Der offenkundigen Wertschätzung, die Psychotherapeuten allerorts jetzt erfahren, wohnt letztlich ein erschreckender Gedanke bei. Was ist geschehen, dass die Zahl psychisch kranker Menschen in den vergangenen zwei Jahren derart drastisch anstieg? Um mehr als ein Viertel wuchs den Zahl an, was nicht nur Fachärzte, sondern ein komplettes Versorgungssystem bis heute an seine Belastungsgrenze führt.
Dabei ist Stress ein alltäglicher Bestandteil des Lebens. Ihn gelegentlich meistern zu müssen, ist nicht ungewöhnlich. Allerdings sind dieser Normalität Grenzen gesetzt. Der Schnittpunkt ist genau dann erreicht, wenn die Psyche einer Dauerbelastung ausgesetzt wird. Covid-19 hat das geschafft. Das Virus hat die Menschen weltweit in eine Krise geführt. Ohne Ankündigung, dafür mit maximaler Kraft. Ein guter Fahrplan, wie man diese Bedrohung dauerhaft bewältigen kann, existiert hingegen nicht. Stattdessen dringen immer mehr Ideen und Vorschläge an die Öffentlichkeit, die in ihrer Gesamtheit das Chaos zuweilen noch verstärken. Und als wäre das nicht genug, zwingt auch der Ukraine-Konflikt – ein Krieg im Herzen Europas – den Menschen neue Ängste auf.