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Gallenerkrankungen: Wenn ein kleines Organ Probleme bereitet

Wegen Bauchschmerzen in die Klinik? Ja, wenn sie regelmäßig vorkommen oder akut starke Schmerzen verursachen. Hinter vermeintlich harmlosen Bauchschmerzen im rechten Oberbauch stecken häufig Erkrankungen der Gallenblase. Welche Erkrankungen der Gallenblase es gibt, wie man sie erkennt und behandelt, haben wir für Sie zusammengefasst.

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Die Galle - kleines Organ mit großer Aufgabe

Die Gallenblase ist ein kleines, birnenförmiges Organ, das an der Unterseite der Leber hängt. In der Gallenblase werden die von der Leber produzierten Verdauungssäfte (Galle) gespeichert. Über den Hauptgallengang gelangen die Verdauungssäfte in den Darm und sind dort vor allem für die Fettverdauung zuständig. Die Galle kann durchaus Beschwerden verursachen. Neben leichten Schmerzen, kann es auch zu ernsten Erkrankungen in der Galle kommen.

Zu den häufigsten Erkrankungen der Galle zählen Gallensteine, Gallenblasen- oder Gallengangentzündungen. Den zahlenmäßig größten Anteil stellen dabei die Gallensteinleiden dar. Etwa jede/r Zehnte in Deutschland hat Gallensteine – Frauen sind fast doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Priv.-Doz. Dr. Thomas Armbrust, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie der Helios Klinik Herzberg/Osterode, erklärt: „Gallensteine entstehen, wenn feinste kristalline Bestandteile der Gallenflüssigkeit verklumpen. Dabei kann es sich um Cholesterine oder Bilirubin, dem Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs, handeln. Verspüren die Betroffenen keine Schmerzen, bedarf es in der Regel auch keiner Therapie. Wenn jedoch Schmerzattacken auftreten, besteht Handlungsbedarf, da die Schmerzen immer wieder kommen können und es zu einer Gallenblasenentzündung oder zur Verstopfung des Gallengangs kommen kann.“

Gallenblasensteine

Gerät die Gallenflüssigkeit aus dem Gleichgewicht, können sich Gallensteine bilden. Gallensteine oder Gallenblasensteine (Cholelithiasis) entstehen vor allem dann, wenn einzelne Bestandteile der Gallenflüssigkeit fest werden, sich sozusagen auskristallisieren.

Gallensteine sind weit verbreitet und machen den meisten Menschen keinerlei Beschwerden. Blockieren diese jedoch den Fluss der Gallenflüssigkeit, lösen sie Beschwerden aus: von mäßigen Schmerzen im rechten Oberbauch – vor allem nach üppigen Mahlzeiten – über ein Völlegefühl bis hin zu heftigen Gallenkoliken. Diese Kolikschmerzen treten meist im rechten Oberbauch auf und strahlen in Arme und den Rücken ab. Das Auftreten von Koliken geschieht schubweise.

Weitere Symptome sind Fieber, Schüttelfrost, Erbrechen oder eine Gelbfärbung von Augen und Haut (Ikterus). Gallensteine können verschiedene Ursachen haben. Begünstigt werden sie durch Übergewicht und eine familiäre Veranlagung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Gallengangsteine

Verstopft ein Gallenblasenstein den Hauptgallengang führt dies in der Regel zu einer Gelbsucht (Verschlussikterus). Meist bleibt der Stein im Mündungsbereich des Gallengangs im Zwölffingerdarm stecken, was zusätzlich zu einem Rückstau von Verdauungssäften in der Bauchspeicheldrüse führen kann: Ein zunächst harmloser Gallenstein kann dann eine gefährliche und schmerzhafte Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen.

Entzündliche Verengungen der Gallenwege

Die Gallengangsentzündung (Cholangitis) ist eine Entzündung der Gallenwege. Die Entzündung kann innerhalb oder außerhalb der Leber stattfinden.

Symptome sind Fieber, starke Schmerzen im Oberbauch, die bis in den Rücken strahlen können sowie eine Gelbfärbung der Haut.

Ursachen können von einer angeborenen, anatomischen Besonderheit herführen, aber ebenso von Gallensteinen, gutartigen Polypen der Gallenwegwände, Parasiten oder von einem Tumor kommen.

Chronische Entzündung der Gallengänge

Die Primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine seltene, chronisch verlaufende Entzündung der Gallengänge in der Leber. Durch diese Entzündung kann es zu Narbengewebe (Sklerose) an den Gallenwegen oder einer Vernarbung der Leber (Zirrhose) kommen.

Zusätzliche Symptome bei einer Cholangitis sind Gewichtabnahme, starker Juckreiz sowie allgemeines Unwohlsein, Müdigkeit und Leistungsschwäche.

Die Erkrankung tritt in circa 80 Prozent der Fälle gemeinsam mit der Autoimmunerkrankung Colitis Ulcerosa, einer chronischen Darmerkrankung, auf.

Was sind Gallengangstumore?

Bei den Gallengangstumoren handelt es sich um einen seltenen, jedoch bösartigen Tumor der Gallenwege. Er wächst vergleichsweise langsam an und streut dementsprechend spät.

