„Unsere wichtigste Aufgabe war es Ängste zu nehmen“

„Unsere wichtigste Aufgabe war es Ängste zu nehmen“

Die Pandemie hat nicht nur die tägliche Arbeit des pflegerischen und ärztlichen Personals am Helios Standort Leipzig stark verändert. Bildungsreferentin Claudia Leuthäußer und zentrale Praxisanleiterin Stefanie Hippe stellten ihre Tätigkeiten letztes Jahr auf corona-spezifische Schulungen um. Praktisch und kurzfristig sollte es sein. Neben dem eigentlichen Wissenserwerb tragen die beiden Frauen nun dazu bei, Ängste zu lindern und Zuversicht beizubehalten. Nebenbei entstehen dabei Zukunftsvisionen, auf die sie mit Freude blicken.

Claudia Leuthhäusser

Claudia Leuthäußer ist seit 2006 am Helios Standort Leipzig tätig. Nach ihrer Zeit im Herzzentrum in der kardiologischen Tagesklinik und im EPU-Labor kam die medizinische Fachangestellte schließlich ins Bildungszentrum, wo sie heute als Bildungsreferentin angestellt ist: „Ich organisiere für den Helios Standort Leipzig alle Fort- und Weiterbildungen.“ Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin Stefanie Hippe kam 2011 auf die kardiologische Intensivstation im Herzzentrum Leipzig. Heute ist sie in der zentralen Praxisanleitung für den Helios Standort Leipzig tätig. „Seit 2019 gibt es das Konzept der Bezugspraxisanleitung. Wir sind einzelnen Auszubildenden zugeordnet und begleiten sie vom ersten Tag bis zum Examen“, erklärt Stefanie Hippe, „insgesamt betreuen wir am Standort 153 Azubis und Freiwillige.“

Kaffeefilter als FFP2-Ersatz – zu Übungszwecken

Mundschutz task force

Mit Beginn der Pandemie merken die beiden Frauen die Auswirkungen auf ihren Arbeitsalltag schnell. Die Veranstaltungen des Bildungszentrums werden abgesagt. In der zentralen Praxisanleitung wird die Verunsicherung der Azubis gegenüber der neuen Situation deutlich. „Wir fragten uns: Wie können wir die Mitarbeitenden jetzt trotzdem unterstützen? Wie können wir sie schulen? Wie schützen sie sich im Arbeitsalltag?“, erzählt Claudia Leuthäußer über die Bedenken der Anfangszeit 2020. Eine praktische Lösung musste her: „Wir haben an fünf Tagen in der Woche jeweils sechs bis sieben Kurse zum An- und Ausziehen der Schutzkleidung angeboten – so ging es über Wochen.“ FFP2-Masken waren zu Beginn der Pandemie rar und zu wertvoll, um sie nur zu Übungszwecken fernab der Stationen einzusetzen, wo sie wirklich gebraucht wurden. Die Bildungsreferentin wird kreativ: „Ich überlegte mir über Nacht 'Wie kann man eine Maske ersetzen?' Und kam auf unsere Kaffeefiltervariante als Übungsobjekt.“ Kurzerhand wurden die Kaffeefilter mit Schnippsgummis versehen und zum Schulen verwendet. „Ich denke, in dieser Zeit war unsere größte Aufgabe, die Ängste zu nehmen – besonders bei den Auszubildenden. Einfach, damit sie sich sicher fühlen und gut durch den neuen Klinikalltag kommen“, fasst Claudia Leuthäußer zusammen.

Die Angst vor dem Virus schwingt mit

2500 Mitarbeitende in kürzester Zeit schulen – das ist eine Mammutaufgabe. Viele der Teilnehmenden bieten an, ihre Teams eigenständig zu schulen. Diese Form der Solidarität zeichnet die Zeit aus. „Den Zusammenhalt in der Klinik spürt man ganz stark“, sagt Claudia Leuthäußer stolz. Besonders die enorme Unterstützung für die Covid-Stationen ist bemerkenswert. „Da arbeitet die Pflegedirektion mit einem Azubi oder mit dem Leiter der Schule zusammen“, reflektiert Stefanie Hippe, „das ist für mich die Quintessenz: Alle ziehen an einem Strang und sind füreinander da.“ Beide Frauen haben in den letzten Monaten an den Wochenenden auf Covid-Stationen ausgeholfen. Sie wissen, dass viele der Kolleginnen und Kollegen Angst vor dem Virus haben. Angst, sich selbst anzustecken oder – für viele von ihnen die größere Angst – andere anzustecken. Und trotzdem halten sie durch. „Ich habe mich entschieden auszuhelfen, weil ich einfach gesehen habe, dass die anderen müder wurden. Und da habe ich für mich gesagt, 'Egal, ob du jetzt deine Fünf-Tage-Woche schon hinter dir hast und es am Montag weitergeht: Du musst helfen'.“ Für die zentrale Praxisleiterin sei es auch wichtig, für ihre Auszubildenden präsent zu sein und zu zeigen: Ich arbeite mit euch. Ich bin an eurer Seite.

Digitale Treffen erleichtern vieles

Stefanie Hippe

Claudia Leuthäußer und Stefanie Hippe nehmen nicht nur den weitreichenden Teamspirit als positive Erfahrung aus der Pandemie mit. Beide finden in der massiven Umstellung auf Online-Zusammenkünfte große Vorteile. Zum einen können Schulungen so bundesweit um ein Vielfaches weniger aufwendig abgehalten werden. Zum anderen sind Bewerbungsgespräche niedrigschwelliger für beide Seiten. Perspektivisch freuen sich die beiden auf jedes bisschen Normalität, den nächsten Urlaub und vor allem auf eines: eine Riesenparty, sobald das wieder möglich ist. „Ich glaube, das wird nochmal viel, viel schöner, weil einfach so viel Dankbarkeit füreinander da ist. Und da trifft man dann auch die Leute aus den verschiedenen Bereichen wieder.“ Stefanie Hippe schließt mit aufrichtiger Stimme ab: „Ich möchte wirklich einfach ‚Danke‘ sagen – an alle. Ob es die Reinigungskraft ist, der Kollege aus der Technik oder die Kolleginnen und Kollegen auf den Stationen. Ihr leistet gerade Großes und das schon seit über einem Jahr!“