Diese Station ist eine Gemeinschaftsleistung

Diese Station ist eine Gemeinschaftsleistung

Lars Pauli ist seit 2013 im Helios Park-Klinikum Leipzig tätig. Der gelernte Gesundheits- und Krankenpfleger leitet die Intensivstation des Hauses. In den Monaten der zweiten Pandemiewelle übernimmt er im Tandem mit Tina Geppert die Stationsleitung der Covid-ITS im Haus.

Führen in Krisensituationen hat er in seinen Jahren der Intensivmedizin und seinem ehrenamtlichen Engagement gelernt. Doch eines wiederholt Lars Pauli eindringlich: Alles steht und fällt mit dem Team.

Als Lars Pauli sein Examen als Gesundheits- und Krankenpfleger absolviert, lässt er sich parallel zum Rettungssanitäter ausbilden. Diese Nebentätigkeit weicht mit den Jahren der Familie. Doch so ganz lässt ihn die Arbeit draußen nicht los: Als ehrenamtliche Einsatzkraft bei Großschadensereignissen leistet der Leiter einer Intensivstation regelmäßig seinen Beitrag. Obwohl er das besonnene Handeln in Extremsituationen beherrscht, unterscheidet sich das Pandemiegeschehen grundsätzlich von dem, was Lars Pauli gewohnt ist.

Das Großschadensereignis ist da, man fährt hin, erlebt diese Stresssituation, arbeitet sie sukzessiv ab und irgendwann ist es zu Ende (...) bei der Pandemie ist es eine wellenförmige Bewegung. Man hat die Situation für eine gewisse Zeit. Sie kommt und geht und man sieht das Ende nicht.

Lars Pauli, Gesundheits- und Krankenpfleger im Helios Park-Klinikum Leipzig

Führen im Tandem

Tina Geppert, Intensiv-Pflegefachkraft im Helios Park-Klinikum Leipzig

Kein Ende in Sicht – ein Faktor, der Lars Pauli zur Stationsleitung der Corona-ITS führt. Seine Tandempartnerin Tina Geppert leitet die Intensivstation zunächst allein. „Die Zahlen stiegen plötzlich exponentiell so stark und schnell, dass Tina sehr viel Zeit und Energie reingesteckt hat. Das geht nur bis zu einem gewissen Punkt.“ Um seine Kollegin in der Extremsituation zu unterstützen, wird Mitte Dezember 2020 beschlossen, die Stelle als rotierendes Tandemkonzept aufzuteilen. „Wenn man nicht auf sich aufpasst, braucht man jemanden, der einem dabei hilft. Und das funktioniert nun sehr gut. Wir achten beide aufeinander.“ Dabei geht es nicht immer darum, sich fachlich auszutauschen. Oft hilft es schon, die Gedanken klar zu äußern und einfach loszuwerden: „Manchmal reicht es, sich Luft zu machen oder gewisse Sachen zu erzählen, die man in einem anderen Kreis nicht erzählen darf oder möchte.“

Dieses Fingerspitzengefühl miteinander ist auch für den Umgang mit den Mitarbeitenden wichtiger denn je. Die Frage, wann jemand an seine Belastungsgrenze stößt und wie man die Pflegekräfte unterstützen kann, diese Grenze nicht zu überschreiten, ist tagesaktuell. Auf der einen Seite stehen Angebote durch die Kolleginnen und Kollegen der Psychiatrie zu Verfügung. Auf der anderen Seite beobachten Lars Pauli und Tina Geppert genau, „wann müssen wir jemanden rausnehmen, um sie oder ihn zu schützen?“ Die Herausforderung für den Stationsleiter ist die Vielfältigkeit der Aufgaben – alle mit höchster Priorität. Personalbesetzung und -motivation, Materialbeschaffung, Schutz der physischen und psychischen Gesundheit des Teams – und der eigenen. „Eine Gratwanderung, die auch drohte zu kippen. Genau das ist es, was einen sehr belastet.“

Enge Gemeinschaft – klinikübergreifend

Was Lars Pauli durch diese Grenzerfahrung trägt, ist die Unterstützung von allen Seiten. Er wird neben Tina Geppert auch von Sabrina Tischer und Marcus Franke des Leipziger Herzzentrums in der Leitung der Station unterstützt. Auch Mitarbeitende, auf die er sich vollkommen verlassen kann, Kolleg:innen anderer Stationen, die aushelfen, wo nur möglich:

Ich habe noch nie so viel Solidarität verspürt oder erlebt“, erzählt er berührt, „es kamen andere Abteilungen auf uns zu, ‚Ich habe hier noch jemanden übrig, den schicke ich dir rüber‘. Es wurde so viel zugesteuert. Das war beeindruckend.

Lars Pauli

Die fehlenden Erholungsphasen werden durch diese enge Gemeinschaft teilweise kompensiert. „Mir liegt es wirklich am Herzen, dass die Leute wissen, dass wir als Stationsleitung extrem dankbar sind“, sagt Lars Pauli stolz, „diese Unterstützung und Motivation – ohne die wäre es nicht gegangen. Es war eine gemeinsame Leistung.“

Für die glücklichen Momente sorgen in diesem bewegten Februar 2021 die simplen Dinge: Mal pünktlich die Arbeit verlassen und Zeit mit der Familie verbringen. Außerdem lassen die kleinen Meilensteine den Stationsleiter den gemeinsamen Weg weitergehen: „Ich freue mich über jeden Tag, der ohne große Komplikationen läuft. Das ist immer eine innere Erleichterung. Es motiviert weiterzumachen.“