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Demenz-App: Wie „Auguste“ Betroffenen hilft

Sich nicht mehr erinnern zu können, das ist für Demenzkranke und ihre Angehörigen schlimm. Um die Erinnerung wieder anzuregen, kann eine Demenz-App helfen. „Auguste“ ist eine Spiele-App für Demenzkranke – die Reise in die Vergangenheit soll Patient:innen und Angehörige näher zusammenbringen.

Laughing Elderly Lady Using Tablet

Was kann die Demenz-App?

Demenz beginnt schleichend mit Erinnerungslücken und Orientierungsschwierigkeiten. Im späteren Stadium setzt das Kurzzeitgedächtnis weitestgehend aus, irgendwann erkennen Erkrankte ihre eigenen Kinder nicht mehr. Für Angehörige ist eine solche Situation genauso schlimm wie für die Patient:innen, manchmal sogar eine noch größere Belastung. Deshalb stellen sich viele Menschen die Frage: Wie kann ich die Zeit mit meinem erkrankten Angehörigen sinnvoll verbringen?

Eine mögliche Antwort liefert Dr. Konstantin Lekkos , Chefarzt der Klinik für Altersmedizin im Helios Klinikum Hildesheim. Gemeinsam mit seinem Stationsteam hat er eine App mit Spielen entwickelt, die auf Demenzerkrankte zugeschnitten sind. Mit „Auguste“ kann man Karten aufdecken wie beim klassischen Memory-Spiel, Wörter den entsprechenden Bildern zuordnen oder Bilderrätsel auflösen.

Das Besondere: Es können Fotos aus der eigenen Vergangenheit hochgeladen werden, um die Erinnerungen des Erkrankten anzuregen. Damit soll einerseits das Gehirn trainiert werden, viel wichtiger ist Dr. Lekkos aber: „Es geht um das Zwischenmenschliche.“

Wie funktioniert die Demenz-App?

Beim Starten der Demenz-App „Auguste“ erscheint die Spieleauswahl in der Optik eines Holztisches. „So einen Tisch haben viele der Patientinnen und Patienten zu Hause. Das Gerät verschmilzt für sie quasi mit dem Tisch und sie haben keine Berührungsängste. Einfache Strukturen sind wichtig für demente Menschen“, erklärt der Chef-Geriater des Hildesheimer Klinikums.

Vor etwa vier Jahren kam ihm die Idee zu einer App für Demenzkranke. „Angehörige fragen mich immer wieder, wie sie die Zeit mit dem Erkrankten sinnvoll verbringen können, anstatt einfach nur daneben zu sitzen. Als Technik-Interessierter kam mir dann eine Spiele-App in den Sinn“, erklärt Dr. Lekkos den Ansatz.

Seitdem hat sich die App immer weiterentwickelt, wurde mit Ideen aus dem Stationsteam der Altersmedizin und von Angehörigen ausgebaut. Es entstanden verschiedene Spiele in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen, zugeschnitten auf den jeweiligen Schweregrad der Erkrankung. Besonders wichtig war es den Entwickler:innen, dass die Nutzer:innen die Spiele individuell gestalten können. So können sie Bilder der eigenen Kinder, des Zuhauses oder anderer wichtiger Ereignisse aus dem Leben des Erkrankten in die App hochladen. Damit soll die Erinnerung der Patient:innen angeregt werden.

Demenz-App: Erinnerst du dich?

Wichtigster Effekt dabei ist nicht primär das Gehirntraining, sondern dass die Menschen anfangen zu erzählen – von früher, von den Situationen auf den Bildern. Sie kommen mit ihren Angehörigen ins Gespräch, können zusammen lachen und weinen. „Unser primäres Ziel ist es, Erkrankte und ihre Angehörigen wieder näher zueinander zu bringen“, so Dr. Lekkos. „Ich war überrascht, wie gut selbst schwerst-demente Patientinnen und Patienten mit der App und dem Tablet klarkommen. Viele wollten gar nicht mehr aufhören zu spielen.“

Woher kommt der Name „Auguste“?

Die technische Umsetzung der App übernahm der Schwager des Chefarztes als Thema für die Bachelorarbeit während seines Informatikstudiums. . Benannt ist das Programm nach Auguste Deter (1850-1906), bei der Alois Alzheimer 1901 erstmalig die Demenzerkrankung beschrieb.
Jetzt steht die Software zum kostenlosen Download für Apple- und Android-Geräte zur Verfügung.

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