Zwischen Integration und ITS - Kinderpflegekraft und Kulturbotschafterin

Zwischen Integration und ITS - Kinderpflegekraft und Kulturbotschafterin

Nach ihrer Ausbildung zur Kinderpflegekraft kommt Friederike von Lehe im November 2020 auf die Kinder-Intensivstation des Helios Herzzentrums. Kaum hat sie sich eingewöhnt, öffnet sich ihr Blick für neue Aufgaben und gesellschaftliches Engagement. Im Rahmen des Integrationsprogramms findet die Pflegekraft schnell ihre Rolle – diese heißt seit Neuestem: Kulturbotschafterin.

Vor ziemlich genau einem Jahr sitzt Friederike mir im Interview gegenüber und erzählt davon, wie aufregend die erste Zeit nach der Ausbildung ist und dass sie fühlt, die Kinder-ITS könnte genau das Richtige für sie sein. Im April 2022 sitzt mir eine junge Frau gegenüber, die weder zurückhaltend noch unerfahren anmutet. Friederike von Lehe wirkt, als sei sie angekommen: „Ich hatte das Gefühl, dass es wirklich einige Zeit dauert oder gedauert hat. Einerseits, um wirklich Routine in die pflegerischen Aufgaben zu bekommen, andererseits, um mich im Team zu verwurzeln. Wir sind mit sechs bis sieben Pflegekräften pro Schicht schließlich ein ziemlich großes Team“, erzählt die Kinderpflegekraft von der Anfangszeit auf der ITS. „Im Sommer letzten Jahres hatte ich dann das Gefühl, dass alles im Flow ist. Und das war wirklich ein schönes Gefühl!“

Das Integrationsprogramm wächst heran

Nach dem Gefühl des Angekommenseins schaltet sich ein Bedürfnis ein, das die junge Frau bereits kennt: „Ich habe generell einen ziemlich hohen Anspruch an mich selbst, mich gesellschaftlich oder politisch einzubringen und meine Freizeit nicht nur für meine Hobbies oder mich zu nutzen“, sagt sie überzeugt. „Ich hatte in Leipzig das Gefühl, dass es viele geflüchtete Menschen gibt, die es sehr schwer haben. Ich hatte Kontakt zu Leuten und finde es einfach toll zu hören, das andere sich einsetzen und sich gegenseitig helfen. Und dann habe ich den Flyer vom Helios Integrationsprogramm gesehen.“ Friederike von Lehe beschreibt sich selbst als international interessiert, hat ein Jahr in Ecuador gelebt und möchte Teil des Integrationsprozesses werden. Als Buddy und Mentorin begleitet sie in den folgenden Monaten ausländische Kolleginnen und Kollegen auf dem mutigen Weg in ein neues Leben. „Das Integrationsprogramm wurde hier im Standort erst 2020 ins Leben gerufen. Erst war es etwas poltrig, alles zu strukturieren. Doch als wir selbst zwei Brasilianerinnen auf Station bekamen, war klar, dass ich zuständig sein würde.“ Inzwischen sind die beiden brasilianischen Kolleginnen feste Teammitglieder und Konflikte gibt es keine mehr: „Allen ist bewusst, was deren Stand ist, was sie dürfen und nicht dürfen, wie der Plan weitergeht, wann sie ihre Deutschprüfung hatten und so weiter…“

Diversity, Kommunikation und ein warmes Willkommen

Seit Kurzem findet sich Friederike von Lehe in einer weiteren Rolle wieder – sie hat die Qualifizierung zur Kulturbotschafterin abgelegt. „Unsere Integrationsmanagerin Andrea hatte mir bei einem Treffen von der Weiterbildung erzählt und schickte mir wenig später eine Mail. Auch meine Teamleitung sprach mich nochmal drauf an, dass es doch sehr passend wäre. Und ich fand es selbst auch spannend und darum meldete ich mich an“, erinnert sich die Kinderpflegekraft an den Anstoß zu der Zusatzqualifizierung. In fünf Modulen vermittelt die Schulung Kenntnisse, die Mitarbeitende zur Integrationsbegleitung von Kolleg:innen mit Migrationserfahrung befähigen. Die Inhalte reichen von Diversity und kultureller Vielfalt, interkultureller Kommunikation und Konfliktmanagement bis hin zum warmen Willkommen in der Unternehmenskultur und dem Führen in internationalen Teams. „Es war schon lustig, weil ich meistens die einzige war, die medizinisch arbeiten muss. Die meisten Leute kamen aus sozialen oder pädagogischen Berufen und hatten Erfahrung mit dem Thema Integration. Aber ich war sehr positiv überrascht, wie gut die Seminare waren und wie viel Spaß sie mir bereitet haben.“

Ich hatte in Leipzig das Gefühl, dass es viele geflüchtete Menschen gibt, die es sehr schwer haben. Ich hatte Kontakt zu Leuten und finde es einfach toll zu hören, das andere sich einsetzen und sich gegenseitig helfen. Und dann habe ich den Flyer vom Helios Integrationsprogramm gesehen.

Friederike von Lehe, Kinderpflegekraft

Wissen in den Alltag überführen

Zurück im Berufsalltag stellt sich nun die Frage, wie Friederike von Lehe ihr neuerworbenes Wissen auf Station einbringen kann. Sie stellt selbst fest, dass der Fokus nun einmal ganz klar auf der Pflege der Patient:innen liegt. Und doch – Integration findet parallel immerzu statt und sobald sich die Situation ergibt, wird die Kinderpflegekraft sie nun noch besser erkennen und reagieren können. „Ich habe das Gefühl, dass ich vieles aus den Seminaren mitgenommen habe und es auch anwenden werde.“ Außerdem habe sie auch Kompetenzen mitgenommen, die sie themenungebunden einsetzen könne – so zum Beispiel die Konfliktbewältigung. Zum Abschluss erzählt Friederike, dass Integrationsmanagerin Andrea Rösler bereits das nächste Projekt in Planung hat: den interkulturellen Führerschein. Als sie davon erzählt, fügt sie lächelnd hinzu: „Ich finde es einfach total sympathisch, wie die Andrea das macht. Ich bin total begeistert, wie sehr sie hinterher ist und Energie reinsteckt. Ich glaube, das habe ich auch noch nie so richtig gesagt.“