • Viel Bewegung. Regelmäßige Bewegung hält nicht nur den Körper, sondern auch den Geist in Form.
  • Geistige Aktivität. Lesen, das Erlernen und Sprechen von Fremdsprachen, kreative Aktivitäten oder auch das Lösen von Kreuzworträtseln halten geistig beweglich.
  • Soziale Kontakte. Soziale Beziehungen halten den Kopf rege, sind gut für das Selbstwertgefühl und steigern die Lebenserwartung.
  • Risikofaktoren vermeiden. Bluthochdruck, starkes Übergewicht, Diabetes und Depression – all diese Erkrankungen stehen in Zusammenhang mit späteren Demenzerkrankungen und sollten nicht nur aus diesem Grund konsequent behandelt werden.

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