Gutartige Tumore

Gallenblasenpolypen sind gutartige Wucherungen an der Gallenblasenwand und zunächst völlig ungefährlich. Werden Sie jedoch größer als ein Zentimeter, steigt das Risiko der Entartung. Es wird grundsätzlich empfohlen größere Polypen prophylaktisch zu entfernen. So können mögliche Komplikationen vorgebeugt werden.

Bösartige Tumore

Tumore an der Gallenblase oder dem Gallengang sind selten. Diese Krebserkrankungen bereiten sehr lange keine Probleme, weshalb sie erst bemerkt werden, wenn sie weit fortgeschritten sind. Meist werden Operation und Chemotherapie zur optimalen Behandlung empfohlen.

Diagnostik von Gallenerkrankungen

Um Galle- und Gallengangerkrankungen zu diagnostizieren, werden neben einer gründlichen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte), auch Tastuntersuchungen, Blutproben, Ultraschall und endoskopische Untersuchungen durchgeführt.

Tastuntersuchung

Oft zeigt sich die Leber bei einer Erkrankung der Galle druckempfindlich, weshalb Patient:innen mit Schmerzen auf eine vorsichtige Tastuntersuchung reagieren.

Blutwerte

Im Blut gibt es bestimmte Werte, wie beispielsweise erhöhte Bilirubinwerte, die auf eine Erkrankung der Galle hinweisen.

Ultraschall

Die Oberbauch-Sonografie wird häufig zur Diagnostik von Erkrankungen der Gallenblase eingesetzt. Schon kleine Kristallisationen von ein bis zwei Millimetern sind durch dieses bildgebende Verfahren gut zu erkennen.

Endosonographie

Durch den Mund wird – meist in Kurznarkose – ein medizinisches Gerät bis in den Dünndarm eingeführt. Die Endosonografie liefert Ultraschallbilder direkt aus der Gallengangsmündung. Durch die Wand des Zwölffingerdarms hindurch können somit Gallengang und gegebenenfalls Gallensteine begutachtet werden. Während dieser endoskopischen Ultraschalluntersuchung können bereits Gewebeproben entnommen werden.

Endoskopische Retrograde Cholangio Pankreatikoskopie (ERCP)

Diese Untersuchungsmethode liefert ebenfalls Bilder vom Inneren des Körpers. Mithilfe eines vorher verabreichten Kontrastmittels wird so vor allem das System der Drüsen- und Gallengangsysteme sichtbar gemacht. Ein weiterer Vorteil ist, dass bereits während der Untersuchung eine Behandlung (beispielsweise im Fall von verhindertem Gallenabfluss) möglich ist.

Magnetresonanz-Cholangio-Pankreatikographie (MRCP)

Das Magnetresonanz-Cholangio-Pankreatikographie ist eine spezielle Kernspintomografie, um die Gallenwege sichtbar zu machen.

Cholangioskopie

Zur direkten Untersuchung der Gallenwege steht uns mit der Cholangioskopie ein hochmodernes Verfahren zur Verfügung. Mit einem Mikroendoskop können wir eine Endoskopie (videooptische Untersuchung) innerhalb der nur wenige Millimeter großen Gallenwege durchführen.

Therapieoptionen von Gallenerkrankungen

Die Behandlung der Gallenblasenerkrankungen wird individuell für die Patient:innen festgelegt. Einige Krankheitsbilder lassen sich gut mit konservativen Maßnahmen behandeln, bei anderen Funktionsstörungen ist ein operativer Eingriff notwendig.

Dr. Anne Ackenhausen, Leitende Oberärztin der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Helios Klinik Herzberg/Osterode: „Die Gallenblase braucht man nicht unbedingt, denn sie ist nur ein Reservoir für die Gallenflüssigkeit. Ohne Gallenblase gibt es keinerlei Einschränkungen der Lebensqualität. Insbesondere können die Patient:innen nach der Operation wieder alles essen und trinken ohne Koliken zu bekommen.

Mithilfe moderner minimalinvasiver Chirurgie, der sogenannten Schlüssellochchirurgie, besteht die Möglichkeit, die Gallenblase schmerzarm zu entfernen. Durch feinste Zugänge und dank dünner Instrumente ist diese Operation für Patient:innen besonders schonend, da große Schnitte durch die Bauchdecke vermieden werden und Betroffene schnell wieder mobil und schmerzfrei sind.“

Wie Sie einer Gallenerkrankung vorbeugen können

Vielen Gallenerkrankungen geht eine genetische Vorbelastung voraus. Dennoch kann auch der Lebenswandel eine wichtige Rolle spielen, um Erkrankungen der Galle vorzubeugen beziehungsweise bei einer genetischen Disposition einer Erkrankung positiv entgegenzuwirken.

Unterstützende oder vorbeugende Maßnahmen für eine gesunde Galle können sein:

  • Übergewicht reduzieren
  • ballaststoffreiche Ernährung
  • kalorienarme Kost
  • frisches Obst und Gemüse
  • regelmäßige Bewegung
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