„Fragen Sie meine Mutter – ich bin gerne zur Schule gegangen, war aber nie ein wirklich guter Schüler. Nach dem Abitur habe ich erst mal ein paar Jahre mit meinen Händen gearbeitet: Als Betriebsschlosser“, erzählt Gerhard Hindricks über seinen beruflichen Werdegang. Als sein Bruder –selbst Zahnarzt – ihm rät, Medizin zu studieren, habe er entgegnet „Nee, ich will doch was Vernünftiges machen!“ Während des folgenden Übergangsjobs im Krankentransport der Uniklinik Münster findet er jedoch Gefallen am Krankenhausalltag und gesteht sich ein: „Mensch, das macht ja richtig Spaß.“ Der damalige schwache Schüler ist heute Ärztlicher Direktor des Herzzentrums Leipzig und Leitender Arzt der Rhythmologie. Doch seit einem Jahr sitzt Gerhard Hindricks im Verwaltungsrat der Stadt – „eine Art Katastrophenebene“ beschreibt er selbst. Auch seine Arbeit im Herzzentrum hat sich seit Beginn der Pandemie grundlegend verändert.
„Im Januar 2020 habe ich das Geschehen mit Aufmerksamkeit wahrgenommen, aber ohne diese unfassbare globale Perspektive auch nur im Ansatz erkennen zu können“, erinnert sich Gerhard Hindricks zurück. Er hätte die Situation innerlich vorerst mit der Vogelgrippe verglichen. Das Virus sei ja nicht grundsätzlich neu gewesen und darum habe er sich keine weiteren Sorgen gemacht. „Dann kriegte ich einen Anruf vom Leipziger Oberbürgermeister mit der Frage, ob ich ihn mit zwei anderen Medizinern aus Leipzig im Verwaltungsrat der Stadt unterstützen würde“, erzählt er rückblickend. Als Überlegungen entstehen, auf der alten Messe Notkliniken aufzubauen, wird Professor Hindricks klar: „Jetzt wird’s ernst.“