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Familienstress durch Corona? Das muss nicht sein

Der Corona-Virus ist ein besonderer Stresstest auch für Familien. Wie lässt sich Krach zwischen Kindern und Eltern in Corona-Zeiten vermeiden? Wir haben Tipps vom Experten.

28. Januar 2021
Familienfreundlich

Herausforderung für alle

Kinder und Eltern leisteten zu Beginn der Pandemie heldenhaftes. Kinder verzichteten auf Kindergarten, Schule, Freizeitaktivitäten und insbesondere auf Freund:innen. Eltern waren gefordert Jobs, Haushalt, Erwartungen von Kindergärten, Schulen und natürlich ihre Kinder unter einen Hut zu bringen.

„Wenn Menschen längere Zeit beengt beieinander leben, bleiben Konflikte nicht aus“, betont Dr. Andries Korebrits, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Helios Park-Klinikum Leipzig. Nach Aussage des Experten belegen wissenschaftliche Studien, dass eine solche Isolation zu Problemen führen kann.  

7 Tipps für weniger Familienstress durch Corona

Mit diesen sieben Tipps kommen Familien entspannter durch die schwierige Zeit.

Tipp 1: Alltagsstruktur erhalten und Wochenplan aufstellen

Geborgenheit und Halt können durch eine klare Altersstruktur geschaffen werden. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen können die Tage vorausschauend und abwechslungsreich geplant werden - so lässt sich vorprogrammierter Ärger minimieren oder gar vermeiden.

Feste Zeiten für das Lernen, Spielen oder Angebote wie Malen, Singen oder Sport und Bewegung sind wichtig. Routinen, wann zum Beispiel die Mahlzeiten eingenommen werden, oder auch Zubettgeh-Rituale geben Sicherheit. Entspannungs- und Ruhezeiten dürfen natürlich auch nicht fehlen. Dies gilt auch für Eltern.

Tipp 2: Öfter telefonieren

Dass Konflikte dennoch unvermeidbar sind, stehe außer Frage so der Chefarzt. „Wer immer die räumliche Gelegenheit dazu hat, sollte sich Freiräume schaffen. Rückzugsräume helfen, die innere Ruhe wiederzufinden”, verdeutlicht Dr. Korebrits. Besonders für ältere Menschen, die ohnehin schon ein hohes Ansteckungsrisiko haben, ist es jetzt eine schwere Zeit. Für sie wäre deshalb regelmäßiger Telefonkontakt wichtig.

„Kinder, Enkel oder Freunde, jeder kann zum Hörer greifen. Andere skypen lieber oder nutzen die Dienste sozialer Medien.“

Die Mitmenschen außerhalb der eigenen Wohnungstür sollte man dennoch im Auge behalten, rät Korebrits: „Manche Eltern sind mit der aktuellen Situation überfordert, wodurch es bei ihnen auch zu häuslicher Gewalt kommen kann. Große Probleme mit dieser Konstellation können zudem Menschen bekommen, die bereits unter einer psychischen Erkrankung leiden.”

Tipp 3: Gemeinsame Aktivitäten

Gemeinsam spielen oder etwas unternehmen hilft, mit Stress und Spannung gut umzugehen. Eltern sollten dann „ganz da“ sein. Fernseher und Computer sind ausgeschaltet, über das Smartphone sind sie mal nicht erreichbar. Nur das Kind ist wichtig.

Tipp 4: Mediennutzung in Maßen

Digitale Kanäle sind oft die einzige Möglichkeit, Kontakt zu Freund:innen zu halten oder auch Schulunterricht zu bekommen, gerade bei Jugendlichen. Regeln zur Mediennutzung müssen neu verhandelt werden.

Wenn Lernzeiten beendet sind, spricht nichts gegen ein Onlinespiel mit Gleichaltrigen. Dabei darf das Augenmaß nicht verloren werden. Nur um Ruhe im Homeoffice haben zu können, dürfen nicht alle Prinzipien über Bord geworfen werden.

Tipp 5: Aufklären und Hygieneverständnis

Selbstverständlich müssen Kinder über die Gefährlichkeit des Coronaviruses altersentsprechend aufgeklärt werden. Dazu gehören auch Erklärungen der Wichtigkeit von Hygieneregeln und deren spielerisches einüben.

Kinder müssen zudem die Sinnhaftigkeit des Zuhausebleibens verstehen. Bedeutsam hierbei ist, dass Eltern ruhig und besonnen vorgehen. So sind sie für Kinder ein gutes Vorbild.

Tipp 6: Erlebnisberichte schreiben

„Wir leben gegenwärtig in einer sehr ungewöhnlichen Zeit”, resümiert der Mediziner. Diese biete aber auch neue Chancen. „Vielleicht ist das jetzt der perfekte Zeitpunkt, ein Tagebuch zu führen, seine Erlebnisse zu Papier zu bringen. Diese Methode hilft auch, um sich möglichen Ärger von der Seele zu schreiben”, empfiehlt Korebrits. „Mit etwas Bedacht, viel Umsicht und einem guten Plan lässt sich die derzeitige Situation für viele Familien gut und sicher überstehen, egal, wie lange sie andauert“, so der Experte abschließend.

Tipp 7: Hilfe suchen

Eltern sind gefordert, auf sich zu achten. Auch sie brauchen Menschen zur Unterstützung. Dies ist natürlich eine besondere Herausforderung für Alleinerziehende. Freund:innen oder eigene Eltern sind wichtig, genau wie bei ihren Kindern, auch wenn man nur über digitale Kanäle zusammen sein kann.

Gibt es größere Probleme wie starke Ängste, Traurigkeit oder aggressives Verhalten bei Kindern oder Jugendlichen, sollte das Einholen eines professionellen Rates selbstverständlich sein.

Dieser Artikel gibt den derzeitigen Wissensstand des zuletzt aktualisierten Datums wieder.

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