Einen „normalen” Klinikalltag gibt es im Krankenhaus in Leisnig zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. „Normal” gibt es in einem Krankenhaus eigentlich nie, jeder Tag hat seine eigenen Gesetze, die Betreuung der Patienten kennt keine Routine. Doch so, wie sich die Arbeit der Ärzte und des Pflegepersonals im Augenblick darstellt, kannten es selbst die erfahrensten Mitarbeitenden des Hauses nicht.
Seit mehreren Wochen schon fährt die Klinik hart an der Grenze des Machbaren. Grund dafür ist einzig die Versorgung von Patienten, die eine Corona-Infektion mit schwerem Verlauf aufweisen. Deren Zahl, sagt Dr. Jan-Jakob Meyer, Chefarzt für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin, reiße einfach nicht ab. Im Regelfall weise die Helios Klinik Leisnig auf seiner Intensivstation zwölf Betten vor. Patienten die einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall hatten, die an Herzschwäche leiden, aber auch Patienten nach großen Operationen oder schweren Verletzungen, werden hier üblicherweise aufgenommen. Im Augenblick ist das aber nur noch bedingt möglich.
Körperliche Höchstleistung
Vielmehr muss die Klinik nun einen Großteil ihrer ITS-Betten für die Covid-Patienten bereitstellen. „Sie zu betreuen ist enorm zeit- und personalintensiv. Zudem ist es kräfteraubend. Ärzte, Gesundheits- und Krankenpfleger:innen, die auf einer solchen Station arbeiten, tragen spezielle Schutzkleidung, die den Bewegungsradius erheblich einschränkt und wenig atmungsaktiv ist. Wer hier seine Schicht absolviert, ist zum Feierabend körperlich am Ende”, verdeutlicht Dr. Meyer die Dramatik.
Bis zu fünf Personen sind nötig, um die auf einer Intensivstation liegenden Covid-Patienten in ihrem Bett zu drehen. Angeschlossen an ein Beatmungsgerät, unzählige Schläuche und nicht selten auch an Maschinen, die die Funktion der Nieren ersetzen, gilt es die Patienten 16 Stunden des Tages auf den Bauch zu legen. Ein medizinisch notwendiger Schritt, da in Bauchlage die Sauerstoffaufnahme der Lunge zumeist besser ist. Das zwischenzeitliche Wenden in die Rückenlage, ohne dabei die Schläuche zu entfernen, ist selbst im Teamwork ein Kraftakt. „Ein schlafender Körper, von dem keine Eigeninitiative oder Unterstützung ausgeht, wiegt gefühlt das Doppelte”, gibt der Mediziner Einblick in das Geschehen.