Zwar können nicht alle Schmerzauslöser an der Wirbelsäule ursächlich therapiert werden, mit Hilfe konservativer Verfahren gelingt es aber bei einer großen Mehrheit der Patienten, den Schmerzprozess effektiv zu durchbrechen und so den Reizzustand zu beruhigen. Dazu beigetragen hat eine veränderte Wahrnehmung und Beurteilung der Frage, welche anatomische Struktur an der Wirbelsäule schmerzursächlich sein kann. Gleiches gilt für den Stellenwert, den Mediziner mechanischen Entzündungen im Facetten- und Iliosakralgelenk beimessen – etwa als Ursache für Rückenschmerzen, die auch vorübergehend so schlimm sein können, dass sie Betroffene ans Bett fesseln. Ein typisches Beispiel für den Erfolg konservativer Therapien ist die Behandlung des akuten Bandscheibenvorfalls der Lendenwirbelsäule. Früher gehörte es zur klassisch-konservativen Therapie, Betroffene erst einmal unter Schmerzmitteln ins Bett zu legen. Heute heißt die Marschrichtung mittels medikamentöser Schmerztherapie in Aktivität zu bleiben.
Ziel ist es, die schmerzverursachenden Strukturen an der Wirbelsäule durch Bewegung und eine systematische Stärkung des muskulären Stützkorsetts zu entlasten und dem Körper Zeit zu verschaffen, den Bandscheibenvorfall mittels körpereigener Abwehrzellen und der Hilfe von Enzymen weicher zu machen und abzubauen.
Sind die konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft oder liegt ein Befund an der Wirbelsäule vor, der zwingend der operativen Intervention bedarf (Tumor, Infektion, Frakturen, Instabilitäten, erhebliche Achsverschiebungen), bieten wir ein breites Spektrum an operativen Techniken – von minimalinvasiven und mikrochirurgischen Eingriffen bis hin zu komplexen Rekonstruktionen der Wirbelsäule. Sollten die Veränderungen an der Wirbelsäule größere Operationen bis hin zum Ersatz mehrerer Wirbelkörper notwendig machen, kommt die Interdisziplinarität des Klinikums besonders zum Tragen. Die gebündelte chirurgische Fachkompetenz und die Rahmenbedingungen machen eine Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule, des Rückenmarks und des peripheren Nervensystems vom Übergang vom Schädel zur Halswirbelsäule bis zum Kreuz- und Steißbein möglich.
Wichtige Schwerpunkte bilden die schonenden minimal-invasiven und dynamischen Verfahren zur Behandlung von Frakturen, Entzündungen, Nervenwurzel- und Rückenmarkskompressionen, Tumoren sowie Bandscheibenvorfällen mit geringstmöglicher Beeinträchtigung und schnellstmöglicher Mobilisierung des Patienten. In Fällen, bei denen die Wirbelsäule auch von vorne (ventral) stabilisiert werden muss, verfügen wir bei diesen hochkomplexen Eingriffen ebenfalls über viel Expertise und zwar für alle Regionen der Wirbelsäule. Hier kommt uns die gute Zusammenarbeit mit unseren Gefäßchirurgen, Neurochirurgen, Thoraxchirurgen wie auch unseren Intensivmedizinern sehr zugute, sodass Sie als Patient davon ausgehen dürfen, die maximale Therapie, die Ihre Erkrankung im Bedarfsfall fordert, auch zu bekommen.
Aber nicht immer muss es die „große Chirurgie“ sein, die hilft. So können bei Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke oder Bandscheiben sowie dem sogenannten Wirbelgleiten die schmerzleitenden Nervenfasern minimal-invasiv durch Thermokoagulation oder Endoskopie verödet werden. Auch bei Wirbelkörpereinbrüchen aufgrund von Osteoporose wird der Wirbel in Schlüssellochtechnik mit Knochenzement aufgefüllt und aufgerichtet, ohne intakte Knochensubstanz zu zerstören.