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Schrittmacher oder Defibrillator?

Schrittmacher und Defibrillatoren sind bekannte Techniken zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Doch welches Gerät ist eigentlich besser geeignet für Patient:innen? Das untersuchen Mediziner:innen des Herzzentrums Leipzig in der RESET-CRT-Studie.

Echokardiographie

Schrittmacher und Defibrillator im Vergleich

Selten verläuft ein neuer Weg geradlinig. Vielmehr tut sich schon bald eine Kreuzung auf, an der eine Entscheidungen gefordert ist. Dabei die richtige Wahl zu treffen, erfordert gleichermaßen Umsicht und Weitsicht. Ähnlich verhält es sich in der Medizin. Neue Behandlungsmethoden oder Medikamente sind nicht zwangsläufig ein Erfolgsgarant – es sei denn, man ist ständig nach ihrer Verbesserung oder Optimierung bestrebt.

„Doch Forschung strebt und ringt, ermüdend nie, nach dem Gesetz, dem Grund, Warum und Wie“, wird Goethe zitiert. An seiner Bedeutung hat der Ausspruch bis heute nichts verloren. „Wir forschen ständig“, betont deshalb auch Priv.-Doz. Dr. Nikolaos Dagres, Oberarzt der Abteilung für Rhythmologie am Herzzentrum Leipzig. Eines der aktuellen Forschungsprojekte, RESET-CRT, so der Mediziner, finde einmal mehr weltweite Beachtung. Mit diesem, durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderten und industrieunabhängigen Projekt, versuchen die Leipziger Ärzt:innen zu ergründen, welches Gerät für Patient:innen mit Herzinsuffizienz das für sie bessere ist.

„Zur Auswahl stehen der biventrikuläre Schrittmacher und der biventrikuläre Defibrillator“, erläutert Dr. Dagres. Beide Modelle haben die vorrangige Aufgabe, ein unkoordiniertes Zusammenziehen des linken Herzmuskels und damit eine verminderte Pumpleistung zu verbessern und eine normale Kontraktion herzustellen. Um das zu erreichen, stimuliert das Gerät die Herzkammer und sorgt so für einen gleichmäßigen Pumpvorgang. Dank dieser technischen Unterstützung gehen die Krankenhausaufenthalte herzinsuffizienter (herzschwacher) Patient:innen, aber auch die Quote damit verbundener Todesfälle nachweislich zurück.

Erkenntnisse werden kardiologische Leitlinien beeinflussen

Der Unterschied zwischen beiden Schrittmachervarianten besteht darin, dass eines der Geräte darüber hinaus bei Einsetzen lebensbedrohlicher Rhythmusstörungen das Herz mit einem Schock stimuliert. Allerdings, verdeutlicht Dr. Dagres, bestehe dabei auch das Risiko, dass die Auslösung dieses Schocks gar nicht notwendig sei und stattdessen eine unerwünschte Belastung des Körpers hervorruft.

Doch welchen Patient:innen soll man welches Gerät implantieren? Diese Frage wissen weltweit Herzspezialist:innen gegenwärtig nicht eindeutig zu beantworten. Umso interessierter warten sie auf das Ergebnis, zu dem das Herzzentrum in seiner vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses finanzierten randomisierten Studie kommt. „Unsere Arbeit wird somit maßgeblichen Einfluss auf die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie haben, an der sich die Kardiologen bei der Ausübung ihrer Arbeit orientieren“, betont Nikolaos Dagres.

Klinikübergreifende Zusammenarbeit

An der praktischen Umsetzung des Vorhabens wirken Patient:innen mit, denen nach dem Zufallssystem ein biventrikulärer Schrittmacher oder ein biventrikulärer Defibrillator implantiert wurden. Zuvor hatten sie ihre Bereitschaft an der Mitwirkung der Studie erteilt.

Die dabei gesammelten Daten werden durch die 112 kardiologischen Zentren, an denen die Eingriffe vorgenommen wurden, zur Auswertung nach Leipzig übermittelt. „Aktuell“, sagt Dr. Dagres, der Studienleiter Prof. Dr. Gerhard Hindricks, dem Ärztlichen Direktor und Leitenden Arzt der Abteilung Rhythmologie im Herzzentrum Leipzig als Stellvertreter zur Seite steht, „sind fast 1.000 Patienten in das Projekt involviert.“

Den prozentual größten Anteil deckt das Herzzentrum Leipzig ab. „Um ein konkretes Studienergebnis erzielen zu können, braucht es aber 1.356 Patienten“, verdeutlicht Dagres. „Aus diesem Grund wird es noch weitere ein bis zwei Jahre dauern, bevor wir ein abschließendes Resümee ziehen können.“

Ohne Partner geht es nicht

Dann aber werden Kardiolog:innen weltweit eine Entscheidungsstütze zur Auswahl des richtigen Schrittmachers haben, die ihrer Arbeit und dem Wohl der Patient:innen eine solide Basis gibt. Ihren Anteil daran haben zugleich die Barmer Krankenkasse und die Universität Lübeck , die dem Herzzentrum Leipzig anonymisierte Versorgungsdaten von Patient:innen zur Verfügung stellen beziehungsweise bei deren Auswertung helfen.

Der Leuchtturm, als der das Herzzentrum Leipzig sowohl in seiner Patientenarbeit als auch in der Forschung weltweit anerkennend gesehen wird, hat auch während der Coronakrise nichts an seiner Strahlkraft verloren. An ihm, so zeigt auch die neueste Studie, wird man sich weiter orientieren dürfen.

Hinweis der Redaktion: Die im Zitat gewählte männliche Form bezieht sich immer auch auf weibliche und diverse Personen, die ausdrücklich mitgemeint sind.

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