Ursachen für Schluckstörungen sind neurologische Erkrankungen (Trauma, Schlaganfall, Tumoren, fortschreitende Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson), gut- und bösartige Tumoren und Veränderungen im Kopf-Hals-Bereich, angeborene Erkrankungen (Fehlbildungen, z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, humangenetische Syndrome), Muskelerkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen. Bei vielen schweren Erkrankungen sind Schluckstörungen vorhanden: einige sind vorübergehend, viele sind bleibend.
Ernährung ist essentiell. Für die Versorgung unseres Körpers mit Nährstoffen und für unser soziales Miteinander. Einen Kaffee zu trinken, ein Restaurantbesuch bedeutet viel mehr als nur die Nahrungsaufnahme. Umso problematischer ist es, wenn sie misslingt oder nicht adäquat (in Zeit, in Sauberkeit, in Beweglichkeit, in Koordination, in Geräuschlosigkeit usw.) erfolgt.
Wir untersuchen die Nahrungsaufnahme vom Säuglingsalter an bis zum Hochbetagten, von Teller/Tasse über Mund – Rachen – Trennung in Luft- und Speiseweg - Speiseröhre bis in den Magen, ohne und mit zusätzlichen Beeinträchtigungen (z.B. Demenz, gesamtkörperliche Bewegungsstörung…), bei Menschen die selbständig essen oder gefüttert werden.
Bei einer Dysphagie können unterschiedliche Symptome vorkommen: z.B. Verbleiben der Nahrungsreste im Mund oder Rachen, Herauslaufen aus dem Mund oder nach hinten auf den Kehlkopf, unvollständiges Kauen oder Schlucken, reduzierter Schluckreflex, massiv erhöhter Würgreflex, Gefühl des Erstickens, Hustenreiz, Überschlucken in die Lungen etc.
Wir führen eine ausführliche Anamnese mit dem Patient und auch mit der Begleitperson (z.B. fütternde Eltern) durch. Wir schauen uns die Anatomie, die Nahrungsaufnahme und das Schlucken in Realität und mit Hilfe videoendoskopischer Techniken an (FEES: funktionelle endoskopische Schluckdiagnostik) und erläutern die Ergebnisse dem Patienten und ggf. dem Begleiter.
Wir beraten zu:
- Konsequenzen: Ist eine orale Ernährung überhaupt möglich? Nur unter Therapie? Mit Kanüle? Welche Form der künstlichen Ernährung?
- Den Fragen: Ist es eine Schluckstörung, eine Essstörung oder eine Fütterstörung?
- Therapie in der Logopädie: Körperhaltung, Nahrungspositionierung, bestimmte Schlucktechniken, bestimmte Nahrungskonsistenzen (z.B. Andicken der Nahrung), welcher therapeutische Schritt kann als nächster unternommen werden?
- Fortschritten im Schlucken: Dekanülierung möglich? Andere Nahrungskonsistenzen möglich? Normale Ernährung möglich?
- Zu Schluck-Hilfsmitteln: Gaumenplatte, spezielles Besteck
- Ggf. Operationen oder künstlicher Ernährung,
- Interdisziplinärer Schlucktherapie mit Physiotherapie, Hilfsmittelberatern, optimalen Hilfsmitteln, auch gesamtkörperlicher Haltung im Rollstuhl, Bett, Stehtrainer uvm., Neurologen zur medikamentösen Therapie, HNO-Ärzte zur operativen Therapie, Ergotherapeuten zur Hand-Mund-Koordination, Kieferorthopäden usw.
- Wir geben Hinweise zu Veränderungen in der Füttersituation
- Wir kooperieren mit stationären oder ambulanten Abteilungen zur Sondenentwöhnung, mit niedergelassenen Schlucktherapeuten/Logopäden, Atemtherapeuten und Physiotherapeuten zur kontinuierlichen Weiterbehandlung
Unsere Abteilung ist Teil der neurologischen Frührehabilitation, der Stroke Unit, des Weaning-Zentrums (Beatmungs-Entwöhnung) und der geriatrischen Frührehabilitation.