Vor ziemlich genau einem Jahr beginnt für Familie Kokert wie aus dem Nichts eine Odyssee. Im Frühjahr fällt Mama Meike auf, dass ihr zweijähriger Sohn Mailo beim Gehen schwankt. Als sich die motorischen Auffälligkeiten häufen, sucht sie den Kinderarzt auf. Und dann geht plötzlich alles ganz schnell: Einweisung ins Helios Klinikum Krefeld, das MRT noch am selben Tag zeigt einen Tischtennisball großen Tumor, der das Kleinhirn von Mailo wegdrückt. Es ist ein Medulloblastom - ein hochgradig bösartiger Tumor, dem mit allem, was die moderne Krebstherapie zu bieten hat, zu Leibe gerückt werden muss. Nach einer ersten Not-OP, wird wenige Tage später, während eines 13-stündigen Eingriffs der Tumor entfernt.
Danach beginnt eine lange Therapie. Im zurückliegenden Jahr waren Mailo und seine Mutter häufiger in der Klinik als zu Hause: Chemotherapie und Bestrahlung, dann Intensiv-Chemo an der Uni-Klinik in Essen, weitere Operationen. Immer wieder erhält Mailo Bluttransfusionen, um die Blutarmut, die durch die Chemos entsteht, auszugleichen. „Mailo war blass, müde und kraftlos. Nach den Transfusionen hatte er wieder Farbe im Gesicht und ich erahnte das fröhliche, aktive Kind, das er zuvor war. Ich konnte richtig sehen, wie mit dem Blut wieder Leben in mein Kind floss“, erinnert sich Mutter Meike an diese Momente.
Viele denken bei Spenderblut an die Versorgung von Unfallopfern, an große Operationen. Dabei benötigen viele Krebspatienten, die Chemotherapien erhalten, regelmäßig Blutkonserven. „Unsere Blutspender sind die stillen, lebensrettenden Begleiter der Krebspatienten,“ so Dr. Udo Voelker, Leiter der Blutspende am Helios Klinikum Krefeld. „Denn während der Krebstherapie können als Nebenwirkung auch teilungsfähige Stammzellen des Knochenmarks angegriffen werden, die sich zu roten Blutkörperchen entwickeln. Die Anzahl der roten Blutkörperchen sinkt dann und eine Anämie entsteht“. Der kleine Mailo hat bislang alleine in Krefeld 19 Transfusionen erhalten, auch in Essen wurde er mit Spenderblut versorgt. „Für die Spender ist es ein minimaler Aufwand, aber es hilft so sehr. Ich bin jedem dankbar, der sein Blut spendet. Mailo hätte die Therapie ohne diese Hilfe nicht überstanden“, ist sich die 39-Jährige Mutter sicher.
Momentan geht es Mailo gut, er hat genug Kraft, seinen großen Bruder Mats zu ärgern und mit Papa Marcus herumzutoben. Geheilt ist er noch nicht, aber nach über einem Jahr Ausnahmezustand, hat Familie Kokert hoffentlich das Schlimmste überstanden.